Daß in den Blumen Honig stecket, Hat uns die Bien allein entdecket. Man kann auch Honig, ohne sie, Auch mit der allergrößten Müh, Unmöglich aus den Blumen bringen. Daß Milch aus Kräutern zu erzwingen, Wär unserm menschlichen Verstand Und blieb uns stetig unbekannt; Es zeigen solches unsre Küh. Auch wär unmöglich, ohne Vieh, Auf andre Weise, durch Filtriren, Durch Mengen und durch Distilliren, Mit noch so viel gemischten Sachen, Aus Gras und Kräutern, Milch zu machen. Natur hat zu derselben Wesen Nur eine Weise sich erlesen. Wenn nun in der Metallen Reich Auf eine gleiche Weise, gleich Die Anordnungen möglich wären, Jn Gold ein gröbers zu verkehren; Muß denn nicht jeder zugestehn, Dem Schöpfer der Natur zum Preise, Es könn, auf eine andre Weise, Als die Natur dazu ersehn, Mit keiner Möglichkeit geschehn?
Defi-
Beweisgrund gegen die Alchimiſten.
Beweisgrund gegen die Alchimiſten.
Daß in den Blumen Honig ſtecket, Hat uns die Bien allein entdecket. Man kann auch Honig, ohne ſie, Auch mit der allergroͤßten Muͤh, Unmoͤglich aus den Blumen bringen. Daß Milch aus Kraͤutern zu erzwingen, Waͤr unſerm menſchlichen Verſtand Und blieb uns ſtetig unbekannt; Es zeigen ſolches unſre Kuͤh. Auch waͤr unmoͤglich, ohne Vieh, Auf andre Weiſe, durch Filtriren, Durch Mengen und durch Diſtilliren, Mit noch ſo viel gemiſchten Sachen, Aus Gras und Kraͤutern, Milch zu machen. Natur hat zu derſelben Weſen Nur eine Weiſe ſich erleſen. Wenn nun in der Metallen Reich Auf eine gleiche Weiſe, gleich Die Anordnungen moͤglich waͤren, Jn Gold ein groͤbers zu verkehren; Muß denn nicht jeder zugeſtehn, Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe, Es koͤnn, auf eine andre Weiſe, Als die Natur dazu erſehn, Mit keiner Moͤglichkeit geſchehn?
Defi-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0391"n="367"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Beweisgrund gegen die Alchimiſten.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Beweisgrund<lb/>
gegen die Alchimiſten.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">D</hi>aß in den Blumen Honig ſtecket,</l><lb/><l>Hat uns die Bien allein entdecket.</l><lb/><l>Man kann auch Honig, ohne ſie,</l><lb/><l>Auch mit der allergroͤßten Muͤh,</l><lb/><l>Unmoͤglich aus den Blumen bringen.</l><lb/><l>Daß Milch aus Kraͤutern zu erzwingen,</l><lb/><l>Waͤr unſerm menſchlichen Verſtand</l><lb/><l>Und blieb uns ſtetig unbekannt;</l><lb/><l>Es zeigen ſolches unſre Kuͤh.</l><lb/><l>Auch waͤr unmoͤglich, ohne Vieh,</l><lb/><l>Auf andre Weiſe, durch Filtriren,</l><lb/><l>Durch Mengen und durch Diſtilliren,</l><lb/><l>Mit noch ſo viel gemiſchten Sachen,</l><lb/><l>Aus Gras und Kraͤutern, Milch zu machen.</l><lb/><l>Natur hat zu derſelben Weſen</l><lb/><l>Nur eine Weiſe ſich erleſen.</l><lb/><l>Wenn nun in der Metallen Reich</l><lb/><l>Auf eine gleiche Weiſe, gleich</l><lb/><l>Die Anordnungen moͤglich waͤren,</l><lb/><l>Jn Gold ein groͤbers zu verkehren;</l><lb/><l>Muß denn nicht jeder zugeſtehn,</l><lb/><l>Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe,</l><lb/><l>Es koͤnn, auf eine andre Weiſe,</l><lb/><l>Als die Natur dazu erſehn,</l><lb/><l>Mit keiner Moͤglichkeit geſchehn?</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Defi-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[367/0391]
Beweisgrund gegen die Alchimiſten.
Beweisgrund
gegen die Alchimiſten.
Daß in den Blumen Honig ſtecket,
Hat uns die Bien allein entdecket.
Man kann auch Honig, ohne ſie,
Auch mit der allergroͤßten Muͤh,
Unmoͤglich aus den Blumen bringen.
Daß Milch aus Kraͤutern zu erzwingen,
Waͤr unſerm menſchlichen Verſtand
Und blieb uns ſtetig unbekannt;
Es zeigen ſolches unſre Kuͤh.
Auch waͤr unmoͤglich, ohne Vieh,
Auf andre Weiſe, durch Filtriren,
Durch Mengen und durch Diſtilliren,
Mit noch ſo viel gemiſchten Sachen,
Aus Gras und Kraͤutern, Milch zu machen.
Natur hat zu derſelben Weſen
Nur eine Weiſe ſich erleſen.
Wenn nun in der Metallen Reich
Auf eine gleiche Weiſe, gleich
Die Anordnungen moͤglich waͤren,
Jn Gold ein groͤbers zu verkehren;
Muß denn nicht jeder zugeſtehn,
Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe,
Es koͤnn, auf eine andre Weiſe,
Als die Natur dazu erſehn,
Mit keiner Moͤglichkeit geſchehn?
Defi-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/391>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.