Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen aus der Anatomie.
Jndem ich sein Geschäfft erwege: So deucht mich, daß ich ihn
verspüre,

Daß ich ihm nahe sey, ja gleichsam, daß mein Geist diesen
Geist berühre.
An einer Ehrfurcht, welche sich in meinem ganzen Wesen
reget,

Wenn meine Seele seine Werke, mit rechter Achtsamkeit, erweget,
Erkenn ich seine Gegenwart. Wann aber dennoch meiner Seelen
Die, ihn noch näher zu erkennen, nothwendge Fähigkeiten fehlen:
Will ich doch thun, so viel ich kann, und meines Geistes rege
Kraft

Auf seine Wirkung wieder lenken, um den, der alles schuf und
schafft,

Jn der Betrachtung zu bewundern, zu loben, und ihn zu ver-
ehren,

Um seines großen Namens Ruhm, so viel an mir ist, zu ver-
mehren.

Weil, ob er es unmittelbar, wie, oder mittelbar verricht,
Was in der wirkenden Natur Bewundrungs-würdiges geschicht,
Jhm doch die Ehr allein gebührt, da er allein Kraft, Seyn
und Leben

Den Creaturen, welche geistig, auch welche körperlich, gegeben.


Be-
Betrachtungen aus der Anatomie.
Jndem ich ſein Geſchaͤfft erwege: So deucht mich, daß ich ihn
verſpuͤre,

Daß ich ihm nahe ſey, ja gleichſam, daß mein Geiſt dieſen
Geiſt beruͤhre.
An einer Ehrfurcht, welche ſich in meinem ganzen Weſen
reget,

Wenn meine Seele ſeine Werke, mit rechter Achtſamkeit, erweget,
Erkenn ich ſeine Gegenwart. Wann aber dennoch meiner Seelen
Die, ihn noch naͤher zu erkennen, nothwendge Faͤhigkeiten fehlen:
Will ich doch thun, ſo viel ich kann, und meines Geiſtes rege
Kraft

Auf ſeine Wirkung wieder lenken, um den, der alles ſchuf und
ſchafft,

Jn der Betrachtung zu bewundern, zu loben, und ihn zu ver-
ehren,

Um ſeines großen Namens Ruhm, ſo viel an mir iſt, zu ver-
mehren.

Weil, ob er es unmittelbar, wie, oder mittelbar verricht,
Was in der wirkenden Natur Bewundrungs-wuͤrdiges geſchicht,
Jhm doch die Ehr allein gebuͤhrt, da er allein Kraft, Seyn
und Leben

Den Creaturen, welche geiſtig, auch welche koͤrperlich, gegeben.


Be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0390" n="366"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Betrachtungen aus der Anatomie.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="29">
            <l>Jndem ich &#x017F;ein Ge&#x017F;cha&#x0364;fft erwege: So deucht mich, daß ich ihn<lb/><hi rendition="#et">ver&#x017F;pu&#x0364;re,</hi></l><lb/>
            <l>Daß ich ihm nahe &#x017F;ey, ja gleich&#x017F;am, daß mein Gei&#x017F;t die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Gei&#x017F;t beru&#x0364;hre.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="30">
            <l>An einer Ehrfurcht, welche &#x017F;ich in meinem ganzen We&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">reget,</hi></l><lb/>
            <l>Wenn meine Seele &#x017F;eine Werke, mit rechter Acht&#x017F;amkeit, erweget,</l><lb/>
            <l>Erkenn ich &#x017F;eine Gegenwart. Wann aber dennoch meiner Seelen</l><lb/>
            <l>Die, ihn noch na&#x0364;her zu erkennen, nothwendge Fa&#x0364;higkeiten fehlen:</l><lb/>
            <l>Will ich doch thun, &#x017F;o viel ich kann, und meines Gei&#x017F;tes rege<lb/><hi rendition="#et">Kraft</hi></l><lb/>
            <l>Auf &#x017F;eine Wirkung wieder lenken, um den, der alles &#x017F;chuf und<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chafft,</hi></l><lb/>
            <l>Jn der Betrachtung zu bewundern, zu loben, und ihn zu ver-<lb/><hi rendition="#et">ehren,</hi></l><lb/>
            <l>Um &#x017F;eines großen Namens Ruhm, &#x017F;o viel an mir i&#x017F;t, zu ver-<lb/><hi rendition="#et">mehren.</hi></l><lb/>
            <l>Weil, ob er es unmittelbar, wie, oder mittelbar verricht,</l><lb/>
            <l>Was in der wirkenden Natur Bewundrungs-wu&#x0364;rdiges ge&#x017F;chicht,</l><lb/>
            <l>Jhm doch die Ehr allein gebu&#x0364;hrt, da er allein Kraft, Seyn<lb/><hi rendition="#et">und Leben</hi></l><lb/>
            <l>Den Creaturen, welche gei&#x017F;tig, auch welche ko&#x0364;rperlich, gegeben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Be-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0390] Betrachtungen aus der Anatomie. Jndem ich ſein Geſchaͤfft erwege: So deucht mich, daß ich ihn verſpuͤre, Daß ich ihm nahe ſey, ja gleichſam, daß mein Geiſt dieſen Geiſt beruͤhre. An einer Ehrfurcht, welche ſich in meinem ganzen Weſen reget, Wenn meine Seele ſeine Werke, mit rechter Achtſamkeit, erweget, Erkenn ich ſeine Gegenwart. Wann aber dennoch meiner Seelen Die, ihn noch naͤher zu erkennen, nothwendge Faͤhigkeiten fehlen: Will ich doch thun, ſo viel ich kann, und meines Geiſtes rege Kraft Auf ſeine Wirkung wieder lenken, um den, der alles ſchuf und ſchafft, Jn der Betrachtung zu bewundern, zu loben, und ihn zu ver- ehren, Um ſeines großen Namens Ruhm, ſo viel an mir iſt, zu ver- mehren. Weil, ob er es unmittelbar, wie, oder mittelbar verricht, Was in der wirkenden Natur Bewundrungs-wuͤrdiges geſchicht, Jhm doch die Ehr allein gebuͤhrt, da er allein Kraft, Seyn und Leben Den Creaturen, welche geiſtig, auch welche koͤrperlich, gegeben. Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/390
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/390>, abgerufen am 24.11.2024.