Es scheinet zwar, ob könnten Sachen, Die körperlich, nur in die Theile, Die in uns körperlich, bloß einen Eindruck machen, Doch findet sich zugleich, daß man sich übereile.
Noch ist nicht ausgemacht, ob das, so körperlich, Von einem Geiste sich so weit entfern und trenne, Daß, ohne Geist, es gar bestehen könne. Noch minder ist der Stoff, draus unser Leib besteht, Vom Geist so gar entfernt, daß er nicht sollte spüren, Wenn körperliche Ding ihn körperlich berühren.
Warum denn scheiden wir, was die Natur verbindet? Warum, wenn Aug und Nas ein schönes Blümchen findet, Entfernet sich der Geist? Warum gedenkt man nicht, Jn seiner Lust, an den, der Lieblichkeit und Pracht Jn Blumen, und in uns so Nas als Auge macht? Warum empfinden wir nicht Triebe, Wenn wir, was lieblich, zierlich, schön, Empfinden, riechen, schmecken, sehn, Von Andacht, Dankbarkeit und Liebe, Von Dank, und von Erkenntlichkeit?
Geliebter Leser, stelle dir Einst eine solche Welt nur in Gedanken für, Jn welcher die Geschöpf, auf eine solche Weise, Von den Bewohnern, Gott zum Preise,
Jn
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Verbindung der Seelen und Sinnen.
Nothwendige Verbindung der Seelen und der Sinnen.
Es ſcheinet zwar, ob koͤnnten Sachen, Die koͤrperlich, nur in die Theile, Die in uns koͤrperlich, bloß einen Eindruck machen, Doch findet ſich zugleich, daß man ſich uͤbereile.
Noch iſt nicht ausgemacht, ob das, ſo koͤrperlich, Von einem Geiſte ſich ſo weit entfern und trenne, Daß, ohne Geiſt, es gar beſtehen koͤnne. Noch minder iſt der Stoff, draus unſer Leib beſteht, Vom Geiſt ſo gar entfernt, daß er nicht ſollte ſpuͤren, Wenn koͤrperliche Ding ihn koͤrperlich beruͤhren.
Warum denn ſcheiden wir, was die Natur verbindet? Warum, wenn Aug und Naſ ein ſchoͤnes Bluͤmchen findet, Entfernet ſich der Geiſt? Warum gedenkt man nicht, Jn ſeiner Luſt, an den, der Lieblichkeit und Pracht Jn Blumen, und in uns ſo Naſ als Auge macht? Warum empfinden wir nicht Triebe, Wenn wir, was lieblich, zierlich, ſchoͤn, Empfinden, riechen, ſchmecken, ſehn, Von Andacht, Dankbarkeit und Liebe, Von Dank, und von Erkenntlichkeit?
Geliebter Leſer, ſtelle dir Einſt eine ſolche Welt nur in Gedanken fuͤr, Jn welcher die Geſchoͤpf, auf eine ſolche Weiſe, Von den Bewohnern, Gott zum Preiſe,
Jn
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Verbindung der Seelen und Sinnen.
Nothwendige Verbindung
der Seelen und der Sinnen.
Es ſcheinet zwar, ob koͤnnten Sachen,
Die koͤrperlich, nur in die Theile,
Die in uns koͤrperlich, bloß einen Eindruck machen,
Doch findet ſich zugleich, daß man ſich uͤbereile.
Noch iſt nicht ausgemacht, ob das, ſo koͤrperlich,
Von einem Geiſte ſich ſo weit entfern und trenne,
Daß, ohne Geiſt, es gar beſtehen koͤnne.
Noch minder iſt der Stoff, draus unſer Leib beſteht,
Vom Geiſt ſo gar entfernt, daß er nicht ſollte ſpuͤren,
Wenn koͤrperliche Ding ihn koͤrperlich beruͤhren.
Warum denn ſcheiden wir, was die Natur verbindet?
Warum, wenn Aug und Naſ ein ſchoͤnes Bluͤmchen findet,
Entfernet ſich der Geiſt? Warum gedenkt man nicht,
Jn ſeiner Luſt, an den, der Lieblichkeit und Pracht
Jn Blumen, und in uns ſo Naſ als Auge macht?
Warum empfinden wir nicht Triebe,
Wenn wir, was lieblich, zierlich, ſchoͤn,
Empfinden, riechen, ſchmecken, ſehn,
Von Andacht, Dankbarkeit und Liebe,
Von Dank, und von Erkenntlichkeit?
Geliebter Leſer, ſtelle dir
Einſt eine ſolche Welt nur in Gedanken fuͤr,
Jn welcher die Geſchoͤpf, auf eine ſolche Weiſe,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/381>, abgerufen am 25.11.2024.
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