Da Adam vor dem Fall, im Paradeise, Kein ander Leben führen können, Als daß er frölich, Gott zum Preise, Die Güter, die er ihm gewürdiget zu gönnen, Genossen, sie mit Lust beachtet, Und, in der Vollenkommenheit Derselben, dessen Herrlichkeit, Der sie so wunderbar bereit, Für Freuden halb entzückt, betrachter, Einfolglich, wie wirs deutlich lesen, Jm Jrdischen in Gott vergnügt gewesen: So ist es wohl betrübt, daß, da wir noch auf Erden, Annoch so viele Wundergaben, Auch für dieselben Sinnen haben, Die uns der Schöpfer ja gelassen, Wir nicht dadurch gerühret werden; Wir weder Gottes Macht, noch seine Liebe fassen; Uns im geringsten nicht bestreben, Nach Möglichkeit, wie Adam dort, zu leben; Auch im geringsten nicht, zu jenen Herrlichkeiten, Die Gott uns geben wird, die Seele zu bereiten, Und allgemach uns zu den süssen Pflichten, Nicht wiederum bemüht seyn, einzurichten.
Denn das, womit wir uns, auf dieser Welt, bemühn, Wird uns, so bald wir todt, verlassen, von uns fliehn,
Als
Bereitung aufs Kuͤnftige.
Bereitung aufs Kuͤnftige.
Da Adam vor dem Fall, im Paradeiſe, Kein ander Leben fuͤhren koͤnnen, Als daß er froͤlich, Gott zum Preiſe, Die Guͤter, die er ihm gewuͤrdiget zu goͤnnen, Genoſſen, ſie mit Luſt beachtet, Und, in der Vollenkommenheit Derſelben, deſſen Herrlichkeit, Der ſie ſo wunderbar bereit, Fuͤr Freuden halb entzuͤckt, betrachter, Einfolglich, wie wirs deutlich leſen, Jm Jrdiſchen in Gott vergnuͤgt geweſen: So iſt es wohl betruͤbt, daß, da wir noch auf Erden, Annoch ſo viele Wundergaben, Auch fuͤr dieſelben Sinnen haben, Die uns der Schoͤpfer ja gelaſſen, Wir nicht dadurch geruͤhret werden; Wir weder Gottes Macht, noch ſeine Liebe faſſen; Uns im geringſten nicht beſtreben, Nach Moͤglichkeit, wie Adam dort, zu leben; Auch im geringſten nicht, zu jenen Herrlichkeiten, Die Gott uns geben wird, die Seele zu bereiten, Und allgemach uns zu den ſuͤſſen Pflichten, Nicht wiederum bemuͤht ſeyn, einzurichten.
Denn das, womit wir uns, auf dieſer Welt, bemuͤhn, Wird uns, ſo bald wir todt, verlaſſen, von uns fliehn,
Als
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Bereitung aufs Kuͤnftige.
Bereitung
aufs Kuͤnftige.
Da Adam vor dem Fall, im Paradeiſe,
Kein ander Leben fuͤhren koͤnnen,
Als daß er froͤlich, Gott zum Preiſe,
Die Guͤter, die er ihm gewuͤrdiget zu goͤnnen,
Genoſſen, ſie mit Luſt beachtet,
Und, in der Vollenkommenheit
Derſelben, deſſen Herrlichkeit,
Der ſie ſo wunderbar bereit,
Fuͤr Freuden halb entzuͤckt, betrachter,
Einfolglich, wie wirs deutlich leſen,
Jm Jrdiſchen in Gott vergnuͤgt geweſen:
So iſt es wohl betruͤbt, daß, da wir noch auf Erden,
Annoch ſo viele Wundergaben,
Auch fuͤr dieſelben Sinnen haben,
Die uns der Schoͤpfer ja gelaſſen,
Wir nicht dadurch geruͤhret werden;
Wir weder Gottes Macht, noch ſeine Liebe faſſen;
Uns im geringſten nicht beſtreben,
Nach Moͤglichkeit, wie Adam dort, zu leben;
Auch im geringſten nicht, zu jenen Herrlichkeiten,
Die Gott uns geben wird, die Seele zu bereiten,
Und allgemach uns zu den ſuͤſſen Pflichten,
Nicht wiederum bemuͤht ſeyn, einzurichten.
Denn das, womit wir uns, auf dieſer Welt, bemuͤhn,
Wird uns, ſo bald wir todt, verlaſſen, von uns fliehn,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/330>, abgerufen am 22.12.2024.
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