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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Traum-Gesicht.
Auch ihrer Traurigkeit,) sind nichts auf eurer Welt,
Als wie ein eitler Hauch der Ehren,
Als kurze Wollust, todtes Geld.
Wie kann so eitle Sucht, von ewig währnden Geistern,
Sich doch bemeistern?

Zu Anfangs kunnt ich, fuhr er fort,
Am allerwenigsten begreifen,
Zu welchem Endzweck doch an diesem Ort,
Bey ihrer kurzen Daur, sie Gold und Silber häufen?
Was Acker, Wiesen, Wald und Land,
Das anders nichts, als ein gehäufter Sand,
Doch einem solchen Wesen nützet,
Der einen ewigen vernünftgen Geist besitzet?
Was, dacht ich, heißt denn eigentlich,
Auf Erden haben, zugehören?
Und fand es hieß: Dieß Ding hab ich,
Und alle Welt muß es entbehren.
Auf solche Art, gedacht ich, setzet sich
Ein jedes Jch der Welt, gerad dem andern Jch entgegen.
Was Wunder, daß sich überall,
Von allen Seiten, Sturz und Fall,
Von allen, gegen alle regen!
Mir schienen eure Wiesen, Wälder,
Gebüsche, Thäler, Berg und Felder,
Worauf ihr geht, von keinem größern Werth,
Als wie der Wolken buntes Heer,
Das über euch in Lüften schwebend fährt.
Hierüber (ließ er mich durchs Auge ferner hören)
Gedacht ich anfangs gar, ob denn der Menschen Seelen,
Da sie sich bloß mit Tand beschäfftigen und quälen,
Den ewgen Geistern beyzuzählen,
Und ob sie wirklich auch unsterblich wären?
Aus
T 3

Traum-Geſicht.
Auch ihrer Traurigkeit,) ſind nichts auf eurer Welt,
Als wie ein eitler Hauch der Ehren,
Als kurze Wolluſt, todtes Geld.
Wie kann ſo eitle Sucht, von ewig waͤhrnden Geiſtern,
Sich doch bemeiſtern?

Zu Anfangs kunnt ich, fuhr er fort,
Am allerwenigſten begreifen,
Zu welchem Endzweck doch an dieſem Ort,
Bey ihrer kurzen Daur, ſie Gold und Silber haͤufen?
Was Acker, Wieſen, Wald und Land,
Das anders nichts, als ein gehaͤufter Sand,
Doch einem ſolchen Weſen nuͤtzet,
Der einen ewigen vernuͤnftgen Geiſt beſitzet?
Was, dacht ich, heißt denn eigentlich,
Auf Erden haben, zugehoͤren?
Und fand es hieß: Dieß Ding hab ich,
Und alle Welt muß es entbehren.
Auf ſolche Art, gedacht ich, ſetzet ſich
Ein jedes Jch der Welt, gerad dem andern Jch entgegen.
Was Wunder, daß ſich uͤberall,
Von allen Seiten, Sturz und Fall,
Von allen, gegen alle regen!
Mir ſchienen eure Wieſen, Waͤlder,
Gebuͤſche, Thaͤler, Berg und Felder,
Worauf ihr geht, von keinem groͤßern Werth,
Als wie der Wolken buntes Heer,
Das uͤber euch in Luͤften ſchwebend faͤhrt.
Hieruͤber (ließ er mich durchs Auge ferner hoͤren)
Gedacht ich anfangs gar, ob denn der Menſchen Seelen,
Da ſie ſich bloß mit Tand beſchaͤfftigen und quaͤlen,
Den ewgen Geiſtern beyzuzaͤhlen,
Und ob ſie wirklich auch unſterblich waͤren?
Aus
T 3
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[293/0317] Traum-Geſicht. Auch ihrer Traurigkeit,) ſind nichts auf eurer Welt, Als wie ein eitler Hauch der Ehren, Als kurze Wolluſt, todtes Geld. Wie kann ſo eitle Sucht, von ewig waͤhrnden Geiſtern, Sich doch bemeiſtern? Zu Anfangs kunnt ich, fuhr er fort, Am allerwenigſten begreifen, Zu welchem Endzweck doch an dieſem Ort, Bey ihrer kurzen Daur, ſie Gold und Silber haͤufen? Was Acker, Wieſen, Wald und Land, Das anders nichts, als ein gehaͤufter Sand, Doch einem ſolchen Weſen nuͤtzet, Der einen ewigen vernuͤnftgen Geiſt beſitzet? Was, dacht ich, heißt denn eigentlich, Auf Erden haben, zugehoͤren? Und fand es hieß: Dieß Ding hab ich, Und alle Welt muß es entbehren. Auf ſolche Art, gedacht ich, ſetzet ſich Ein jedes Jch der Welt, gerad dem andern Jch entgegen. Was Wunder, daß ſich uͤberall, Von allen Seiten, Sturz und Fall, Von allen, gegen alle regen! Mir ſchienen eure Wieſen, Waͤlder, Gebuͤſche, Thaͤler, Berg und Felder, Worauf ihr geht, von keinem groͤßern Werth, Als wie der Wolken buntes Heer, Das uͤber euch in Luͤften ſchwebend faͤhrt. Hieruͤber (ließ er mich durchs Auge ferner hoͤren) Gedacht ich anfangs gar, ob denn der Menſchen Seelen, Da ſie ſich bloß mit Tand beſchaͤfftigen und quaͤlen, Den ewgen Geiſtern beyzuzaͤhlen, Und ob ſie wirklich auch unſterblich waͤren? Aus T 3

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/317>, abgerufen am 24.11.2024.