Daß uns auf eine gleiche Weise, wie hier, in unsrer Lebens- zeit, Ein von uns nicht gesehnes Licht, manch ungespürte Herr- lichkeit Uns so, wie mich des Mondes Glanz, auch ungesehen könn' umgeben, Voll Schimmer gegenwärtig seyn, und unvermerket um uns schweben, Von dessen Herrlichkeit, so lang in uns die Lebens-Kerze brennt, Durchs nahe Sonnenlicht behindert, man den vorhandnen Glanz nicht kennt.
Wann aber Sonn und Hinderniß für uns verlöschen wird, und schwinden: Wird man, mit einem hellern Glanz, vermuthlich sich umge- ben finden; Weil ja weit näher und gewisser, als wie bey uns des Mon- des Schein, Des Schöpfers Herrlichkeit und Allmacht muß überall zuge- gen seyn, Die licht-und heller, wie die Sonne (so bloß nur zum Ge- brauch der Welt, Zum Nutzen schwacher Creaturen, und denen ganz unmöglich fällt, Das Licht der Gottheit zu ertragen) uns auf der Erden dar- gestellt.
Wenn wir zu einem andern Stande, nach unserm Abschied von der Erden, Von unserm schwachen Fleisch getrennt, nun fähig und ge- schickter werden,
Ein
Das unſichtbare Licht.
Daß uns auf eine gleiche Weiſe, wie hier, in unſrer Lebens- zeit, Ein von uns nicht geſehnes Licht, manch ungeſpuͤrte Herr- lichkeit Uns ſo, wie mich des Mondes Glanz, auch ungeſehen koͤnn’ umgeben, Voll Schimmer gegenwaͤrtig ſeyn, und unvermerket um uns ſchweben, Von deſſen Herrlichkeit, ſo lang in uns die Lebens-Kerze brennt, Durchs nahe Sonnenlicht behindert, man den vorhandnen Glanz nicht kennt.
Wann aber Sonn und Hinderniß fuͤr uns verloͤſchen wird, und ſchwinden: Wird man, mit einem hellern Glanz, vermuthlich ſich umge- ben finden; Weil ja weit naͤher und gewiſſer, als wie bey uns des Mon- des Schein, Des Schoͤpfers Herrlichkeit und Allmacht muß uͤberall zuge- gen ſeyn, Die licht-und heller, wie die Sonne (ſo bloß nur zum Ge- brauch der Welt, Zum Nutzen ſchwacher Creaturen, und denen ganz unmoͤglich faͤllt, Das Licht der Gottheit zu ertragen) uns auf der Erden dar- geſtellt.
Wenn wir zu einem andern Stande, nach unſerm Abſchied von der Erden, Von unſerm ſchwachen Fleiſch getrennt, nun faͤhig und ge- ſchickter werden,
Ein
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Das unſichtbare Licht.
Daß uns auf eine gleiche Weiſe, wie hier, in unſrer Lebens-
zeit,
Ein von uns nicht geſehnes Licht, manch ungeſpuͤrte Herr-
lichkeit
Uns ſo, wie mich des Mondes Glanz, auch ungeſehen koͤnn’
umgeben,
Voll Schimmer gegenwaͤrtig ſeyn, und unvermerket um uns
ſchweben,
Von deſſen Herrlichkeit, ſo lang in uns die Lebens-Kerze brennt,
Durchs nahe Sonnenlicht behindert, man den vorhandnen
Glanz nicht kennt.
Wann aber Sonn und Hinderniß fuͤr uns verloͤſchen wird,
und ſchwinden:
Wird man, mit einem hellern Glanz, vermuthlich ſich umge-
ben finden;
Weil ja weit naͤher und gewiſſer, als wie bey uns des Mon-
des Schein,
Des Schoͤpfers Herrlichkeit und Allmacht muß uͤberall zuge-
gen ſeyn,
Die licht-und heller, wie die Sonne (ſo bloß nur zum Ge-
brauch der Welt,
Zum Nutzen ſchwacher Creaturen, und denen ganz unmoͤglich
faͤllt,
Das Licht der Gottheit zu ertragen) uns auf der Erden dar-
geſtellt.
Wenn wir zu einem andern Stande, nach unſerm Abſchied
von der Erden,
Von unſerm ſchwachen Fleiſch getrennt, nun faͤhig und ge-
ſchickter werden,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/308>, abgerufen am 24.11.2024.
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