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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Die Hirsche.
Jch bewundere, mit Ehrfurcht, den, der solcher Glieder Pracht
Dieser Creatur geschenkt. Aber, wird nicht auch bedacht,
Rief ich, durch die Kunst gerührt, wie, durch etwas schwarze
Erde,

Solch ein Thier, als wenn es lebet, lebhaft vorgestellet werde?
Seht, es reget sich der Hals! seht, ihn krönet sein Geweih;
Seht, wie jede Muskel, selbst durch die Haut, zusehen sey.
Aus dem Auge guckt der Hirschgeist. Kann man seiner Läufte
Schalen

Härte, Glätt und Festigkeit deutlicher mit Farben malen?
Jn noch mehr, man sieht mit Lust, wie dieß Kunst - erfüllte
Blatt

Noch, vor allen andern Blättern, was besonders an sich hat.
Man sieht hier, durch Kunst, die Kunst sich mit der Natur
vereinen.

Jn der Bäume Perspectiv herrscht die Ordnung, und es scheinen
Hier die Bilder keine Bilder, sondern Körper, die versteint.
Wie nun alles, was man sieht, nach dem Aug-Punkt sich verkleint:
So vergrössert sich bey mir die Bewunderung der Kunst,
Und zugleich der Preis des Schöpfers, dessen Weisheit, Macht
und Gunst

Wir so manche Wissenschaft, geist-und körperliche Gaben,
So zur Lust, als auch zum Nutzen, bloß allem zu danken haben.
No. 12.
Auf diesem blumigt-flach-und lustigem Gefilde,
Wovon das Auge kaum die Fern ergründen kann,
Die Blicke den Verschieß kaum zu erreichen taugen,
Sieht man verwunderlich fast die Natur im Bilde,
Jm hier versammelten ganz unterschiednen Wilde.
Es
Die Hirſche.
Jch bewundere, mit Ehrfurcht, den, der ſolcher Glieder Pracht
Dieſer Creatur geſchenkt. Aber, wird nicht auch bedacht,
Rief ich, durch die Kunſt geruͤhrt, wie, durch etwas ſchwarze
Erde,

Solch ein Thier, als wenn es lebet, lebhaft vorgeſtellet werde?
Seht, es reget ſich der Hals! ſeht, ihn kroͤnet ſein Geweih;
Seht, wie jede Muskel, ſelbſt durch die Haut, zuſehen ſey.
Aus dem Auge guckt der Hirſchgeiſt. Kann man ſeiner Laͤufte
Schalen

Haͤrte, Glaͤtt und Feſtigkeit deutlicher mit Farben malen?
Jn noch mehr, man ſieht mit Luſt, wie dieß Kunſt - erfuͤllte
Blatt

Noch, vor allen andern Blaͤttern, was beſonders an ſich hat.
Man ſieht hier, durch Kunſt, die Kunſt ſich mit der Natur
vereinen.

Jn der Baͤume Perſpectiv herrſcht die Ordnung, und es ſcheinen
Hier die Bilder keine Bilder, ſondern Koͤrper, die verſteint.
Wie nun alles, was man ſieht, nach dem Aug-Punkt ſich verkleint:
So vergroͤſſert ſich bey mir die Bewunderung der Kunſt,
Und zugleich der Preis des Schoͤpfers, deſſen Weisheit, Macht
und Gunſt

Wir ſo manche Wiſſenſchaft, geiſt-und koͤrperliche Gaben,
So zur Luſt, als auch zum Nutzen, bloß allem zu danken haben.
No. 12.
Auf dieſem blumigt-flach-und luſtigem Gefilde,
Wovon das Auge kaum die Fern ergruͤnden kann,
Die Blicke den Verſchieß kaum zu erreichen taugen,
Sieht man verwunderlich faſt die Natur im Bilde,
Jm hier verſammelten ganz unterſchiednen Wilde.
Es
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[224/0248] Die Hirſche. Jch bewundere, mit Ehrfurcht, den, der ſolcher Glieder Pracht Dieſer Creatur geſchenkt. Aber, wird nicht auch bedacht, Rief ich, durch die Kunſt geruͤhrt, wie, durch etwas ſchwarze Erde, Solch ein Thier, als wenn es lebet, lebhaft vorgeſtellet werde? Seht, es reget ſich der Hals! ſeht, ihn kroͤnet ſein Geweih; Seht, wie jede Muskel, ſelbſt durch die Haut, zuſehen ſey. Aus dem Auge guckt der Hirſchgeiſt. Kann man ſeiner Laͤufte Schalen Haͤrte, Glaͤtt und Feſtigkeit deutlicher mit Farben malen? Jn noch mehr, man ſieht mit Luſt, wie dieß Kunſt - erfuͤllte Blatt Noch, vor allen andern Blaͤttern, was beſonders an ſich hat. Man ſieht hier, durch Kunſt, die Kunſt ſich mit der Natur vereinen. Jn der Baͤume Perſpectiv herrſcht die Ordnung, und es ſcheinen Hier die Bilder keine Bilder, ſondern Koͤrper, die verſteint. Wie nun alles, was man ſieht, nach dem Aug-Punkt ſich verkleint: So vergroͤſſert ſich bey mir die Bewunderung der Kunſt, Und zugleich der Preis des Schoͤpfers, deſſen Weisheit, Macht und Gunſt Wir ſo manche Wiſſenſchaft, geiſt-und koͤrperliche Gaben, So zur Luſt, als auch zum Nutzen, bloß allem zu danken haben. No. 12. Auf dieſem blumigt-flach-und luſtigem Gefilde, Wovon das Auge kaum die Fern ergruͤnden kann, Die Blicke den Verſchieß kaum zu erreichen taugen, Sieht man verwunderlich faſt die Natur im Bilde, Jm hier verſammelten ganz unterſchiednen Wilde. Es

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/248>, abgerufen am 23.11.2024.