Kaum hatt ich, inniglich gerühret, Zu meiner Lust und Gott zur Ehr, Den Schmuck betrachtet, und verspüret, Als ich darauf von ungefehr, Von meinem jetzt beschriebnen Stand, Mich gegen Osten umgewandt.
Mein Gott! welch einen hellen Stral Zeigt mir der Boden abermal; Er schien auch hier mit Glanz beflossen, Mit reinem Silber übergossen.
Woher? es kam der Glanz, das Prangen, Und dessen Silber - weisser Schein, Noch eins so hell, noch eins so rein, Durch den gefrornen Raum der Lüfte, Und durch die ganz zerstreuten Düfte. Zumal der ganz entwölkte Grund, Worin die volle Scheibe stund, Vom scharfen Frost so rein, so klar, Und Purpur-roth gefärbet war.
Dieß bildete sich gleicher Weise Jm Spiegel-gleichen glatten Eise, Wodurch ich denn auch hier befunde, Daß ich, auf einem hellen Grunde, Und ganz im Himmels-Glanze, stunde.
Wie lieblich und wie angenehm Mir dieser schöne Stand gewesen, Gäb ich dir, Leser, gern zu lesen, Zumal ich vor dem Frost bequem Bekleidet und gesichert stund, Und keine Kälte fühlen kunnt.
Allein
Winter-Gedanken.
Kaum hatt ich, inniglich geruͤhret, Zu meiner Luſt und Gott zur Ehr, Den Schmuck betrachtet, und verſpuͤret, Als ich darauf von ungefehr, Von meinem jetzt beſchriebnen Stand, Mich gegen Oſten umgewandt.
Mein Gott! welch einen hellen Stral Zeigt mir der Boden abermal; Er ſchien auch hier mit Glanz befloſſen, Mit reinem Silber uͤbergoſſen.
Woher? es kam der Glanz, das Prangen, Und deſſen Silber - weiſſer Schein, Noch eins ſo hell, noch eins ſo rein, Durch den gefrornen Raum der Luͤfte, Und durch die ganz zerſtreuten Duͤfte. Zumal der ganz entwoͤlkte Grund, Worin die volle Scheibe ſtund, Vom ſcharfen Froſt ſo rein, ſo klar, Und Purpur-roth gefaͤrbet war.
Dieß bildete ſich gleicher Weiſe Jm Spiegel-gleichen glatten Eiſe, Wodurch ich denn auch hier befunde, Daß ich, auf einem hellen Grunde, Und ganz im Himmels-Glanze, ſtunde.
Wie lieblich und wie angenehm Mir dieſer ſchoͤne Stand geweſen, Gaͤb ich dir, Leſer, gern zu leſen, Zumal ich vor dem Froſt bequem Bekleidet und geſichert ſtund, Und keine Kaͤlte fuͤhlen kunnt.
Allein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0212"n="188"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Winter-Gedanken.</hi></fw><lb/><lgn="14"><l>Kaum hatt ich, inniglich geruͤhret,</l><lb/><l>Zu meiner Luſt und Gott zur Ehr,</l><lb/><l>Den Schmuck betrachtet, und verſpuͤret,</l><lb/><l>Als ich darauf von ungefehr,</l><lb/><l>Von meinem jetzt beſchriebnen Stand,</l><lb/><l>Mich gegen Oſten umgewandt.</l></lg><lb/><lgn="15"><l>Mein Gott! welch einen hellen Stral</l><lb/><l>Zeigt mir der Boden abermal;</l><lb/><l>Er ſchien auch hier mit Glanz befloſſen,</l><lb/><l>Mit reinem Silber uͤbergoſſen.</l></lg><lb/><lgn="16"><l>Woher? es kam der Glanz, das Prangen,</l><lb/><l>Und deſſen Silber - weiſſer Schein,</l><lb/><l>Noch eins ſo hell, noch eins ſo rein,</l><lb/><l>Durch den gefrornen Raum der Luͤfte,</l><lb/><l>Und durch die ganz zerſtreuten Duͤfte.</l><lb/><l>Zumal der ganz entwoͤlkte Grund,</l><lb/><l>Worin die volle Scheibe ſtund,</l><lb/><l>Vom ſcharfen Froſt ſo rein, ſo klar,</l><lb/><l>Und Purpur-roth gefaͤrbet war.</l></lg><lb/><lgn="17"><l>Dieß bildete ſich gleicher Weiſe</l><lb/><l>Jm Spiegel-gleichen glatten Eiſe,</l><lb/><l>Wodurch ich denn auch hier befunde,</l><lb/><l>Daß ich, auf einem hellen Grunde,</l><lb/><l>Und ganz im Himmels-Glanze, ſtunde.</l></lg><lb/><lgn="18"><l>Wie lieblich und wie angenehm</l><lb/><l>Mir dieſer ſchoͤne Stand geweſen,</l><lb/><l>Gaͤb ich dir, Leſer, gern zu leſen,</l><lb/><l>Zumal ich vor dem Froſt bequem</l><lb/><l>Bekleidet und geſichert ſtund,</l><lb/><l>Und keine Kaͤlte fuͤhlen kunnt.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Allein</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[188/0212]
Winter-Gedanken.
Kaum hatt ich, inniglich geruͤhret,
Zu meiner Luſt und Gott zur Ehr,
Den Schmuck betrachtet, und verſpuͤret,
Als ich darauf von ungefehr,
Von meinem jetzt beſchriebnen Stand,
Mich gegen Oſten umgewandt.
Mein Gott! welch einen hellen Stral
Zeigt mir der Boden abermal;
Er ſchien auch hier mit Glanz befloſſen,
Mit reinem Silber uͤbergoſſen.
Woher? es kam der Glanz, das Prangen,
Und deſſen Silber - weiſſer Schein,
Noch eins ſo hell, noch eins ſo rein,
Durch den gefrornen Raum der Luͤfte,
Und durch die ganz zerſtreuten Duͤfte.
Zumal der ganz entwoͤlkte Grund,
Worin die volle Scheibe ſtund,
Vom ſcharfen Froſt ſo rein, ſo klar,
Und Purpur-roth gefaͤrbet war.
Dieß bildete ſich gleicher Weiſe
Jm Spiegel-gleichen glatten Eiſe,
Wodurch ich denn auch hier befunde,
Daß ich, auf einem hellen Grunde,
Und ganz im Himmels-Glanze, ſtunde.
Wie lieblich und wie angenehm
Mir dieſer ſchoͤne Stand geweſen,
Gaͤb ich dir, Leſer, gern zu leſen,
Zumal ich vor dem Froſt bequem
Bekleidet und geſichert ſtund,
Und keine Kaͤlte fuͤhlen kunnt.
Allein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/212>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.