Ein starker Nebel fiel, und ein verdickter Duft Erfüllte dergestalt die Luft, Daß unser Blick fast nichts, als was sehr nah, Und einen Schritt kaum von sich, sah.
Drauf fiel ein starker Frost, mit strengem Wüten ein; Es fror die ganze Nacht. So Fluth als Erde glich, an Härte, Stal und Stein. Früh sahe man darauf, in seiner wilden Pracht, Den Winter überall. Der rauhe Reif erfüllte Fast alles, was man sah, bedeckt, umgab, verhüllte, Das Feld, den Wald, das Land, die Häuser, Berg und Thal, Der Bäume Wipfel, Zweig und Sträucherchen, zumal Sich mit dem Reiffen noch ein dicker Schnee gehäuft, Daher denn, was man sah, beschneyt war und bereift. Es war der kleinste Zweig so dick fast, als ein Daum; Daher in jedem Baum Solch eine Dichtigkeit entstand, Daß man den Wipfel rund, und gleichsam noch belaubet, Jedoch, anstatt in grün-in weißer Zierde fand.
Die Bäume scheinen jetzt aus Silber recht gebildet, Wovon (wenn sie zumal Der Sonnen früh-und später Stral, Mit röthlich-gelbem Licht, zu treffen pflegt,) Die eine Hälfte läßt, als wäre sie vergüldet, Da denn ein achtsames Gemüth, Nicht ohne Lust, nicht sonder Freude,
Jn
Winter-Betrachtung.
Winter-Betrachtung.
Ein ſtarker Nebel fiel, und ein verdickter Duft Erfuͤllte dergeſtalt die Luft, Daß unſer Blick faſt nichts, als was ſehr nah, Und einen Schritt kaum von ſich, ſah.
Drauf fiel ein ſtarker Froſt, mit ſtrengem Wuͤten ein; Es fror die ganze Nacht. So Fluth als Erde glich, an Haͤrte, Stal und Stein. Fruͤh ſahe man darauf, in ſeiner wilden Pracht, Den Winter uͤberall. Der rauhe Reif erfuͤllte Faſt alles, was man ſah, bedeckt, umgab, verhuͤllte, Das Feld, den Wald, das Land, die Haͤuſer, Berg und Thal, Der Baͤume Wipfel, Zweig und Straͤucherchen, zumal Sich mit dem Reiffen noch ein dicker Schnee gehaͤuft, Daher denn, was man ſah, beſchneyt war und bereift. Es war der kleinſte Zweig ſo dick faſt, als ein Daum; Daher in jedem Baum Solch eine Dichtigkeit entſtand, Daß man den Wipfel rund, und gleichſam noch belaubet, Jedoch, anſtatt in gruͤn-in weißer Zierde fand.
Die Baͤume ſcheinen jetzt aus Silber recht gebildet, Wovon (wenn ſie zumal Der Sonnen fruͤh-und ſpaͤter Stral, Mit roͤthlich-gelbem Licht, zu treffen pflegt,) Die eine Haͤlfte laͤßt, als waͤre ſie verguͤldet, Da denn ein achtſames Gemuͤth, Nicht ohne Luſt, nicht ſonder Freude,
Jn
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Winter-Betrachtung.
Winter-Betrachtung.
Ein ſtarker Nebel fiel, und ein verdickter Duft
Erfuͤllte dergeſtalt die Luft,
Daß unſer Blick faſt nichts, als was ſehr nah,
Und einen Schritt kaum von ſich, ſah.
Drauf fiel ein ſtarker Froſt, mit ſtrengem Wuͤten ein;
Es fror die ganze Nacht.
So Fluth als Erde glich, an Haͤrte, Stal und Stein.
Fruͤh ſahe man darauf, in ſeiner wilden Pracht,
Den Winter uͤberall. Der rauhe Reif erfuͤllte
Faſt alles, was man ſah, bedeckt, umgab, verhuͤllte,
Das Feld, den Wald, das Land, die Haͤuſer, Berg und Thal,
Der Baͤume Wipfel, Zweig und Straͤucherchen, zumal
Sich mit dem Reiffen noch ein dicker Schnee gehaͤuft,
Daher denn, was man ſah, beſchneyt war und bereift.
Es war der kleinſte Zweig ſo dick faſt, als ein Daum;
Daher in jedem Baum
Solch eine Dichtigkeit entſtand,
Daß man den Wipfel rund, und gleichſam noch belaubet,
Jedoch, anſtatt in gruͤn-in weißer Zierde fand.
Die Baͤume ſcheinen jetzt aus Silber recht gebildet,
Wovon (wenn ſie zumal
Der Sonnen fruͤh-und ſpaͤter Stral,
Mit roͤthlich-gelbem Licht, zu treffen pflegt,)
Die eine Haͤlfte laͤßt, als waͤre ſie verguͤldet,
Da denn ein achtſames Gemuͤth,
Nicht ohne Luſt, nicht ſonder Freude,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/206>, abgerufen am 23.11.2024.
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