Jch ward dabey gewahr, wie eine sanfte Stille, Nunmehr das ebne Feld, zusamt der Luft, erfülle, Und daß die stille Macht zugleich mein Jnnres rühre, So daß ich eine Art von Ehrfurcht spüre.
Es gleitet Aug und Blick, so weit es reichen kann, Auf einer Ebne fort, wo weder Tiefen, Höhen, Noch etwas höckrichtes zu sehen. Schien erst das Feld voll Furchen, wie ein Meer, Voll aufgethürmter kleiner Wellen: So schien es nun, von allen Wellen leer, Ein stilles Meer, an Ebne, vorzustellen, Worauf ich doch, zu rechter Zeit, Nicht stille Wellen, wie vorhin, So gar in wirklicher Beweglichkeit, Ein reges Wellen-Heer aufs neu vermuthen bin, Und zwar ein Wellen-Heer voll Segen, Von dem, der im erwärmnden Sonnenschein, Und im erweichenden, ernährnden Regen, Von aller Fruchtbarkeit die Segensquell allein.
Ach! rief ich hier, voll Hoffnung und Vertrauen, "Ach! ewger Ursprung aller Dinge, "Von dem, was ist, sein Wesen bloß empfinge! "Ach! laß mich dieß gewünschte Wallen schauen, "Ach! laß mich an den güldnen Schätzen, "Die dieses güldne Meer uns reichen kann und zeigen, "Zu Deiner Ehr, o Herr! mich oft ergetzen, "Und, voll von frohem Dank, von Deinem Ruhm nicht schweigen!
Die
Herbſt-Ueberlegungen.
Jch ward dabey gewahr, wie eine ſanfte Stille, Nunmehr das ebne Feld, zuſamt der Luft, erfuͤlle, Und daß die ſtille Macht zugleich mein Jnnres ruͤhre, So daß ich eine Art von Ehrfurcht ſpuͤre.
Es gleitet Aug und Blick, ſo weit es reichen kann, Auf einer Ebne fort, wo weder Tiefen, Hoͤhen, Noch etwas hoͤckrichtes zu ſehen. Schien erſt das Feld voll Furchen, wie ein Meer, Voll aufgethuͤrmter kleiner Wellen: So ſchien es nun, von allen Wellen leer, Ein ſtilles Meer, an Ebne, vorzuſtellen, Worauf ich doch, zu rechter Zeit, Nicht ſtille Wellen, wie vorhin, So gar in wirklicher Beweglichkeit, Ein reges Wellen-Heer aufs neu vermuthen bin, Und zwar ein Wellen-Heer voll Segen, Von dem, der im erwaͤrmnden Sonnenſchein, Und im erweichenden, ernaͤhrnden Regen, Von aller Fruchtbarkeit die Segensquell allein.
Ach! rief ich hier, voll Hoffnung und Vertrauen, „Ach! ewger Urſprung aller Dinge, „Von dem, was iſt, ſein Weſen bloß empfinge! „Ach! laß mich dieß gewuͤnſchte Wallen ſchauen, „Ach! laß mich an den guͤldnen Schaͤtzen, „Die dieſes guͤldne Meer uns reichen kann und zeigen, „Zu Deiner Ehr, o Herr! mich oft ergetzen, „Und, voll von frohem Dank, von Deinem Ruhm nicht ſchweigen!
Die
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Herbſt-Ueberlegungen.
Jch ward dabey gewahr, wie eine ſanfte Stille,
Nunmehr das ebne Feld, zuſamt der Luft, erfuͤlle,
Und daß die ſtille Macht zugleich mein Jnnres ruͤhre,
So daß ich eine Art von Ehrfurcht ſpuͤre.
Es gleitet Aug und Blick, ſo weit es reichen kann,
Auf einer Ebne fort, wo weder Tiefen, Hoͤhen,
Noch etwas hoͤckrichtes zu ſehen.
Schien erſt das Feld voll Furchen, wie ein Meer,
Voll aufgethuͤrmter kleiner Wellen:
So ſchien es nun, von allen Wellen leer,
Ein ſtilles Meer, an Ebne, vorzuſtellen,
Worauf ich doch, zu rechter Zeit,
Nicht ſtille Wellen, wie vorhin,
So gar in wirklicher Beweglichkeit,
Ein reges Wellen-Heer aufs neu vermuthen bin,
Und zwar ein Wellen-Heer voll Segen,
Von dem, der im erwaͤrmnden Sonnenſchein,
Und im erweichenden, ernaͤhrnden Regen,
Von aller Fruchtbarkeit die Segensquell allein.
Ach! rief ich hier, voll Hoffnung und Vertrauen,
„Ach! ewger Urſprung aller Dinge,
„Von dem, was iſt, ſein Weſen bloß empfinge!
„Ach! laß mich dieß gewuͤnſchte Wallen ſchauen,
„Ach! laß mich an den guͤldnen Schaͤtzen,
„Die dieſes guͤldne Meer uns reichen kann und zeigen,
„Zu Deiner Ehr, o Herr! mich oft ergetzen,
„Und, voll von frohem Dank, von Deinem Ruhm nicht ſchweigen!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/202>, abgerufen am 23.11.2024.
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