Jndem der Acker überall, Bedecket und beleget stunde, Recht als mit glänzendem Krystall.
Viel Millionen Spinnenweben, Die sich bald senken und bald heben, Und durch der Fäden Glanz und die Bewegung, eben Jn einem wandelbaren Schein, Als wie der Tauben Hals, und Schweif an einem Pfauen, Jn ja so bunt-als hellem Glanz zu schauen, Und gleichfalls zu bewundern seyn. Woraus sich denn von neuen uns entdecket, Daß aller Farben Pracht, im Sonnenschein allein, Und nicht, wie man geglaubt, in irdschen Körpern stecket.
Es läßt, wenn man dieß alles übersieht, Als wenn sich, auch so gar das braune Land, bemüht, So wie das Kraut und Gras, im Thau nicht minder, Durch das Gespinst und Arbeit ihrer Kinder, Sich ebenfalls zu zieren, So unser Aug, als unser Herz zu rühren, Und in der Lust, zu Gott zu führen, Der aller Schönheit Quell und Pracht, Die Sonn, und ihre Farb und Licht hervorgebracht.
Jch sah darauf, mit Lust und mit Vergnügen, Das ganze Feld, so weit man sehen kunnt, Mit mehr, als zwanzig Pflügen, pflügen. Es schien, da alles hin und her, Bald einer in die Läng, ein andrer in die Queer, Mit sanften Schritten trieb, daß alles gleichsam schwebte, Und recht als wenn der Acker lebte.
Es mehrte sich der dunkle braune Grund, Und er vergrösserte sich sichtbarlich, Jndem, bey aller Pflüger Schritten,
Vom
Herbſt-Ueberlegungen.
Jndem der Acker uͤberall, Bedecket und beleget ſtunde, Recht als mit glaͤnzendem Kryſtall.
Viel Millionen Spinnenweben, Die ſich bald ſenken und bald heben, Und durch der Faͤden Glanz und die Bewegung, eben Jn einem wandelbaren Schein, Als wie der Tauben Hals, und Schweif an einem Pfauen, Jn ja ſo bunt-als hellem Glanz zu ſchauen, Und gleichfalls zu bewundern ſeyn. Woraus ſich denn von neuen uns entdecket, Daß aller Farben Pracht, im Sonnenſchein allein, Und nicht, wie man geglaubt, in irdſchen Koͤrpern ſtecket.
Es laͤßt, wenn man dieß alles uͤberſieht, Als wenn ſich, auch ſo gar das braune Land, bemuͤht, So wie das Kraut und Gras, im Thau nicht minder, Durch das Geſpinſt und Arbeit ihrer Kinder, Sich ebenfalls zu zieren, So unſer Aug, als unſer Herz zu ruͤhren, Und in der Luſt, zu Gott zu fuͤhren, Der aller Schoͤnheit Quell und Pracht, Die Sonn, und ihre Farb und Licht hervorgebracht.
Jch ſah darauf, mit Luſt und mit Vergnuͤgen, Das ganze Feld, ſo weit man ſehen kunnt, Mit mehr, als zwanzig Pfluͤgen, pfluͤgen. Es ſchien, da alles hin und her, Bald einer in die Laͤng, ein andrer in die Queer, Mit ſanften Schritten trieb, daß alles gleichſam ſchwebte, Und recht als wenn der Acker lebte.
Es mehrte ſich der dunkle braune Grund, Und er vergroͤſſerte ſich ſichtbarlich, Jndem, bey aller Pfluͤger Schritten,
Vom
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Herbſt-Ueberlegungen.
Jndem der Acker uͤberall,
Bedecket und beleget ſtunde,
Recht als mit glaͤnzendem Kryſtall.
Viel Millionen Spinnenweben,
Die ſich bald ſenken und bald heben,
Und durch der Faͤden Glanz und die Bewegung, eben
Jn einem wandelbaren Schein,
Als wie der Tauben Hals, und Schweif an einem Pfauen,
Jn ja ſo bunt-als hellem Glanz zu ſchauen,
Und gleichfalls zu bewundern ſeyn.
Woraus ſich denn von neuen uns entdecket,
Daß aller Farben Pracht, im Sonnenſchein allein,
Und nicht, wie man geglaubt, in irdſchen Koͤrpern ſtecket.
Es laͤßt, wenn man dieß alles uͤberſieht,
Als wenn ſich, auch ſo gar das braune Land, bemuͤht,
So wie das Kraut und Gras, im Thau nicht minder,
Durch das Geſpinſt und Arbeit ihrer Kinder,
Sich ebenfalls zu zieren,
So unſer Aug, als unſer Herz zu ruͤhren,
Und in der Luſt, zu Gott zu fuͤhren,
Der aller Schoͤnheit Quell und Pracht,
Die Sonn, und ihre Farb und Licht hervorgebracht.
Jch ſah darauf, mit Luſt und mit Vergnuͤgen,
Das ganze Feld, ſo weit man ſehen kunnt,
Mit mehr, als zwanzig Pfluͤgen, pfluͤgen.
Es ſchien, da alles hin und her,
Bald einer in die Laͤng, ein andrer in die Queer,
Mit ſanften Schritten trieb, daß alles gleichſam ſchwebte,
Und recht als wenn der Acker lebte.
Es mehrte ſich der dunkle braune Grund,
Und er vergroͤſſerte ſich ſichtbarlich,
Jndem, bey aller Pfluͤger Schritten,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/200>, abgerufen am 28.11.2024.
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