Wenn ich hierbey nun weiter gehe, Und da ich öfters, in der Nacht, Die tausendfach gefärbte Pracht, Von so viel tausend Sonnen, sehe; So deucht mich, daß dieß glaublich sey: So viel als Sonnen sind, daß auch so vielerley Verändrungen von Glanz, von Farben, und von Stralen, Jn einer jeglichen vorhanden seyn, Und daß sie wiederum, mit ganz verschiednem Schein, Die Welte, welche sie erleuchten, auch bemalen, So uns, wenn mans erwegt, zur Ehre Gottes leitet, Und seine Herrlichkeit in uns aufs neu verbreitet, Da, in der Unerschöpflichkeit, Der Grad- und Art- und Wechslungen des Lichts, Zur Lust des nie zufüllenden Gesichts, Ein Art von Vollenkommenheit, So einem Schöpfer würdig, glänzt, Die, wie er selber, unbegränzt.
Ein jedes Tröpfchen auf dem Anger Scheint jetzo gleichsam schwanger, Von lauter Licht, und bloß von Glanz und Schein Ganz angefüllt, und trächtig recht, zu seyn. Es fällt das bunt und helle Licht, Durch seines Zirkels obre Ründe; Wobey ich denn bewundernd finde, Daß es sich an der untern Ründe bricht, Und, voller Schimmer rückwerts stralet, Wodurch es sich um desto heller malet.
Nachhero ward ich auch so gar, Auf dem gepflügten Land, und dessen dunklem Grunde, Noch einen schönen Glanz, und bunten Schein gewahr.
Jn-
Herbſt-Ueberlegungen.
Wenn ich hierbey nun weiter gehe, Und da ich oͤfters, in der Nacht, Die tauſendfach gefaͤrbte Pracht, Von ſo viel tauſend Sonnen, ſehe; So deucht mich, daß dieß glaublich ſey: So viel als Sonnen ſind, daß auch ſo vielerley Veraͤndrungen von Glanz, von Farben, und von Stralen, Jn einer jeglichen vorhanden ſeyn, Und daß ſie wiederum, mit ganz verſchiednem Schein, Die Welte, welche ſie erleuchten, auch bemalen, So uns, wenn mans erwegt, zur Ehre Gottes leitet, Und ſeine Herrlichkeit in uns aufs neu verbreitet, Da, in der Unerſchoͤpflichkeit, Der Grad- und Art- und Wechslungen des Lichts, Zur Luſt des nie zufuͤllenden Geſichts, Ein Art von Vollenkommenheit, So einem Schoͤpfer wuͤrdig, glaͤnzt, Die, wie er ſelber, unbegraͤnzt.
Ein jedes Troͤpfchen auf dem Anger Scheint jetzo gleichſam ſchwanger, Von lauter Licht, und bloß von Glanz und Schein Ganz angefuͤllt, und traͤchtig recht, zu ſeyn. Es faͤllt das bunt und helle Licht, Durch ſeines Zirkels obre Ruͤnde; Wobey ich denn bewundernd finde, Daß es ſich an der untern Ruͤnde bricht, Und, voller Schimmer ruͤckwerts ſtralet, Wodurch es ſich um deſto heller malet.
Nachhero ward ich auch ſo gar, Auf dem gepfluͤgten Land, und deſſen dunklem Grunde, Noch einen ſchoͤnen Glanz, und bunten Schein gewahr.
Jn-
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Herbſt-Ueberlegungen.
Wenn ich hierbey nun weiter gehe,
Und da ich oͤfters, in der Nacht,
Die tauſendfach gefaͤrbte Pracht,
Von ſo viel tauſend Sonnen, ſehe;
So deucht mich, daß dieß glaublich ſey:
So viel als Sonnen ſind, daß auch ſo vielerley
Veraͤndrungen von Glanz, von Farben, und von Stralen,
Jn einer jeglichen vorhanden ſeyn,
Und daß ſie wiederum, mit ganz verſchiednem Schein,
Die Welte, welche ſie erleuchten, auch bemalen,
So uns, wenn mans erwegt, zur Ehre Gottes leitet,
Und ſeine Herrlichkeit in uns aufs neu verbreitet,
Da, in der Unerſchoͤpflichkeit,
Der Grad- und Art- und Wechslungen des Lichts,
Zur Luſt des nie zufuͤllenden Geſichts,
Ein Art von Vollenkommenheit,
So einem Schoͤpfer wuͤrdig, glaͤnzt,
Die, wie er ſelber, unbegraͤnzt.
Ein jedes Troͤpfchen auf dem Anger
Scheint jetzo gleichſam ſchwanger,
Von lauter Licht, und bloß von Glanz und Schein
Ganz angefuͤllt, und traͤchtig recht, zu ſeyn.
Es faͤllt das bunt und helle Licht,
Durch ſeines Zirkels obre Ruͤnde;
Wobey ich denn bewundernd finde,
Daß es ſich an der untern Ruͤnde bricht,
Und, voller Schimmer ruͤckwerts ſtralet,
Wodurch es ſich um deſto heller malet.
Nachhero ward ich auch ſo gar,
Auf dem gepfluͤgten Land, und deſſen dunklem Grunde,
Noch einen ſchoͤnen Glanz, und bunten Schein gewahr.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/199>, abgerufen am 22.11.2024.
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