Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Eine Viole Matronal im Herbst.
Eine Viole Matronal
im Herbst.
Wie ein kleiner weisser Stral,
Der durch grüne Zweige bricht,
Fiel mir jüngst ein nettes Spätling der Violen Matronal,
Spät im Herbst, noch im October, unvermuthet ins Gesicht.
Stutzt ich nun den Glanz zu sehen: Stutzt ich wirklich ja so sehr,
Und vergnügt, ergetzt, erquickte mich, an selbe fast noch mehr,
Durch den Balsam des Geruchs, den ich wunderstark verspürte,
Da er mir, nicht nur die Nase, wirklich Hirn und Seele, rührte,
So daß ich, vor Gott, im Geiste, ehrerbietig niedersank,
Alle Kräfte meiner Seelen auf Jhn, als den Schöpfer, lenkte,
Und ein von vergnügter Andacht angefülltes Herz Jhm schenkte,
Nebst dem Ausbruch meiner Lippen: Herr dir sey Lob,
Preis und Dank.


Eini-
Eine Viole Matronal im Herbſt.
Eine Viole Matronal
im Herbſt.
Wie ein kleiner weiſſer Stral,
Der durch gruͤne Zweige bricht,
Fiel mir juͤngſt ein nettes Spaͤtling der Violen Matronal,
Spaͤt im Herbſt, noch im October, unvermuthet ins Geſicht.
Stutzt ich nun den Glanz zu ſehen: Stutzt ich wirklich ja ſo ſehr,
Und vergnuͤgt, ergetzt, erquickte mich, an ſelbe faſt noch mehr,
Durch den Balſam des Geruchs, den ich wunderſtark verſpuͤrte,
Da er mir, nicht nur die Naſe, wirklich Hirn und Seele, ruͤhrte,
So daß ich, vor Gott, im Geiſte, ehrerbietig niederſank,
Alle Kraͤfte meiner Seelen auf Jhn, als den Schoͤpfer, lenkte,
Und ein von vergnuͤgter Andacht angefuͤlltes Herz Jhm ſchenkte,
Nebſt dem Ausbruch meiner Lippen: Herr dir ſey Lob,
Preis und Dank.


Eini-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0179" n="155"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Eine Viole Matronal im Herb&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eine Viole Matronal<lb/>
im Herb&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie ein kleiner wei&#x017F;&#x017F;er Stral,</l><lb/>
            <l>Der durch gru&#x0364;ne Zweige bricht,</l><lb/>
            <l>Fiel mir ju&#x0364;ng&#x017F;t ein nettes Spa&#x0364;tling der Violen Matronal,</l><lb/>
            <l>Spa&#x0364;t im Herb&#x017F;t, noch im October, unvermuthet ins Ge&#x017F;icht.</l><lb/>
            <l>Stutzt ich nun den Glanz zu &#x017F;ehen: Stutzt ich wirklich ja &#x017F;o &#x017F;ehr,</l><lb/>
            <l>Und vergnu&#x0364;gt, ergetzt, erquickte mich, an &#x017F;elbe fa&#x017F;t noch mehr,</l><lb/>
            <l>Durch den Bal&#x017F;am des Geruchs, den ich wunder&#x017F;tark ver&#x017F;pu&#x0364;rte,</l><lb/>
            <l>Da er mir, nicht nur die Na&#x017F;e, wirklich Hirn und Seele, ru&#x0364;hrte,</l><lb/>
            <l>So daß ich, vor Gott, im Gei&#x017F;te, ehrerbietig nieder&#x017F;ank,</l><lb/>
            <l>Alle Kra&#x0364;fte meiner Seelen auf Jhn, als den Scho&#x0364;pfer, lenkte,</l><lb/>
            <l>Und ein von vergnu&#x0364;gter Andacht angefu&#x0364;lltes Herz Jhm &#x017F;chenkte,</l><lb/>
            <l>Neb&#x017F;t dem Ausbruch meiner Lippen: <hi rendition="#fr">Herr dir &#x017F;ey Lob,</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Preis und Dank.</hi> </hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Eini-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0179] Eine Viole Matronal im Herbſt. Eine Viole Matronal im Herbſt. Wie ein kleiner weiſſer Stral, Der durch gruͤne Zweige bricht, Fiel mir juͤngſt ein nettes Spaͤtling der Violen Matronal, Spaͤt im Herbſt, noch im October, unvermuthet ins Geſicht. Stutzt ich nun den Glanz zu ſehen: Stutzt ich wirklich ja ſo ſehr, Und vergnuͤgt, ergetzt, erquickte mich, an ſelbe faſt noch mehr, Durch den Balſam des Geruchs, den ich wunderſtark verſpuͤrte, Da er mir, nicht nur die Naſe, wirklich Hirn und Seele, ruͤhrte, So daß ich, vor Gott, im Geiſte, ehrerbietig niederſank, Alle Kraͤfte meiner Seelen auf Jhn, als den Schoͤpfer, lenkte, Und ein von vergnuͤgter Andacht angefuͤlltes Herz Jhm ſchenkte, Nebſt dem Ausbruch meiner Lippen: Herr dir ſey Lob, Preis und Dank. Eini-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/179
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/179>, abgerufen am 22.12.2024.