Da wir nunmehr den kühlem Herbst, mit seinen Schätzen, wieder sehn; Da uns, um seine Pracht zu schauen, annoch die Augen offen stehn: So laßt uns doch, wie itzt die Welt, auf eine neue Weise, schön, Mit schuldiger Aufmerksamkeit, und aufgewecktem Sinn, be- trachten, Und dessen Weisheit, der die Welt in solcher Ordnung führt, erachten!
Jetzt lassen die bereits veränderten Gebüsche, Jm Schmuck, der minder nicht, als wie im Sommer, schön, Ein angenehm und liebliches Gemische, Von sanft gebrochnen Farben sehn. Gelb, röthlich, dunkelroth, hellgrün, und dunkelgrün, Formiret, wenn zumal auf sie die Sonne schien, Bald da, bald hie, Zu unsrer Augenlust, ein' holde Harmonie.
Nicht nur die Wipfel, Büsch und Hecken, So gar den Boden selbst, bedecken Gefärbte Blätter, die sie schmücken, Wie der Tapeten Pracht, so uns die Serer schicken.
Die mehrentheils im Herbst bedeckte Luft Erfüllet, wenn es still, ein falber Duft, Und eben dieser dient der Bäume bunten Pracht, Durch klare Dunkelheit, zu einem schönen Grunde, Der durch den Gegensatz sie dennoch mehr erhöht, Und, durch die Schwärze, schöner macht.
Wo-
Herbſt-Betrachtung.
Herbſt-Betrachtung.
Da wir nunmehr den kuͤhlem Herbſt, mit ſeinen Schaͤtzen, wieder ſehn; Da uns, um ſeine Pracht zu ſchauen, annoch die Augen offen ſtehn: So laßt uns doch, wie itzt die Welt, auf eine neue Weiſe, ſchoͤn, Mit ſchuldiger Aufmerkſamkeit, und aufgewecktem Sinn, be- trachten, Und deſſen Weisheit, der die Welt in ſolcher Ordnung fuͤhrt, erachten!
Jetzt laſſen die bereits veraͤnderten Gebuͤſche, Jm Schmuck, der minder nicht, als wie im Sommer, ſchoͤn, Ein angenehm und liebliches Gemiſche, Von ſanft gebrochnen Farben ſehn. Gelb, roͤthlich, dunkelroth, hellgruͤn, und dunkelgruͤn, Formiret, wenn zumal auf ſie die Sonne ſchien, Bald da, bald hie, Zu unſrer Augenluſt, ein’ holde Harmonie.
Nicht nur die Wipfel, Buͤſch und Hecken, So gar den Boden ſelbſt, bedecken Gefaͤrbte Blaͤtter, die ſie ſchmuͤcken, Wie der Tapeten Pracht, ſo uns die Serer ſchicken.
Die mehrentheils im Herbſt bedeckte Luft Erfuͤllet, wenn es ſtill, ein falber Duft, Und eben dieſer dient der Baͤume bunten Pracht, Durch klare Dunkelheit, zu einem ſchoͤnen Grunde, Der durch den Gegenſatz ſie dennoch mehr erhoͤht, Und, durch die Schwaͤrze, ſchoͤner macht.
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Herbſt-Betrachtung.
Herbſt-Betrachtung.
Da wir nunmehr den kuͤhlem Herbſt, mit ſeinen Schaͤtzen,
wieder ſehn;
Da uns, um ſeine Pracht zu ſchauen, annoch die Augen offen ſtehn:
So laßt uns doch, wie itzt die Welt, auf eine neue Weiſe, ſchoͤn,
Mit ſchuldiger Aufmerkſamkeit, und aufgewecktem Sinn, be-
trachten,
Und deſſen Weisheit, der die Welt in ſolcher Ordnung fuͤhrt,
erachten!
Jetzt laſſen die bereits veraͤnderten Gebuͤſche,
Jm Schmuck, der minder nicht, als wie im Sommer, ſchoͤn,
Ein angenehm und liebliches Gemiſche,
Von ſanft gebrochnen Farben ſehn.
Gelb, roͤthlich, dunkelroth, hellgruͤn, und dunkelgruͤn,
Formiret, wenn zumal auf ſie die Sonne ſchien,
Bald da, bald hie,
Zu unſrer Augenluſt, ein’ holde Harmonie.
Nicht nur die Wipfel, Buͤſch und Hecken,
So gar den Boden ſelbſt, bedecken
Gefaͤrbte Blaͤtter, die ſie ſchmuͤcken,
Wie der Tapeten Pracht, ſo uns die Serer ſchicken.
Die mehrentheils im Herbſt bedeckte Luft
Erfuͤllet, wenn es ſtill, ein falber Duft,
Und eben dieſer dient der Baͤume bunten Pracht,
Durch klare Dunkelheit, zu einem ſchoͤnen Grunde,
Der durch den Gegenſatz ſie dennoch mehr erhoͤht,
Und, durch die Schwaͤrze, ſchoͤner macht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/172>, abgerufen am 22.12.2024.
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