Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

caprifolivm.
Der aus verschiednen kleinen Knöpfen, die all gekrönet sind,
bestehen,
Aus welchen wir, in netter Ründe, vollkommen einen Blumen-
strauß,

Von gelb- und roth- und weissen Blumen, in einer jeden Blu-
me, sehen.

Die Ordnung ist bewunderns-werth, die seltsam zierliche
Figur,

Von einer ganz besondern Art, fcheint von der bildenden Natur,
Ein neu-und nettes Meisterstück. Man sieht oft vier und zwan-
zig Sprossen,

Von langen bunt gefärbten Kolbchen, aus ihrem Knopf, her-
vorgeschossen,

Dem Horn des Ueberflusses gleich, das anfangs rund und zu-
geschlossen,

Aus einem einzgen Blatt besteht, das aber, wenn es offen geht,
Sich in zwey Theile zierlich theilet, wovon sich eins im Zir-
kel dreht,

Das größer, zierlich eingekerbt, recht gegen jenen über steht.
Die Farb ist aus der Maßen sanft, gebrochen und bald röth-
lich-bleich,

Bald gelblich-roth, bald röthlich-gelb, bald weiß und roth
und gelb zugleich.
So sanft nun seine Farben sind, so sanft ist der Geruch von
ihnen,

Jndem sie minder streng und stark, als wie die Lilien, Jes-
minen,

Und doch, weil, auf der großen Staud, es eine solche Blumen
Menge,

Die meistens nicht zu zählen, giebt; entstehet gleichsam ein
Gedräuge,
Von

caprifolivm.
Der aus verſchiednen kleinen Knoͤpfen, die all gekroͤnet ſind,
beſtehen,
Aus welchen wir, in netter Ruͤnde, vollkommen einen Blumen-
ſtrauß,

Von gelb- und roth- und weiſſen Blumen, in einer jeden Blu-
me, ſehen.

Die Ordnung iſt bewunderns-werth, die ſeltſam zierliche
Figur,

Von einer ganz beſondern Art, fcheint von der bildenden Natur,
Ein neu-und nettes Meiſterſtuͤck. Man ſieht oft vier und zwan-
zig Sproſſen,

Von langen bunt gefaͤrbten Kolbchen, aus ihrem Knopf, her-
vorgeſchoſſen,

Dem Horn des Ueberfluſſes gleich, das anfangs rund und zu-
geſchloſſen,

Aus einem einzgen Blatt beſteht, das aber, wenn es offen geht,
Sich in zwey Theile zierlich theilet, wovon ſich eins im Zir-
kel dreht,

Das groͤßer, zierlich eingekerbt, recht gegen jenen uͤber ſteht.
Die Farb iſt aus der Maßen ſanft, gebrochen und bald roͤth-
lich-bleich,

Bald gelblich-roth, bald roͤthlich-gelb, bald weiß und roth
und gelb zugleich.
So ſanft nun ſeine Farben ſind, ſo ſanft iſt der Geruch von
ihnen,

Jndem ſie minder ſtreng und ſtark, als wie die Lilien, Jes-
minen,

Und doch, weil, auf der großen Staud, es eine ſolche Blumen
Menge,

Die meiſtens nicht zu zaͤhlen, giebt; entſtehet gleichſam ein
Gedraͤuge,
Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="23">
            <l><pb facs="#f0167" n="143"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">caprifolivm</hi></hi>.</hi></fw><lb/>
Der aus ver&#x017F;chiednen kleinen Kno&#x0364;pfen, die all gekro&#x0364;net &#x017F;ind,<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;tehen,</hi></l><lb/>
            <l>Aus welchen wir, in netter Ru&#x0364;nde, vollkommen einen Blumen-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;trauß,</hi></l><lb/>
            <l>Von gelb- und roth- und wei&#x017F;&#x017F;en Blumen, in einer jeden Blu-<lb/><hi rendition="#et">me, &#x017F;ehen.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="24">
            <l>Die Ordnung i&#x017F;t bewunderns-werth, die &#x017F;elt&#x017F;am zierliche<lb/><hi rendition="#et">Figur,</hi></l><lb/>
            <l>Von einer ganz be&#x017F;ondern Art, fcheint von der bildenden Natur,</l><lb/>
            <l>Ein neu-und nettes Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck. Man &#x017F;ieht oft vier und zwan-<lb/><hi rendition="#et">zig Spro&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
            <l>Von langen bunt gefa&#x0364;rbten Kolbchen, aus ihrem Knopf, her-<lb/><hi rendition="#et">vorge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
            <l>Dem Horn des Ueberflu&#x017F;&#x017F;es gleich, das anfangs rund und zu-<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
            <l>Aus einem einzgen Blatt be&#x017F;teht, das aber, wenn es offen geht,</l><lb/>
            <l>Sich in zwey Theile zierlich theilet, wovon &#x017F;ich eins im Zir-<lb/><hi rendition="#et">kel dreht,</hi></l><lb/>
            <l>Das gro&#x0364;ßer, zierlich eingekerbt, recht gegen jenen u&#x0364;ber &#x017F;teht.</l><lb/>
            <l>Die Farb i&#x017F;t aus der Maßen &#x017F;anft, gebrochen und bald ro&#x0364;th-<lb/><hi rendition="#et">lich-bleich,</hi></l><lb/>
            <l>Bald gelblich-roth, bald ro&#x0364;thlich-gelb, bald weiß und roth<lb/><hi rendition="#et">und gelb zugleich.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="25">
            <l>So &#x017F;anft nun &#x017F;eine Farben &#x017F;ind, &#x017F;o &#x017F;anft i&#x017F;t der Geruch von<lb/><hi rendition="#et">ihnen,</hi></l><lb/>
            <l>Jndem &#x017F;ie minder &#x017F;treng und &#x017F;tark, als wie die Lilien, Jes-<lb/><hi rendition="#et">minen,</hi></l><lb/>
            <l>Und doch, weil, auf der großen Staud, es eine &#x017F;olche Blumen<lb/><hi rendition="#et">Menge,</hi></l><lb/>
            <l>Die mei&#x017F;tens nicht zu za&#x0364;hlen, giebt; ent&#x017F;tehet gleich&#x017F;am ein<lb/><hi rendition="#et">Gedra&#x0364;uge,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0167] caprifolivm. Der aus verſchiednen kleinen Knoͤpfen, die all gekroͤnet ſind, beſtehen, Aus welchen wir, in netter Ruͤnde, vollkommen einen Blumen- ſtrauß, Von gelb- und roth- und weiſſen Blumen, in einer jeden Blu- me, ſehen. Die Ordnung iſt bewunderns-werth, die ſeltſam zierliche Figur, Von einer ganz beſondern Art, fcheint von der bildenden Natur, Ein neu-und nettes Meiſterſtuͤck. Man ſieht oft vier und zwan- zig Sproſſen, Von langen bunt gefaͤrbten Kolbchen, aus ihrem Knopf, her- vorgeſchoſſen, Dem Horn des Ueberfluſſes gleich, das anfangs rund und zu- geſchloſſen, Aus einem einzgen Blatt beſteht, das aber, wenn es offen geht, Sich in zwey Theile zierlich theilet, wovon ſich eins im Zir- kel dreht, Das groͤßer, zierlich eingekerbt, recht gegen jenen uͤber ſteht. Die Farb iſt aus der Maßen ſanft, gebrochen und bald roͤth- lich-bleich, Bald gelblich-roth, bald roͤthlich-gelb, bald weiß und roth und gelb zugleich. So ſanft nun ſeine Farben ſind, ſo ſanft iſt der Geruch von ihnen, Jndem ſie minder ſtreng und ſtark, als wie die Lilien, Jes- minen, Und doch, weil, auf der großen Staud, es eine ſolche Blumen Menge, Die meiſtens nicht zu zaͤhlen, giebt; entſtehet gleichſam ein Gedraͤuge, Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/167
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/167>, abgerufen am 22.11.2024.