Mir rührte gestern meine Brust, Durch eine neue Augenweide, Noch eine neue Sommer-Lust, Als ich nach einem Dorfe fuhr, Und viel gemähetes Getreyde, Auf einer allgemach erhöhten Flur, An Hügeln, die sich aufwerts streckten, Und mir dadurch vom Korn, das abgemeiht, Der Garben Meng und Hocken Zierlichkeit, Weit mehr und deutlicher entdeckten, Als in der ebnen Fläche mar, Wo alles sich verkürzt, erblicken kann.
Wir sehr in einer großen Menge, Und fast nicht abzusehnder Länge, Brel Segens-schwangere Alleen, Von zierlich aufgethürmten Hocken, Von Gersten, Habern, und von Rocken.
Vor allen fielen die, so auf den äussern Höhen, Wo eine große Meng, in langer Reihe, stunde, Am Horizont in blaner Luft, zu sehen, Als wie auf dunklem Grunde, Von einer Seiten hell durchs Sonnenlicht Sehr angenehm mir ins Gesicht: Die sag ich, die des Hügels äußern Rücken, Jn einer deutlichen gesetzten Reihe schmücken, Wobey die Stoppeln noch, in langen gelben Strichen, Bestralet glänzeten, und fast dem Golde glichen.
Jch
Tapeten der Natur.
Tapeten der Natur.
Mir ruͤhrte geſtern meine Bruſt, Durch eine neue Augenweide, Noch eine neue Sommer-Luſt, Als ich nach einem Dorfe fuhr, Und viel gemaͤhetes Getreyde, Auf einer allgemach erhoͤhten Flur, An Huͤgeln, die ſich aufwerts ſtreckten, Und mir dadurch vom Korn, das abgemeiht, Der Garben Meng und Hocken Zierlichkeit, Weit mehr und deutlicher entdeckten, Als in der ebnen Flaͤche mar, Wo alles ſich verkuͤrzt, erblicken kann.
Wir ſehr in einer großen Menge, Und faſt nicht abzuſehnder Laͤnge, Brel Segens-ſchwangere Alleen, Von zierlich aufgethuͤrmten Hocken, Von Gerſten, Habern, und von Rocken.
Vor allen fielen die, ſo auf den aͤuſſern Hoͤhen, Wo eine große Meng, in langer Reihe, ſtunde, Am Horizont in blaner Luft, zu ſehen, Als wie auf dunklem Grunde, Von einer Seiten hell durchs Sonnenlicht Sehr angenehm mir ins Geſicht: Die ſag ich, die des Huͤgels aͤußern Ruͤcken, Jn einer deutlichen geſetzten Reihe ſchmuͤcken, Wobey die Stoppeln noch, in langen gelben Strichen, Beſtralet glaͤnzeten, und faſt dem Golde glichen.
Jch
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Tapeten der Natur.
Tapeten der Natur.
Mir ruͤhrte geſtern meine Bruſt,
Durch eine neue Augenweide,
Noch eine neue Sommer-Luſt,
Als ich nach einem Dorfe fuhr,
Und viel gemaͤhetes Getreyde,
Auf einer allgemach erhoͤhten Flur,
An Huͤgeln, die ſich aufwerts ſtreckten,
Und mir dadurch vom Korn, das abgemeiht,
Der Garben Meng und Hocken Zierlichkeit,
Weit mehr und deutlicher entdeckten,
Als in der ebnen Flaͤche mar,
Wo alles ſich verkuͤrzt, erblicken kann.
Wir ſehr in einer großen Menge,
Und faſt nicht abzuſehnder Laͤnge,
Brel Segens-ſchwangere Alleen,
Von zierlich aufgethuͤrmten Hocken,
Von Gerſten, Habern, und von Rocken.
Vor allen fielen die, ſo auf den aͤuſſern Hoͤhen,
Wo eine große Meng, in langer Reihe, ſtunde,
Am Horizont in blaner Luft, zu ſehen,
Als wie auf dunklem Grunde,
Von einer Seiten hell durchs Sonnenlicht
Sehr angenehm mir ins Geſicht:
Die ſag ich, die des Huͤgels aͤußern Ruͤcken,
Jn einer deutlichen geſetzten Reihe ſchmuͤcken,
Wobey die Stoppeln noch, in langen gelben Strichen,
Beſtralet glaͤnzeten, und faſt dem Golde glichen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/146>, abgerufen am 24.11.2024.
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