Bey dieser holden Felder Zier, Jn ihrer grün- und bunten Pracht, Denk ich an dich, Herr! der sie macht, Erfreue mich, und danke dir, Daß du sie mir, in diesem Leben, Und Augen, sie zu sehn, gegeben.
Sollt ich den Schöpfer nicht besingen, Da ich, mit frohen Blicken, schau Die Blumen auf der grünen An, Fast unter meinem Fuß, entspringen?
Es wächset, unter meinen Füssen, Ein weiches buntgesticktes Küssen, Das Ranken-Laub-und Blumen-reich, Und als ein grüner Sammt so weich. Jch scheue mich fast, auf den Schätzen, Die jetzt aus allen Stellen steigen, Und sich in solchem Schimmer zeigen, Den fast beschämten Fuß zu setzen. Er hält, bey einem jeden Blick, Fast jeden Tritt aus Furcht zurück.
Jch weis fast nicht, wie sie entstehn, Da ich sie früh noch nicht gesehn. Es scheint, als ob ihr buntes Heer Gewachsen weniger, als drauf geregnet wär.
Das grüne Gras, der Blumen Glanz und Schein, Nahm mich, mit süssen Freuden, ein.
Gan
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Der himmliſche Garten.
Der himmliſche Garten.
Bey dieſer holden Felder Zier, Jn ihrer gruͤn- und bunten Pracht, Denk ich an dich, Herr! der ſie macht, Erfreue mich, und danke dir, Daß du ſie mir, in dieſem Leben, Und Augen, ſie zu ſehn, gegeben.
Sollt ich den Schoͤpfer nicht beſingen, Da ich, mit frohen Blicken, ſchau Die Blumen auf der gruͤnen An, Faſt unter meinem Fuß, entſpringen?
Es waͤchſet, unter meinen Fuͤſſen, Ein weiches buntgeſticktes Kuͤſſen, Das Ranken-Laub-und Blumen-reich, Und als ein gruͤner Sammt ſo weich. Jch ſcheue mich faſt, auf den Schaͤtzen, Die jetzt aus allen Stellen ſteigen, Und ſich in ſolchem Schimmer zeigen, Den faſt beſchaͤmten Fuß zu ſetzen. Er haͤlt, bey einem jeden Blick, Faſt jeden Tritt aus Furcht zuruͤck.
Jch weis faſt nicht, wie ſie entſtehn, Da ich ſie fruͤh noch nicht geſehn. Es ſcheint, als ob ihr buntes Heer Gewachſen weniger, als drauf geregnet waͤr.
Das gruͤne Gras, der Blumen Glanz und Schein, Nahm mich, mit ſuͤſſen Freuden, ein.
Gan
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Der himmliſche Garten.
Der himmliſche Garten.
Bey dieſer holden Felder Zier,
Jn ihrer gruͤn- und bunten Pracht,
Denk ich an dich, Herr! der ſie macht,
Erfreue mich, und danke dir,
Daß du ſie mir, in dieſem Leben,
Und Augen, ſie zu ſehn, gegeben.
Sollt ich den Schoͤpfer nicht beſingen,
Da ich, mit frohen Blicken, ſchau
Die Blumen auf der gruͤnen An,
Faſt unter meinem Fuß, entſpringen?
Es waͤchſet, unter meinen Fuͤſſen,
Ein weiches buntgeſticktes Kuͤſſen,
Das Ranken-Laub-und Blumen-reich,
Und als ein gruͤner Sammt ſo weich.
Jch ſcheue mich faſt, auf den Schaͤtzen,
Die jetzt aus allen Stellen ſteigen,
Und ſich in ſolchem Schimmer zeigen,
Den faſt beſchaͤmten Fuß zu ſetzen.
Er haͤlt, bey einem jeden Blick,
Faſt jeden Tritt aus Furcht zuruͤck.
Jch weis faſt nicht, wie ſie entſtehn,
Da ich ſie fruͤh noch nicht geſehn.
Es ſcheint, als ob ihr buntes Heer
Gewachſen weniger, als drauf geregnet waͤr.
Das gruͤne Gras, der Blumen Glanz und Schein,
Nahm mich, mit ſuͤſſen Freuden, ein.
Gan
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/143>, abgerufen am 22.12.2024.
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