Von sechsthalb hundert Millionen, Befindet, welche durch den Schein Der Sonnen all erfüllt, erwärmt, erleuchtet seyn.
Man uberleg hiernächst einmal, Wie heftig doch der Sonnen Feur und Stral, Jn seinem Ursprung, müsse brennen, Da wir ganz richtig rechnen können, Durch überzeuglich wahre Schlüsse, Daß, im Saturn, der Sonnen Kraft sich lindern, Und fünf und neunzig mal sich müsse, An Wärme mehr, als auf der Erden, sich vermindern. Verhält sich nun der Sonnen Kraft, Auf uns, zu des Saturnus Eigenschaft, Fast wie zehn tausend gegen hundert: So folgt, wie sehr, von un- srer Erden, Zur Sonnen, ihre Kräft annoch sich mehren werden.
O Gott! wen diese Größ, in der man dich verspürt, Mit Ehrerbietigkeit nicht rührt; Wie kann doch der mit Recht verlangen, Er hab ein menschlich Herz, und einen Menschen-Geist, Jn welchem sich Vernunft, des Schöpfers Bildniß, weist, Und nicht vielmehr ein thierisch Herz empfangen? Zumal wenn er annoch, in noch viel größern Werken, Die wahre Größ und Macht des Schöpfers zu bemerken, Gelegenheit bekömmt, da in den holen Gründen Des tiefen Firmaments, sich Sonnen ohne Zahl, Jn ungezählten Sternen, finden, Von derer Menge man, Zu ihres Schöpfers Preise, Auf diese Weise, Sich einigen Begriff noch machen kann.
Man
Betrachtung der Sonne.
Von ſechſthalb hundert Millionen, Befindet, welche durch den Schein Der Sonnen all erfuͤllt, erwaͤrmt, erleuchtet ſeyn.
Man ůberleg hiernaͤchſt einmal, Wie heftig doch der Sonnen Feur und Stral, Jn ſeinem Urſprung, muͤſſe brennen, Da wir ganz richtig rechnen koͤnnen, Durch uͤberzeuglich wahre Schluͤſſe, Daß, im Saturn, der Sonnen Kraft ſich lindern, Und fuͤnf und neunzig mal ſich muͤſſe, An Waͤrme mehr, als auf der Erden, ſich vermindern. Verhaͤlt ſich nun der Sonnen Kraft, Auf uns, zu des Saturnus Eigenſchaft, Faſt wie zehn tauſend gegen hundert: So folgt, wie ſehr, von un- ſrer Erden, Zur Sonnen, ihre Kraͤft annoch ſich mehren werden.
O Gott! wen dieſe Groͤß, in der man dich verſpuͤrt, Mit Ehrerbietigkeit nicht ruͤhrt; Wie kann doch der mit Recht verlangen, Er hab ein menſchlich Herz, und einen Menſchen-Geiſt, Jn welchem ſich Vernunft, des Schoͤpfers Bildniß, weiſt, Und nicht vielmehr ein thieriſch Herz empfangen? Zumal wenn er annoch, in noch viel groͤßern Werken, Die wahre Groͤß und Macht des Schoͤpfers zu bemerken, Gelegenheit bekoͤmmt, da in den holen Gruͤnden Des tiefen Firmaments, ſich Sonnen ohne Zahl, Jn ungezaͤhlten Sternen, finden, Von derer Menge man, Zu ihres Schoͤpfers Preiſe, Auf dieſe Weiſe, Sich einigen Begriff noch machen kann.
Man
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Betrachtung der Sonne.
Von ſechſthalb hundert Millionen,
Befindet, welche durch den Schein
Der Sonnen all erfuͤllt, erwaͤrmt, erleuchtet ſeyn.
Man ůberleg hiernaͤchſt einmal,
Wie heftig doch der Sonnen Feur und Stral,
Jn ſeinem Urſprung, muͤſſe brennen,
Da wir ganz richtig rechnen koͤnnen,
Durch uͤberzeuglich wahre Schluͤſſe,
Daß, im Saturn, der Sonnen Kraft ſich lindern,
Und fuͤnf und neunzig mal ſich muͤſſe,
An Waͤrme mehr, als auf der Erden, ſich vermindern.
Verhaͤlt ſich nun der Sonnen Kraft,
Auf uns, zu des Saturnus Eigenſchaft,
Faſt wie zehn tauſend gegen hundert: So folgt, wie ſehr, von un-
ſrer Erden,
Zur Sonnen, ihre Kraͤft annoch ſich mehren werden.
O Gott! wen dieſe Groͤß, in der man dich verſpuͤrt,
Mit Ehrerbietigkeit nicht ruͤhrt;
Wie kann doch der mit Recht verlangen,
Er hab ein menſchlich Herz, und einen Menſchen-Geiſt,
Jn welchem ſich Vernunft, des Schoͤpfers Bildniß, weiſt,
Und nicht vielmehr ein thieriſch Herz empfangen?
Zumal wenn er annoch, in noch viel groͤßern Werken,
Die wahre Groͤß und Macht des Schoͤpfers zu bemerken,
Gelegenheit bekoͤmmt, da in den holen Gruͤnden
Des tiefen Firmaments, ſich Sonnen ohne Zahl,
Jn ungezaͤhlten Sternen, finden,
Von derer Menge man,
Zu ihres Schoͤpfers Preiſe,
Auf dieſe Weiſe,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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