Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtung der Sonne.
Von sechsthalb hundert Millionen,
Befindet, welche durch den Schein
Der Sonnen all erfüllt, erwärmt, erleuchtet seyn.

Man uberleg hiernächst einmal,
Wie heftig doch der Sonnen Feur und Stral,
Jn seinem Ursprung, müsse brennen,
Da wir ganz richtig rechnen können,
Durch überzeuglich wahre Schlüsse,
Daß, im Saturn, der Sonnen Kraft sich lindern,
Und fünf und neunzig mal sich müsse,
An Wärme mehr, als auf der Erden, sich vermindern.
Verhält sich nun der Sonnen Kraft,
Auf uns, zu des Saturnus Eigenschaft,
Fast wie zehn tausend gegen hundert: So folgt, wie sehr, von un-
srer Erden,

Zur Sonnen, ihre Kräft annoch sich mehren werden.
O Gott! wen diese Größ, in der man dich verspürt,
Mit Ehrerbietigkeit nicht rührt;
Wie kann doch der mit Recht verlangen,
Er hab ein menschlich Herz, und einen Menschen-Geist,
Jn welchem sich Vernunft, des Schöpfers Bildniß, weist,
Und nicht vielmehr ein thierisch Herz empfangen?
Zumal wenn er annoch, in noch viel größern Werken,
Die wahre Größ und Macht des Schöpfers zu bemerken,
Gelegenheit bekömmt, da in den holen Gründen
Des tiefen Firmaments, sich Sonnen ohne Zahl,
Jn ungezählten Sternen, finden,
Von derer Menge man,
Zu ihres Schöpfers Preise,
Auf diese Weise,
Sich einigen Begriff noch machen kann.
Man

Betrachtung der Sonne.
Von ſechſthalb hundert Millionen,
Befindet, welche durch den Schein
Der Sonnen all erfuͤllt, erwaͤrmt, erleuchtet ſeyn.

Man ůberleg hiernaͤchſt einmal,
Wie heftig doch der Sonnen Feur und Stral,
Jn ſeinem Urſprung, muͤſſe brennen,
Da wir ganz richtig rechnen koͤnnen,
Durch uͤberzeuglich wahre Schluͤſſe,
Daß, im Saturn, der Sonnen Kraft ſich lindern,
Und fuͤnf und neunzig mal ſich muͤſſe,
An Waͤrme mehr, als auf der Erden, ſich vermindern.
Verhaͤlt ſich nun der Sonnen Kraft,
Auf uns, zu des Saturnus Eigenſchaft,
Faſt wie zehn tauſend gegen hundert: So folgt, wie ſehr, von un-
ſrer Erden,

Zur Sonnen, ihre Kraͤft annoch ſich mehren werden.
O Gott! wen dieſe Groͤß, in der man dich verſpuͤrt,
Mit Ehrerbietigkeit nicht ruͤhrt;
Wie kann doch der mit Recht verlangen,
Er hab ein menſchlich Herz, und einen Menſchen-Geiſt,
Jn welchem ſich Vernunft, des Schoͤpfers Bildniß, weiſt,
Und nicht vielmehr ein thieriſch Herz empfangen?
Zumal wenn er annoch, in noch viel groͤßern Werken,
Die wahre Groͤß und Macht des Schoͤpfers zu bemerken,
Gelegenheit bekoͤmmt, da in den holen Gruͤnden
Des tiefen Firmaments, ſich Sonnen ohne Zahl,
Jn ungezaͤhlten Sternen, finden,
Von derer Menge man,
Zu ihres Schoͤpfers Preiſe,
Auf dieſe Weiſe,
Sich einigen Begriff noch machen kann.
Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="71">
            <l><pb facs="#f0136" n="112"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Betrachtung der Sonne.</hi></fw><lb/>
Von &#x017F;ech&#x017F;thalb hundert Millionen,</l><lb/>
            <l>Befindet, welche durch den Schein</l><lb/>
            <l>Der Sonnen all erfu&#x0364;llt, erwa&#x0364;rmt, erleuchtet &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="72">
            <l>Man &#x016F;berleg hierna&#x0364;ch&#x017F;t einmal,</l><lb/>
            <l>Wie heftig doch der Sonnen Feur und Stral,</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;einem Ur&#x017F;prung, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e brennen,</l><lb/>
            <l>Da wir ganz richtig rechnen ko&#x0364;nnen,</l><lb/>
            <l>Durch u&#x0364;berzeuglich wahre Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Daß, im Saturn, der Sonnen Kraft &#x017F;ich lindern,</l><lb/>
            <l>Und fu&#x0364;nf und neunzig mal &#x017F;ich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>An Wa&#x0364;rme mehr, als auf der Erden, &#x017F;ich vermindern.</l><lb/>
            <l>Verha&#x0364;lt &#x017F;ich nun der Sonnen Kraft,</l><lb/>
            <l>Auf uns, zu des Saturnus Eigen&#x017F;chaft,</l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;t wie zehn tau&#x017F;end gegen hundert: So folgt, wie &#x017F;ehr, von un-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;rer Erden,</hi></l><lb/>
            <l>Zur Sonnen, ihre Kra&#x0364;ft annoch &#x017F;ich mehren werden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="73">
            <l>O Gott! wen die&#x017F;e Gro&#x0364;ß, in der man dich ver&#x017F;pu&#x0364;rt,</l><lb/>
            <l>Mit Ehrerbietigkeit nicht ru&#x0364;hrt;</l><lb/>
            <l>Wie kann doch der mit Recht verlangen,</l><lb/>
            <l>Er hab ein men&#x017F;chlich Herz, und einen Men&#x017F;chen-Gei&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Jn welchem &#x017F;ich Vernunft, des Scho&#x0364;pfers Bildniß, wei&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Und nicht vielmehr ein thieri&#x017F;ch Herz empfangen?</l><lb/>
            <l>Zumal wenn er annoch, in noch viel gro&#x0364;ßern Werken,</l><lb/>
            <l>Die wahre Gro&#x0364;ß und Macht des Scho&#x0364;pfers zu bemerken,</l><lb/>
            <l>Gelegenheit beko&#x0364;mmt, da in den holen Gru&#x0364;nden</l><lb/>
            <l>Des tiefen Firmaments, &#x017F;ich Sonnen ohne Zahl,</l><lb/>
            <l>Jn ungeza&#x0364;hlten Sternen, finden,</l><lb/>
            <l>Von derer Menge man,</l><lb/>
            <l>Zu ihres Scho&#x0364;pfers Prei&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Sich einigen Begriff noch machen kann.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0136] Betrachtung der Sonne. Von ſechſthalb hundert Millionen, Befindet, welche durch den Schein Der Sonnen all erfuͤllt, erwaͤrmt, erleuchtet ſeyn. Man ůberleg hiernaͤchſt einmal, Wie heftig doch der Sonnen Feur und Stral, Jn ſeinem Urſprung, muͤſſe brennen, Da wir ganz richtig rechnen koͤnnen, Durch uͤberzeuglich wahre Schluͤſſe, Daß, im Saturn, der Sonnen Kraft ſich lindern, Und fuͤnf und neunzig mal ſich muͤſſe, An Waͤrme mehr, als auf der Erden, ſich vermindern. Verhaͤlt ſich nun der Sonnen Kraft, Auf uns, zu des Saturnus Eigenſchaft, Faſt wie zehn tauſend gegen hundert: So folgt, wie ſehr, von un- ſrer Erden, Zur Sonnen, ihre Kraͤft annoch ſich mehren werden. O Gott! wen dieſe Groͤß, in der man dich verſpuͤrt, Mit Ehrerbietigkeit nicht ruͤhrt; Wie kann doch der mit Recht verlangen, Er hab ein menſchlich Herz, und einen Menſchen-Geiſt, Jn welchem ſich Vernunft, des Schoͤpfers Bildniß, weiſt, Und nicht vielmehr ein thieriſch Herz empfangen? Zumal wenn er annoch, in noch viel groͤßern Werken, Die wahre Groͤß und Macht des Schoͤpfers zu bemerken, Gelegenheit bekoͤmmt, da in den holen Gruͤnden Des tiefen Firmaments, ſich Sonnen ohne Zahl, Jn ungezaͤhlten Sternen, finden, Von derer Menge man, Zu ihres Schoͤpfers Preiſe, Auf dieſe Weiſe, Sich einigen Begriff noch machen kann. Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/136
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/136>, abgerufen am 24.11.2024.