Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Schatten.
Schatten.
Damit, bey künftiger sich bald vermehrnder Hitze,
Zugleich auch etwas, welches kühl,
Und, gegen ihr zu fchwühl- und strenges Brennen, schütze:
So wachsen (uns zur Lust, und Anmuth im Gefühl)
Die Schatten mit dem Laub. Ein kühles Blätter-Zelt
Wird über das zu heiß bestralte Land,
Von einer unsichtbaren Hand,
Ohn unser Zuthun, ausgespannt.
Es decket, hier und dort, die sonst zu heisse Welt,
Und steigt von selbsten aus der Erden,
Ein Schirmdach, das so nützlich ist, als schön,
Wie wir, auf einem Schauplatz, sehn,
Daß Scenen vorgeschoben werden:
So scheinet jetzt, durch uns verborgne Kraft,
Der Erden jetzt zu Laub gewordner Saft,
Von unten in die Höh getrieben,
Und in so ungezählt-als wohlgefügter Zahl,
Dem gar zu strengen Sonnenstral,
Zu unserm Schutz, im Laub, sich vorzuschieben.
Wenn wir, bey heisser Zeit, und schwülem Wetter,
Die Kühlung und die Lust, so aus der grünen Blätter,
Von Fingern der Natur, gefügtem Bau, entspriesset,
Die Anmuth des Gefühls, die Freude des Gesichts,
Die mannichfache Füg-und Trennungen des Lichts,
So ein belaubter Wald uns häufig schenkt, geniesset,
Mit
G 5
Schatten.
Schatten.
Damit, bey kuͤnftiger ſich bald vermehrnder Hitze,
Zugleich auch etwas, welches kuͤhl,
Und, gegen ihr zu fchwuͤhl- und ſtrenges Brennen, ſchuͤtze:
So wachſen (uns zur Luſt, und Anmuth im Gefuͤhl)
Die Schatten mit dem Laub. Ein kuͤhles Blaͤtter-Zelt
Wird uͤber das zu heiß beſtralte Land,
Von einer unſichtbaren Hand,
Ohn unſer Zuthun, ausgeſpannt.
Es decket, hier und dort, die ſonſt zu heiſſe Welt,
Und ſteigt von ſelbſten aus der Erden,
Ein Schirmdach, das ſo nuͤtzlich iſt, als ſchoͤn,
Wie wir, auf einem Schauplatz, ſehn,
Daß Scenen vorgeſchoben werden:
So ſcheinet jetzt, durch uns verborgne Kraft,
Der Erden jetzt zu Laub gewordner Saft,
Von unten in die Hoͤh getrieben,
Und in ſo ungezaͤhlt-als wohlgefuͤgter Zahl,
Dem gar zu ſtrengen Sonnenſtral,
Zu unſerm Schutz, im Laub, ſich vorzuſchieben.
Wenn wir, bey heiſſer Zeit, und ſchwuͤlem Wetter,
Die Kuͤhlung und die Luſt, ſo aus der gruͤnen Blaͤtter,
Von Fingern der Natur, gefuͤgtem Bau, entſprieſſet,
Die Anmuth des Gefuͤhls, die Freude des Geſichts,
Die mannichfache Fuͤg-und Trennungen des Lichts,
So ein belaubter Wald uns haͤufig ſchenkt, genieſſet,
Mit
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0129" n="105"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schatten.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schatten.</hi> </head><lb/>
          <lg n="56">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>amit, bey ku&#x0364;nftiger &#x017F;ich bald vermehrnder Hitze,</l><lb/>
            <l>Zugleich auch etwas, welches ku&#x0364;hl,</l><lb/>
            <l>Und, gegen ihr zu fchwu&#x0364;hl- und &#x017F;trenges Brennen, &#x017F;chu&#x0364;tze:</l><lb/>
            <l>So wach&#x017F;en (uns zur Lu&#x017F;t, und Anmuth im Gefu&#x0364;hl)</l><lb/>
            <l>Die Schatten mit dem Laub. Ein ku&#x0364;hles Bla&#x0364;tter-Zelt</l><lb/>
            <l>Wird u&#x0364;ber das zu heiß be&#x017F;tralte Land,</l><lb/>
            <l>Von einer un&#x017F;ichtbaren Hand,</l><lb/>
            <l>Ohn un&#x017F;er Zuthun, ausge&#x017F;pannt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="57">
            <l>Es decket, hier und dort, die &#x017F;on&#x017F;t zu hei&#x017F;&#x017F;e Welt,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;teigt von &#x017F;elb&#x017F;ten aus der Erden,</l><lb/>
            <l>Ein Schirmdach, das &#x017F;o nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t, als &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Wie wir, auf einem Schauplatz, &#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Daß Scenen vorge&#x017F;choben werden:</l><lb/>
            <l>So &#x017F;cheinet jetzt, durch uns verborgne Kraft,</l><lb/>
            <l>Der Erden jetzt zu Laub gewordner Saft,</l><lb/>
            <l>Von unten in die Ho&#x0364;h getrieben,</l><lb/>
            <l>Und in &#x017F;o ungeza&#x0364;hlt-als wohlgefu&#x0364;gter Zahl,</l><lb/>
            <l>Dem gar zu &#x017F;trengen Sonnen&#x017F;tral,</l><lb/>
            <l>Zu un&#x017F;erm Schutz, im Laub, &#x017F;ich vorzu&#x017F;chieben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="58">
            <l>Wenn wir, bey hei&#x017F;&#x017F;er Zeit, und &#x017F;chwu&#x0364;lem Wetter,</l><lb/>
            <l>Die Ku&#x0364;hlung und die Lu&#x017F;t, &#x017F;o aus der gru&#x0364;nen Bla&#x0364;tter,</l><lb/>
            <l>Von Fingern der Natur, gefu&#x0364;gtem Bau, ent&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;et,</l><lb/>
            <l>Die Anmuth des Gefu&#x0364;hls, die Freude des Ge&#x017F;ichts,</l><lb/>
            <l>Die mannichfache Fu&#x0364;g-und Trennungen des Lichts,</l><lb/>
            <l>So ein belaubter Wald uns ha&#x0364;ufig &#x017F;chenkt, genie&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Mit</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0129] Schatten. Schatten. Damit, bey kuͤnftiger ſich bald vermehrnder Hitze, Zugleich auch etwas, welches kuͤhl, Und, gegen ihr zu fchwuͤhl- und ſtrenges Brennen, ſchuͤtze: So wachſen (uns zur Luſt, und Anmuth im Gefuͤhl) Die Schatten mit dem Laub. Ein kuͤhles Blaͤtter-Zelt Wird uͤber das zu heiß beſtralte Land, Von einer unſichtbaren Hand, Ohn unſer Zuthun, ausgeſpannt. Es decket, hier und dort, die ſonſt zu heiſſe Welt, Und ſteigt von ſelbſten aus der Erden, Ein Schirmdach, das ſo nuͤtzlich iſt, als ſchoͤn, Wie wir, auf einem Schauplatz, ſehn, Daß Scenen vorgeſchoben werden: So ſcheinet jetzt, durch uns verborgne Kraft, Der Erden jetzt zu Laub gewordner Saft, Von unten in die Hoͤh getrieben, Und in ſo ungezaͤhlt-als wohlgefuͤgter Zahl, Dem gar zu ſtrengen Sonnenſtral, Zu unſerm Schutz, im Laub, ſich vorzuſchieben. Wenn wir, bey heiſſer Zeit, und ſchwuͤlem Wetter, Die Kuͤhlung und die Luſt, ſo aus der gruͤnen Blaͤtter, Von Fingern der Natur, gefuͤgtem Bau, entſprieſſet, Die Anmuth des Gefuͤhls, die Freude des Geſichts, Die mannichfache Fuͤg-und Trennungen des Lichts, So ein belaubter Wald uns haͤufig ſchenkt, genieſſet, Mit G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/129
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/129>, abgerufen am 22.11.2024.