Ja, wo uns etwas auf der Welt das Wesen einer Gottheit zeiget; Wo man durch etwas sich erhebt, und durchs Geschöpf zum Schöpfer steiget: So sind es in der That die Blumen. Sie machen nicht die Pflan- zen nur Unsterblich, im geheimen Samen, verschönern nicht nur die Natur; Sie leiten uns mit sanftem Zwang, und lehren uns ein We- sen kennen, Das sie so wundersam formiren, sie färben und sie schmücken können.
Was muß der Ursprung ihrer Schönheit, an Herrlichkeit, an hellem Schein, An Pracht, an Majestät und Glanz, nicht selbst für eine Schön- heit seyn? Was für ein unbegreiflich Meer von Liebreiz muß das We- sen füllen, Aus welchem so viel Schönheit Bäche, und ungezählte Strö- me quillen, Die er annoch in selbem Schmuck, und in derselben Pracht erhält, Womit er sie zuerst erschuf und schmückt im Anbeginn der Welt.
Ja, da er, mit so holder Liebe, so flüchtige Geschöpfe schmückt, Die heute sind und Morgen nicht, die wir zertreten mit den Füssen; Was kann man nicht von seiner Huld, von seiner ewgen Lie- be schliessen,
Das
Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Ja, wo uns etwas auf der Welt das Weſen einer Gottheit zeiget; Wo man durch etwas ſich erhebt, und durchs Geſchoͤpf zum Schoͤpfer ſteiget: So ſind es in der That die Blumen. Sie machen nicht die Pflan- zen nur Unſterblich, im geheimen Samen, verſchoͤnern nicht nur die Natur; Sie leiten uns mit ſanftem Zwang, und lehren uns ein We- ſen kennen, Das ſie ſo wunderſam formiren, ſie faͤrben und ſie ſchmuͤcken koͤnnen.
Was muß der Urſprung ihrer Schoͤnheit, an Herrlichkeit, an hellem Schein, An Pracht, an Majeſtaͤt und Glanz, nicht ſelbſt fuͤr eine Schoͤn- heit ſeyn? Was fuͤr ein unbegreiflich Meer von Liebreiz muß das We- ſen fuͤllen, Aus welchem ſo viel Schoͤnheit Baͤche, und ungezaͤhlte Stroͤ- me quillen, Die er annoch in ſelbem Schmuck, und in derſelben Pracht erhaͤlt, Womit er ſie zuerſt erſchuf und ſchmuͤckt im Anbeginn der Welt.
Ja, da er, mit ſo holder Liebe, ſo fluͤchtige Geſchoͤpfe ſchmuͤckt, Die heute ſind und Morgen nicht, die wir zertreten mit den Fuͤſſen; Was kann man nicht von ſeiner Huld, von ſeiner ewgen Lie- be ſchlieſſen,
Das
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Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Ja, wo uns etwas auf der Welt das Weſen einer Gottheit
zeiget;
Wo man durch etwas ſich erhebt, und durchs Geſchoͤpf zum
Schoͤpfer ſteiget:
So ſind es in der That die Blumen. Sie machen nicht die Pflan-
zen nur
Unſterblich, im geheimen Samen, verſchoͤnern nicht nur die
Natur;
Sie leiten uns mit ſanftem Zwang, und lehren uns ein We-
ſen kennen,
Das ſie ſo wunderſam formiren, ſie faͤrben und ſie ſchmuͤcken
koͤnnen.
Was muß der Urſprung ihrer Schoͤnheit, an Herrlichkeit,
an hellem Schein,
An Pracht, an Majeſtaͤt und Glanz, nicht ſelbſt fuͤr eine Schoͤn-
heit ſeyn?
Was fuͤr ein unbegreiflich Meer von Liebreiz muß das We-
ſen fuͤllen,
Aus welchem ſo viel Schoͤnheit Baͤche, und ungezaͤhlte Stroͤ-
me quillen,
Die er annoch in ſelbem Schmuck, und in derſelben Pracht
erhaͤlt,
Womit er ſie zuerſt erſchuf und ſchmuͤckt im Anbeginn der
Welt.
Ja, da er, mit ſo holder Liebe, ſo fluͤchtige Geſchoͤpfe
ſchmuͤckt,
Die heute ſind und Morgen nicht, die wir zertreten mit den
Fuͤſſen;
Was kann man nicht von ſeiner Huld, von ſeiner ewgen Lie-
be ſchlieſſen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/114>, abgerufen am 25.11.2024.
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