Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.(***) Wunsch. Jetzt seh ich, mit gerührten Blicken, Ein frisch und fast lebendig Grün, Der Erde-Flächen überziehen. Jch höre gleichsam mit Entzücken, Der neuen Vögel Harmonien, Bemüht, die Menschen zu erqvicken. Man siehet, wo die Blumen blühn, Und fast in buntem Feuer glühn, Die Beeten recht in güldnen Stücken, Mit Ranckenwerck, worin Carmin, Sammt Purpur und Ultramarin, Den holden Schmuck der Kräuter schmücken, Ja, scheint nicht öfters ein Rubin, Durch das Smaragden-gleiche Grün, Uns gleichsam Strahlen zuzuschicken? Ach daß mein Geist, wenn oft in ihn Sich die Betrachtungen bemühn Des Frühlings Schönheit abzudrücken, Oft von des Schöpfers Werck, ein reiner Spiegel schien! Jch muß noch einen Wunsch zu diesem fügen: Ach möcht, o HERR, aus Lieb' allein Dir meine Lust gefällig seyn, Und mein Vergnügen dich vergnügen! Du hast an Menschen-Kindern Lust, Wie David solches deutlich weiset. Ach hab es es denn auch hier an einer Brust, Die dich, in ihrer Freud' an deinen Wercken, preiset! Schön-
(***) Wunſch. Jetzt ſeh ich, mit geruͤhrten Blicken, Ein friſch und faſt lebendig Gruͤn, Der Erde-Flaͤchen uͤberziehen. Jch hoͤre gleichſam mit Entzuͤcken, Der neuen Voͤgel Harmonien, Bemuͤht, die Menſchen zu erqvicken. Man ſiehet, wo die Blumen bluͤhn, Und faſt in buntem Feuer gluͤhn, Die Beeten recht in guͤldnen Stuͤcken, Mit Ranckenwerck, worin Carmin, Sammt Purpur und Ultramarin, Den holden Schmuck der Kraͤuter ſchmuͤcken, Ja, ſcheint nicht oͤfters ein Rubin, Durch das Smaragden-gleiche Gruͤn, Uns gleichſam Strahlen zuzuſchicken? Ach daß mein Geiſt, wenn oft in ihn Sich die Betrachtungen bemuͤhn Des Fruͤhlings Schoͤnheit abzudruͤcken, Oft von des Schoͤpfers Werck, ein reiner Spiegel ſchien! Jch muß noch einen Wunſch zu dieſem fuͤgen: Ach moͤcht, o HERR, aus Lieb’ allein Dir meine Luſt gefaͤllig ſeyn, Und mein Vergnuͤgen dich vergnuͤgen! Du haſt an Menſchen-Kindern Luſt, Wie David ſolches deutlich weiſet. Ach hab es es denn auch hier an einer Bruſt, Die dich, in ihrer Freud’ an deinen Wercken, preiſet! Schoͤn-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0088" n="72"/> <fw place="top" type="header">(***)</fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Wunſch.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">J</hi>etzt ſeh ich, mit geruͤhrten Blicken,</l><lb/> <l>Ein friſch und faſt lebendig Gruͤn,</l><lb/> <l>Der Erde-Flaͤchen uͤberziehen.</l><lb/> <l>Jch hoͤre gleichſam mit Entzuͤcken,</l><lb/> <l>Der neuen Voͤgel Harmonien,</l><lb/> <l>Bemuͤht, die Menſchen zu erqvicken.</l><lb/> <l>Man ſiehet, wo die Blumen bluͤhn,</l><lb/> <l>Und faſt in buntem Feuer gluͤhn,</l><lb/> <l>Die Beeten recht in guͤldnen Stuͤcken,</l><lb/> <l>Mit Ranckenwerck, worin Carmin,</l><lb/> <l>Sammt Purpur und Ultramarin,</l><lb/> <l>Den holden Schmuck der Kraͤuter ſchmuͤcken,</l><lb/> <l>Ja, ſcheint nicht oͤfters ein Rubin,</l><lb/> <l>Durch das Smaragden-gleiche Gruͤn,</l><lb/> <l>Uns gleichſam Strahlen zuzuſchicken?</l><lb/> <l>Ach daß mein Geiſt, wenn oft in ihn</l><lb/> <l>Sich die Betrachtungen bemuͤhn</l><lb/> <l>Des Fruͤhlings Schoͤnheit abzudruͤcken,</l><lb/> <l>Oft von des Schoͤpfers Werck, ein reiner Spiegel ſchien!</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="2"> <l>Jch muß noch einen Wunſch zu dieſem fuͤgen:</l><lb/> <l>Ach moͤcht, o HERR, aus Lieb’ allein</l><lb/> <l>Dir meine Luſt gefaͤllig ſeyn,</l><lb/> <l>Und mein Vergnuͤgen dich vergnuͤgen!</l><lb/> <l>Du haſt an Menſchen-Kindern Luſt,</l><lb/> <l>Wie David ſolches deutlich weiſet.</l><lb/> <l>Ach hab es es denn auch hier an einer Bruſt,</l><lb/> <l>Die dich, in ihrer Freud’ an deinen Wercken, preiſet!</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Schoͤn-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [72/0088]
(***)
Wunſch.
Jetzt ſeh ich, mit geruͤhrten Blicken,
Ein friſch und faſt lebendig Gruͤn,
Der Erde-Flaͤchen uͤberziehen.
Jch hoͤre gleichſam mit Entzuͤcken,
Der neuen Voͤgel Harmonien,
Bemuͤht, die Menſchen zu erqvicken.
Man ſiehet, wo die Blumen bluͤhn,
Und faſt in buntem Feuer gluͤhn,
Die Beeten recht in guͤldnen Stuͤcken,
Mit Ranckenwerck, worin Carmin,
Sammt Purpur und Ultramarin,
Den holden Schmuck der Kraͤuter ſchmuͤcken,
Ja, ſcheint nicht oͤfters ein Rubin,
Durch das Smaragden-gleiche Gruͤn,
Uns gleichſam Strahlen zuzuſchicken?
Ach daß mein Geiſt, wenn oft in ihn
Sich die Betrachtungen bemuͤhn
Des Fruͤhlings Schoͤnheit abzudruͤcken,
Oft von des Schoͤpfers Werck, ein reiner Spiegel ſchien!
Jch muß noch einen Wunſch zu dieſem fuͤgen:
Ach moͤcht, o HERR, aus Lieb’ allein
Dir meine Luſt gefaͤllig ſeyn,
Und mein Vergnuͤgen dich vergnuͤgen!
Du haſt an Menſchen-Kindern Luſt,
Wie David ſolches deutlich weiſet.
Ach hab es es denn auch hier an einer Bruſt,
Die dich, in ihrer Freud’ an deinen Wercken, preiſet!
Schoͤn-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |