Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Das unverhofte Grün. Das unverhofte Grün. Jüngst gieng ich nebst Fabricius, Den, ohne Neid fast, selbst der Neid bewundern muß, Jn einem zierlichen, am klaren Alster-Fluß Belegnen, grossen Blumen-Garten, Worin, von mehr als tausend Arten, Viel hundert tausend Blumen stunden, Die wir durch ihre Meng' in solchem Glantze funden, Daß, durch den Ubefluß der Lust Der uns fast mehr erfüllt' und drengt', als rührte, Das Hertz in unsrer Beyder Brust Sich gleichsam echt gedruckt, und sanft-gepreßt verspührte. Wir stutzten erst vor übermachter Freude Und, durch die bunte Gluth der Blumen angeflammt, Gedachten wir mit Lust und Ehrfurcht alle beide An den, aus dessen Kraft, Luft, Erd' und Himmel stammt. Es brach ein froh GOTT Lob! aus beider Hertz und Mund: GOtt Lob! der sich bey uns in solcher Schönheit kund Und gleichsam sichtbar macht! Le Fevre, welcher sich zugleich bey uns befand Le Fevre eine Zier von seiner Vater-Stadt, Und der, zu meiner Ehr, mit mir verwandt, Bewunderte nebst uns und ehrt' in ihrer Pracht Die GOttheit ebenfals. Als eben Böckelmann, Des schönen Gartens Herr und Pfleger, zu uns trat Und, wie er uns sehr höflich angesprochen, Auch für uns eine gute Zahl Erlesner Blumen agebrochen, Kam er von ungefehr auf seine Morgen-Zeit. Nicht
Das unverhofte Gruͤn. Das unverhofte Gruͤn. Juͤngſt gieng ich nebſt Fabricius, Den, ohne Neid faſt, ſelbſt der Neid bewundern muß, Jn einem zierlichen, am klaren Alſter-Fluß Belegnen, groſſen Blumen-Garten, Worin, von mehr als tauſend Arten, Viel hundert tauſend Blumen ſtunden, Die wir durch ihre Meng’ in ſolchem Glantze funden, Daß, durch den Ubefluß der Luſt Der uns faſt mehr erfuͤllt’ und drengt’, als ruͤhrte, Das Hertz in unſrer Beyder Bruſt Sich gleichſam echt gedruckt, und ſanft-gepreßt verſpuͤhrte. Wir ſtutzten erſt vor uͤbermachter Freude Und, durch die bunte Gluth der Blumen angeflammt, Gedachten wir mit Luſt und Ehrfurcht alle beide An den, aus deſſen Kraft, Luft, Erd’ und Himmel ſtammt. Es brach ein froh GOTT Lob! aus beider Hertz und Mund: GOtt Lob! der ſich bey uns in ſolcher Schoͤnheit kund Und gleichſam ſichtbar macht! Le Fevre, welcher ſich zugleich bey uns befand Le Fevre eine Zier von ſeiner Vater-Stadt, Und der, zu meiner Ehr, mit mir verwandt, Bewunderte nebſt uns und ehrt’ in ihrer Pracht Die GOttheit ebenfals. Als eben Boͤckelmann, Des ſchoͤnen Gartens Herr und Pfleger, zu uns trat Und, wie er uns ſehr hoͤflich angeſprochen, Auch fuͤr uns eine gute Zahl Erleſner Blumen agebrochen, Kam er von ungefehr auf ſeine Morgen-Zeit. Nicht
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Das unverhofte Gruͤn.
Das unverhofte Gruͤn.
Juͤngſt gieng ich nebſt Fabricius,
Den, ohne Neid faſt, ſelbſt der Neid bewundern
muß,
Jn einem zierlichen, am klaren Alſter-Fluß
Belegnen, groſſen Blumen-Garten,
Worin, von mehr als tauſend Arten,
Viel hundert tauſend Blumen ſtunden,
Die wir durch ihre Meng’ in ſolchem Glantze funden,
Daß, durch den Ubefluß der Luſt
Der uns faſt mehr erfuͤllt’ und drengt’, als ruͤhrte,
Das Hertz in unſrer Beyder Bruſt
Sich gleichſam echt gedruckt, und ſanft-gepreßt verſpuͤhrte.
Wir ſtutzten erſt vor uͤbermachter Freude
Und, durch die bunte Gluth der Blumen angeflammt,
Gedachten wir mit Luſt und Ehrfurcht alle beide
An den, aus deſſen Kraft, Luft, Erd’ und Himmel ſtammt.
Es brach ein froh GOTT Lob! aus beider Hertz und
Mund:
GOtt Lob! der ſich bey uns in ſolcher Schoͤnheit kund
Und gleichſam ſichtbar macht!
Le Fevre, welcher ſich zugleich bey uns befand
Le Fevre eine Zier von ſeiner Vater-Stadt,
Und der, zu meiner Ehr, mit mir verwandt,
Bewunderte nebſt uns und ehrt’ in ihrer Pracht
Die GOttheit ebenfals. Als eben Boͤckelmann,
Des ſchoͤnen Gartens Herr und Pfleger, zu uns trat
Und, wie er uns ſehr hoͤflich angeſprochen,
Auch fuͤr uns eine gute Zahl
Erleſner Blumen agebrochen,
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