Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Zugleich gelb- und rothe Rosen. Es bindet sich in dieser Blume, dem HERRN der Crea- tur zum Preise, Das allerschönste Gelb' und Roth auf eine gantz besondre Weise. Von aussen deckt ein güldner Glantz die Blätter, wenn kein Schnecken Blut So roht, als ihre innre Seite. Der funckelnden Rubi- nen Glut Kann kaum Derselben Röthe gleichen. Daher, wenn et- wann sich ein Blat Ein wenig umgeleget hatt', Es öfters schien, Als ein im allerschönsten Golde mit Fleiß gefasseter, Ru- bin; Oft kam es unserm frohen Blicke Verwundrungs-voll nicht anders vor Als ein mit dunckel-rohtem Sammte reich ausgefütterter Drap d' Or. Recht mitten in der duncklen Röthe sieht man mit unge- zehlten Spitzen Ein Rund, gleich einer kleinen Sonne, mit güldnen Strah- len lieblich blitzen. Ein jedes Blatt war Hertzen förmig. Jndem ich nun Der- selben zwey Mit Lust beysammen liegen sahe, so fiel von ungefehr mir bey: Daß sie vom aufgeschnittnen Hertzen, das voller Glut, ein Bildniß sey. Es kam mir vor, als ob die Glut, die in derselben gleich- sam flammte, Von einer innern Sonne stammte, Ach! dacht ich, möcht in unserm Hertzen, vom unerschaf- nen Sonnen-Schein, Auch einer wahren Audacht Glut beständig angefachet seyn! Die D
Zugleich gelb- und rothe Roſen. Es bindet ſich in dieſer Blume, dem HERRN der Crea- tur zum Preiſe, Das allerſchoͤnſte Gelb’ und Roth auf eine gantz beſondre Weiſe. Von auſſen deckt ein guͤldner Glantz die Blaͤtter, wenn kein Schnecken Blut So roht, als ihre innre Seite. Der funckelnden Rubi- nen Glut Kann kaum Derſelben Roͤthe gleichen. Daher, wenn et- wann ſich ein Blat Ein wenig umgeleget hatt’, Es oͤfters ſchien, Als ein im allerſchoͤnſten Golde mit Fleiß gefaſſeter, Ru- bin; Oft kam es unſerm frohen Blicke Verwundrungs-voll nicht anders vor Als ein mit dunckel-rohtem Sammte reich ausgefuͤtterter Drap d’ Or. Recht mitten in der duncklen Roͤthe ſieht man mit unge- zehlten Spitzen Ein Rund, gleich einer kleinen Sonne, mit guͤldnen Strah- len lieblich blitzen. Ein jedes Blatt war Hertzen foͤrmig. Jndem ich nun Der- ſelben zwey Mit Luſt beyſammen liegen ſahe, ſo fiel von ungefehr mir bey: Daß ſie vom aufgeſchnittnen Hertzen, das voller Glut, ein Bildniß ſey. Es kam mir vor, als ob die Glut, die in derſelben gleich- ſam flammte, Von einer innern Sonne ſtammte, Ach! dacht ich, moͤcht in unſerm Hertzen, vom unerſchaf- nen Sonnen-Schein, Auch einer wahren Audacht Glut beſtaͤndig angefachet ſeyn! Die D
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Zugleich gelb- und rothe Roſen.
Es bindet ſich in dieſer Blume, dem HERRN der Crea-
tur zum Preiſe,
Das allerſchoͤnſte Gelb’ und Roth auf eine gantz beſondre
Weiſe.
Von auſſen deckt ein guͤldner Glantz die Blaͤtter, wenn
kein Schnecken Blut
So roht, als ihre innre Seite. Der funckelnden Rubi-
nen Glut
Kann kaum Derſelben Roͤthe gleichen. Daher, wenn et-
wann ſich ein Blat
Ein wenig umgeleget hatt’,
Es oͤfters ſchien,
Als ein im allerſchoͤnſten Golde mit Fleiß gefaſſeter, Ru-
bin;
Oft kam es unſerm frohen Blicke Verwundrungs-voll nicht
anders vor
Als ein mit dunckel-rohtem Sammte reich ausgefuͤtterter
Drap d’ Or.
Recht mitten in der duncklen Roͤthe ſieht man mit unge-
zehlten Spitzen
Ein Rund, gleich einer kleinen Sonne, mit guͤldnen Strah-
len lieblich blitzen.
Ein jedes Blatt war Hertzen foͤrmig. Jndem ich nun Der-
ſelben zwey
Mit Luſt beyſammen liegen ſahe, ſo fiel von ungefehr mir bey:
Daß ſie vom aufgeſchnittnen Hertzen, das voller Glut, ein
Bildniß ſey.
Es kam mir vor, als ob die Glut, die in derſelben gleich-
ſam flammte,
Von einer innern Sonne ſtammte,
Ach! dacht ich, moͤcht in unſerm Hertzen, vom unerſchaf-
nen Sonnen-Schein,
Auch einer wahren Audacht Glut beſtaͤndig angefachet ſeyn!
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