Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Die neue Welt.
Die neue Welt.
Wann die Kräfte meiner Seelen
Mit des Frühlings schöner Pracht,
Dem zum Ruhm, der sie gemacht,
Sich in froher Lust vermählen;
Bringen sie in holder Zier
Aus der Creatur, in mir
Eine gleichsam neue Welt,
Welche geistig ist, herfür.
Diese bleibt in meinen Sinn,
Und sie ist mir würcklich eigen;
Mein Gedächtniß kann sie zeigen,
Wenn auch jene gleich dahin.
Jn ihr kann man wunderschön,
Wenn man will, den Frühling sehn.
Die Bewohner dieser Welt
Sind betrachtende Jdeen,
Denen sie, je mehr sie sehen,
Auch stets desto mehr gefällt;
Sind Erkänntniß, Gegen-Liebe,
Danck und Andacht volle Triebe;
Eine Sucht, sie auszudrücken;
Sind ein inniglich Entzücken
Uber alle Wunder-Fülle;
Sind ein feuerreicher Wille,
Voller Luft in allen Dingen
GOTTES Willen zu vollbringen;
Anmuth, und Gelassenheit;
Ein gegründetes Vertrauen,
Auch dereinst, nach dieser Zeit,
Noch was herrlichers zu schauen.
Diese
Die neue Welt.
Die neue Welt.
Wann die Kraͤfte meiner Seelen
Mit des Fruͤhlings ſchoͤner Pracht,
Dem zum Ruhm, der ſie gemacht,
Sich in froher Luſt vermaͤhlen;
Bringen ſie in holder Zier
Aus der Creatur, in mir
Eine gleichſam neue Welt,
Welche geiſtig iſt, herfuͤr.
Dieſe bleibt in meinen Sinn,
Und ſie iſt mir wuͤrcklich eigen;
Mein Gedaͤchtniß kann ſie zeigen,
Wenn auch jene gleich dahin.
Jn ihr kann man wunderſchoͤn,
Wenn man will, den Fruͤhling ſehn.
Die Bewohner dieſer Welt
Sind betrachtende Jdeen,
Denen ſie, je mehr ſie ſehen,
Auch ſtets deſto mehr gefaͤllt;
Sind Erkaͤnntniß, Gegen-Liebe,
Danck und Andacht volle Triebe;
Eine Sucht, ſie auszudruͤcken;
Sind ein inniglich Entzuͤcken
Uber alle Wunder-Fuͤlle;
Sind ein feuerreicher Wille,
Voller Luft in allen Dingen
GOTTES Willen zu vollbringen;
Anmuth, und Gelaſſenheit;
Ein gegruͤndetes Vertrauen,
Auch dereinſt, nach dieſer Zeit,
Noch was herrlichers zu ſchauen.
Dieſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0060" n="44"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die neue Welt.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Die neue Welt.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>ann die Kra&#x0364;fte meiner Seelen</l><lb/>
          <l>Mit des Fru&#x0364;hlings &#x017F;cho&#x0364;ner Pracht,</l><lb/>
          <l>Dem zum Ruhm, der &#x017F;ie gemacht,</l><lb/>
          <l>Sich in froher Lu&#x017F;t verma&#x0364;hlen;</l><lb/>
          <l>Bringen &#x017F;ie in holder Zier</l><lb/>
          <l>Aus der Creatur, in mir</l><lb/>
          <l>Eine gleich&#x017F;am neue Welt,</l><lb/>
          <l>Welche gei&#x017F;tig i&#x017F;t, herfu&#x0364;r.</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e bleibt in meinen Sinn,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ie i&#x017F;t mir wu&#x0364;rcklich eigen;</l><lb/>
          <l>Mein Geda&#x0364;chtniß kann &#x017F;ie zeigen,</l><lb/>
          <l>Wenn auch jene gleich dahin.</l><lb/>
          <l>Jn ihr kann man wunder&#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
          <l>Wenn man will, den Fru&#x0364;hling &#x017F;ehn.</l><lb/>
          <l>Die Bewohner die&#x017F;er Welt</l><lb/>
          <l>Sind betrachtende Jdeen,</l><lb/>
          <l>Denen &#x017F;ie, je mehr &#x017F;ie &#x017F;ehen,</l><lb/>
          <l>Auch &#x017F;tets de&#x017F;to mehr gefa&#x0364;llt;</l><lb/>
          <l>Sind Erka&#x0364;nntniß, Gegen-Liebe,</l><lb/>
          <l>Danck und Andacht volle Triebe;</l><lb/>
          <l>Eine Sucht, &#x017F;ie auszudru&#x0364;cken;</l><lb/>
          <l>Sind ein inniglich Entzu&#x0364;cken</l><lb/>
          <l>Uber alle Wunder-Fu&#x0364;lle;</l><lb/>
          <l>Sind ein feuerreicher Wille,</l><lb/>
          <l>Voller Luft in allen Dingen</l><lb/>
          <l><hi rendition="#g">GOTTES</hi> Willen zu vollbringen;</l><lb/>
          <l>Anmuth, und Gela&#x017F;&#x017F;enheit;</l><lb/>
          <l>Ein gegru&#x0364;ndetes Vertrauen,</l><lb/>
          <l>Auch derein&#x017F;t, nach die&#x017F;er Zeit,</l><lb/>
          <l>Noch was herrlichers zu &#x017F;chauen.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;e</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0060] Die neue Welt. Die neue Welt. Wann die Kraͤfte meiner Seelen Mit des Fruͤhlings ſchoͤner Pracht, Dem zum Ruhm, der ſie gemacht, Sich in froher Luſt vermaͤhlen; Bringen ſie in holder Zier Aus der Creatur, in mir Eine gleichſam neue Welt, Welche geiſtig iſt, herfuͤr. Dieſe bleibt in meinen Sinn, Und ſie iſt mir wuͤrcklich eigen; Mein Gedaͤchtniß kann ſie zeigen, Wenn auch jene gleich dahin. Jn ihr kann man wunderſchoͤn, Wenn man will, den Fruͤhling ſehn. Die Bewohner dieſer Welt Sind betrachtende Jdeen, Denen ſie, je mehr ſie ſehen, Auch ſtets deſto mehr gefaͤllt; Sind Erkaͤnntniß, Gegen-Liebe, Danck und Andacht volle Triebe; Eine Sucht, ſie auszudruͤcken; Sind ein inniglich Entzuͤcken Uber alle Wunder-Fuͤlle; Sind ein feuerreicher Wille, Voller Luft in allen Dingen GOTTES Willen zu vollbringen; Anmuth, und Gelaſſenheit; Ein gegruͤndetes Vertrauen, Auch dereinſt, nach dieſer Zeit, Noch was herrlichers zu ſchauen. Dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/60
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/60>, abgerufen am 22.12.2024.