Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Neu-Jahrs Gedichte.
Laß das Gedächtniß doch mit Ernst und allen Kräften sich
bemühn,

Und das, was leider fast vergessen, doch der Vergessenheit
entziehn!

Es überlege der Verstand derselben Grösse, Zahl und
Wehrt!

Es zeigen die Betrachtungen, nur GOtt gefällige Jdeen!
Es müß in der gerührten Brust, dem, der mir so viel Guts
bescher't,

Zu Ehren, eine heisse Sehnsucht zu starcker Gegen-Lieb'
entstehen,

Nebst einem Ehrfurcht-vollen Trieb' in allen Dingen seinen
Willen,

Aus danckbarer Erkäntlichkeit, zu vollenbringen, zu erfüllen!
Mein GOtt! der du in diesem Jahr nicht nur das mir
geschenckte Leben,

Zusammt dem Leben aller Meinen, gesund erhalten, und
zwar so,

Daß auch kein eintziger erkranckt; was soll ich dir zum Opfer
geben,

Für solche Gnad', als das ich innig gerührt, in meiner
Seelen froh,

Nebst allen Meinen innig wünsche, dein Lob gebührend zu
erheben.

Jch hab in meinem Ampt und Stand', und allen meinen
andern Wercken,

So viel Gelegenheit gehabt, HErr! deine Führung zu be-
mercken,

Daß ich dieselbige nicht zehlen, noch weniger verdancken
kann.

Ach, nimm den dir ergebnen Willen, aus neuer Huld, in
Gnaden an!

Verzeihe wenn ich nicht genug aufmercksam, froh und fromm
gewesen,
Ach
Neu-Jahrs Gedichte.
Laß das Gedaͤchtniß doch mit Ernſt und allen Kraͤften ſich
bemuͤhn,

Und das, was leider faſt vergeſſen, doch der Vergeſſenheit
entziehn!

Es uͤberlege der Verſtand derſelben Groͤſſe, Zahl und
Wehrt!

Es zeigen die Betrachtungen, nur GOtt gefaͤllige Jdeen!
Es muͤß in der geruͤhrten Bruſt, dem, der mir ſo viel Guts
beſcher’t,

Zu Ehren, eine heiſſe Sehnſucht zu ſtarcker Gegen-Lieb’
entſtehen,

Nebſt einem Ehrfurcht-vollen Trieb’ in allen Dingen ſeinen
Willen,

Aus danckbarer Erkaͤntlichkeit, zu vollenbringen, zu erfuͤllen!
Mein GOtt! der du in dieſem Jahr nicht nur das mir
geſchenckte Leben,

Zuſammt dem Leben aller Meinen, geſund erhalten, und
zwar ſo,

Daß auch kein eintziger erkranckt; was ſoll ich dir zum Opfer
geben,

Fuͤr ſolche Gnad’, als das ich innig geruͤhrt, in meiner
Seelen froh,

Nebſt allen Meinen innig wuͤnſche, dein Lob gebuͤhrend zu
erheben.

Jch hab in meinem Ampt und Stand’, und allen meinen
andern Wercken,

So viel Gelegenheit gehabt, HErr! deine Fuͤhrung zu be-
mercken,

Daß ich dieſelbige nicht zehlen, noch weniger verdancken
kann.

Ach, nimm den dir ergebnen Willen, aus neuer Huld, in
Gnaden an!

Verzeihe wenn ich nicht genug aufmerckſam, froh und fromm
geweſen,
Ach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0522" n="506"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neu-Jahrs Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="195">
            <l>Laß das <hi rendition="#fr">Geda&#x0364;chtniß</hi> doch mit Ern&#x017F;t und allen Kra&#x0364;ften &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">bemu&#x0364;hn,</hi></l><lb/>
            <l>Und das, was leider fa&#x017F;t verge&#x017F;&#x017F;en, doch der Verge&#x017F;&#x017F;enheit<lb/><hi rendition="#et">entziehn!</hi></l><lb/>
            <l>Es u&#x0364;berlege der <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;tand</hi> der&#x017F;elben Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Zahl und<lb/><hi rendition="#et">Wehrt!</hi></l><lb/>
            <l>Es zeigen die <hi rendition="#fr">Betrachtungen,</hi> nur GOtt gefa&#x0364;llige <hi rendition="#fr">Jdeen!</hi></l><lb/>
            <l>Es mu&#x0364;ß in der geru&#x0364;hrten Bru&#x017F;t, dem, der mir &#x017F;o viel Guts<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;cher&#x2019;t,</hi></l><lb/>
            <l>Zu Ehren, eine hei&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Sehn&#x017F;ucht</hi> zu &#x017F;tarcker Gegen-Lieb&#x2019;<lb/><hi rendition="#et">ent&#x017F;tehen,</hi></l><lb/>
            <l>Neb&#x017F;t einem Ehrfurcht-vollen Trieb&#x2019; in allen Dingen &#x017F;einen<lb/><hi rendition="#et">Willen,</hi></l><lb/>
            <l>Aus danckbarer Erka&#x0364;ntlichkeit, zu vollenbringen, zu erfu&#x0364;llen!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="196">
            <l>Mein GOtt! der du in die&#x017F;em Jahr nicht nur das mir<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chenckte Leben,</hi></l><lb/>
            <l>Zu&#x017F;ammt dem Leben aller Meinen, ge&#x017F;und erhalten, und<lb/><hi rendition="#et">zwar &#x017F;o,</hi></l><lb/>
            <l>Daß auch kein eintziger erkranckt; was &#x017F;oll ich dir zum Opfer<lb/><hi rendition="#et">geben,</hi></l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r &#x017F;olche Gnad&#x2019;, als das ich innig geru&#x0364;hrt, in meiner<lb/><hi rendition="#et">Seelen froh,</hi></l><lb/>
            <l>Neb&#x017F;t allen Meinen innig wu&#x0364;n&#x017F;che, dein Lob gebu&#x0364;hrend zu<lb/><hi rendition="#et">erheben.</hi></l><lb/>
            <l>Jch hab in meinem Ampt und Stand&#x2019;, und allen meinen<lb/><hi rendition="#et">andern Wercken,</hi></l><lb/>
            <l>So viel Gelegenheit gehabt, HErr! deine Fu&#x0364;hrung zu be-<lb/><hi rendition="#et">mercken,</hi></l><lb/>
            <l>Daß ich die&#x017F;elbige nicht zehlen, noch weniger verdancken<lb/><hi rendition="#et">kann.</hi></l><lb/>
            <l>Ach, nimm den dir ergebnen <hi rendition="#fr">Willen,</hi> aus neuer Huld, in<lb/><hi rendition="#et">Gnaden an!</hi></l><lb/>
            <l>Verzeihe wenn ich nicht genug aufmerck&#x017F;am, froh und fromm<lb/><hi rendition="#et">gewe&#x017F;en,</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ach</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[506/0522] Neu-Jahrs Gedichte. Laß das Gedaͤchtniß doch mit Ernſt und allen Kraͤften ſich bemuͤhn, Und das, was leider faſt vergeſſen, doch der Vergeſſenheit entziehn! Es uͤberlege der Verſtand derſelben Groͤſſe, Zahl und Wehrt! Es zeigen die Betrachtungen, nur GOtt gefaͤllige Jdeen! Es muͤß in der geruͤhrten Bruſt, dem, der mir ſo viel Guts beſcher’t, Zu Ehren, eine heiſſe Sehnſucht zu ſtarcker Gegen-Lieb’ entſtehen, Nebſt einem Ehrfurcht-vollen Trieb’ in allen Dingen ſeinen Willen, Aus danckbarer Erkaͤntlichkeit, zu vollenbringen, zu erfuͤllen! Mein GOtt! der du in dieſem Jahr nicht nur das mir geſchenckte Leben, Zuſammt dem Leben aller Meinen, geſund erhalten, und zwar ſo, Daß auch kein eintziger erkranckt; was ſoll ich dir zum Opfer geben, Fuͤr ſolche Gnad’, als das ich innig geruͤhrt, in meiner Seelen froh, Nebſt allen Meinen innig wuͤnſche, dein Lob gebuͤhrend zu erheben. Jch hab in meinem Ampt und Stand’, und allen meinen andern Wercken, So viel Gelegenheit gehabt, HErr! deine Fuͤhrung zu be- mercken, Daß ich dieſelbige nicht zehlen, noch weniger verdancken kann. Ach, nimm den dir ergebnen Willen, aus neuer Huld, in Gnaden an! Verzeihe wenn ich nicht genug aufmerckſam, froh und fromm geweſen, Ach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/522
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/522>, abgerufen am 24.11.2024.