Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Zum Glauben würcklich sey. Auf diesen Grund zu bauen, Und das wahrhaftige Gebäude zu errichten, Will ich, dieweil es meine Pflichten Und Kraft weit übersteigt, den Geistlichen vertrauen, Als die, durch Einsicht, Fleiß und Licht, in heil'gen Lehren, Aus einem heil-gern Born es fähig zu erklähren. Mein Endzweck ist allein, So mich, als dich, und die dieß etwan lesen, Jn unser eignes Wesen, So tieff, als möglich ist, hinein Zu leiten, und zu überführen, Daß, da an Leib' und Geist wir so seynd, wie wir seynd, Das glauben uns weit mehr, als wissen, will gebühren. Selbst die Natur läßt uns die grosse Wahrheit fassen, Jn keinem Stück uns gantz auf uns selbst zu verlassen, Da, in den, von Natur, uns vorgesetzten Schrancken, Wo fast kein Wissen statt, Und Unbetrieglichkeit gar keine Stelle, hat, Das aufgeblähte Heer der schwärmenden Gedancken Umsonst Gewißheit sucht, die ihm doch nöthig scheint. Es scheint hieraus zugleich gantz offenbar, Und mehr als Sonnen-klar, Aus diesem unsern Satz zu fliessen, Daß unser GOtt von Menschlicher Natur Nichts, als den Glauben nur, Verlangen könn' und werd'? Es läßt dieß leicht sich schliessen, Und stimmt mit der Erfahrung überein, Daß, bey dem überall-vermischten Wesen, wir Allhier, Zum wissen nicht erschaffen seyn. So
Neu-Jahrs Gedichte. Zum Glauben wuͤrcklich ſey. Auf dieſen Grund zu bauen, Und das wahrhaftige Gebaͤude zu errichten, Will ich, dieweil es meine Pflichten Und Kraft weit uͤberſteigt, den Geiſtlichen vertrauen, Als die, durch Einſicht, Fleiß und Licht, in heil’gen Lehren, Aus einem heil-gern Born es faͤhig zu erklaͤhren. Mein Endzweck iſt allein, So mich, als dich, und die dieß etwan leſen, Jn unſer eignes Weſen, So tieff, als moͤglich iſt, hinein Zu leiten, und zu uͤberfuͤhren, Daß, da an Leib’ und Geiſt wir ſo ſeynd, wie wir ſeynd, Das glauben uns weit mehr, als wiſſen, will gebuͤhren. Selbſt die Natur laͤßt uns die groſſe Wahrheit faſſen, Jn keinem Stuͤck uns gantz auf uns ſelbſt zu verlaſſen, Da, in den, von Natur, uns vorgeſetzten Schrancken, Wo faſt kein Wiſſen ſtatt, Und Unbetrieglichkeit gar keine Stelle, hat, Das aufgeblaͤhte Heer der ſchwaͤrmenden Gedancken Umſonſt Gewißheit ſucht, die ihm doch noͤthig ſcheint. Es ſcheint hieraus zugleich gantz offenbar, Und mehr als Sonnen-klar, Aus dieſem unſern Satz zu flieſſen, Daß unſer GOtt von Menſchlicher Natur Nichts, als den Glauben nur, Verlangen koͤnn’ und werd’? Es laͤßt dieß leicht ſich ſchlieſſen, Und ſtimmt mit der Erfahrung uͤberein, Daß, bey dem uͤberall-vermiſchten Weſen, wir Allhier, Zum wiſſen nicht erſchaffen ſeyn. So
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Neu-Jahrs Gedichte.
Zum Glauben wuͤrcklich ſey. Auf dieſen Grund zu bauen,
Und das wahrhaftige Gebaͤude zu errichten,
Will ich, dieweil es meine Pflichten
Und Kraft weit uͤberſteigt, den Geiſtlichen vertrauen,
Als die, durch Einſicht, Fleiß und Licht, in heil’gen Lehren,
Aus einem heil-gern Born es faͤhig zu erklaͤhren.
Mein Endzweck iſt allein,
So mich, als dich, und die dieß etwan leſen,
Jn unſer eignes Weſen,
So tieff, als moͤglich iſt, hinein
Zu leiten, und zu uͤberfuͤhren,
Daß, da an Leib’ und Geiſt wir ſo ſeynd, wie wir ſeynd,
Das glauben uns weit mehr, als wiſſen, will gebuͤhren.
Selbſt die Natur laͤßt uns die groſſe Wahrheit faſſen,
Jn keinem Stuͤck uns gantz auf uns ſelbſt zu verlaſſen,
Da, in den, von Natur, uns vorgeſetzten Schrancken,
Wo faſt kein Wiſſen ſtatt,
Und Unbetrieglichkeit gar keine Stelle, hat,
Das aufgeblaͤhte Heer der ſchwaͤrmenden Gedancken
Umſonſt Gewißheit ſucht, die ihm doch noͤthig ſcheint.
Es ſcheint hieraus zugleich gantz offenbar,
Und mehr als Sonnen-klar,
Aus dieſem unſern Satz zu flieſſen,
Daß unſer GOtt von Menſchlicher Natur
Nichts, als den Glauben nur,
Verlangen koͤnn’ und werd’? Es laͤßt dieß leicht ſich ſchlieſſen,
Und ſtimmt mit der Erfahrung uͤberein,
Daß, bey dem uͤberall-vermiſchten Weſen, wir
Allhier,
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