Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Und da ich dich, geliebter Freund, allhier, So wie vor dem einmahl, zu eben dieser Zeit, Nicht ohn Vergnügen bey mir finde; So, bitt ich dich, verbinde Dein Lob-Lied auch mit mir. A. Du hast, vor mehr als sieben Jahren,Da wir im Neuen Jahr, wie jetzt, beysammen waren, Mir einen grossen Dienst gethan, Und von der duncklen Zweifels-Bahn Mich abgeleitet, unterwiesen, Und mir, des grossen Schöpfers Macht, So überzeuglich beygebracht, Daß ich dir oft gedauckt, den Schöpfer oft gepriesen, Jch bin demnach von GOttes ew'gem Wesen Von seiner Grösse Herrlichkeit, Von seiner seeligen Vollkommenheit, Genugsahm überführt. Das Welt-Buch läßt mich lesen: Wie unbegreiflich-wunderbar Sein Göttlich All an allen Orten sey. Allein mir fällt noch oft ein alter Zweiffel bey. Mich deucht, es sey noch lange nicht so klar, Daß die Unsterblichkeit von unsern Seelen Ohn Ungewißheit sey. Jch kann dir nichts verheelen, Jch fühle daß mich noch verschiedne Zweiffel qvälen, Und wünscht' ich inniglich, Daß du, aus Mitleid, dich So viel beliebtest zu bemühen, Mich aus des Zweifels Meer noch einst heraus zu ziehen, Jn welchem ich noch treib'. B. Jch stellte dirJa dazumahl verschiedne Gründe für, Die
Neu-Jahrs Gedichte. Und da ich dich, geliebter Freund, allhier, So wie vor dem einmahl, zu eben dieſer Zeit, Nicht ohn Vergnuͤgen bey mir finde; So, bitt ich dich, verbinde Dein Lob-Lied auch mit mir. A. Du haſt, vor mehr als ſieben Jahren,Da wir im Neuen Jahr, wie jetzt, beyſammen waren, Mir einen groſſen Dienſt gethan, Und von der duncklen Zweifels-Bahn Mich abgeleitet, unterwieſen, Und mir, des groſſen Schoͤpfers Macht, So uͤberzeuglich beygebracht, Daß ich dir oft gedauckt, den Schoͤpfer oft geprieſen, Jch bin demnach von GOttes ew’gem Weſen Von ſeiner Groͤſſe Herrlichkeit, Von ſeiner ſeeligen Vollkommenheit, Genugſahm uͤberfuͤhrt. Das Welt-Buch laͤßt mich leſen: Wie unbegreiflich-wunderbar Sein Goͤttlich All an allen Orten ſey. Allein mir faͤllt noch oft ein alter Zweiffel bey. Mich deucht, es ſey noch lange nicht ſo klar, Daß die Unſterblichkeit von unſern Seelen Ohn Ungewißheit ſey. Jch kann dir nichts verheelen, Jch fuͤhle daß mich noch verſchiedne Zweiffel qvaͤlen, Und wuͤnſcht’ ich inniglich, Daß du, aus Mitleid, dich So viel beliebteſt zu bemuͤhen, Mich aus des Zweifels Meer noch einſt heraus zu ziehen, Jn welchem ich noch treib’. B. Jch ſtellte dirJa dazumahl verſchiedne Gruͤnde fuͤr, Die
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Neu-Jahrs Gedichte.
Und da ich dich, geliebter Freund, allhier,
So wie vor dem einmahl, zu eben dieſer Zeit,
Nicht ohn Vergnuͤgen bey mir finde;
So, bitt ich dich, verbinde
Dein Lob-Lied auch mit mir.
A. Du haſt, vor mehr als ſieben Jahren,
Da wir im Neuen Jahr, wie jetzt, beyſammen waren,
Mir einen groſſen Dienſt gethan,
Und von der duncklen Zweifels-Bahn
Mich abgeleitet, unterwieſen,
Und mir, des groſſen Schoͤpfers Macht,
So uͤberzeuglich beygebracht,
Daß ich dir oft gedauckt, den Schoͤpfer oft geprieſen,
Jch bin demnach von GOttes ew’gem Weſen
Von ſeiner Groͤſſe Herrlichkeit,
Von ſeiner ſeeligen Vollkommenheit,
Genugſahm uͤberfuͤhrt. Das Welt-Buch laͤßt mich leſen:
Wie unbegreiflich-wunderbar
Sein Goͤttlich All an allen Orten ſey.
Allein mir faͤllt noch oft ein alter Zweiffel bey.
Mich deucht, es ſey noch lange nicht ſo klar,
Daß die Unſterblichkeit von unſern Seelen
Ohn Ungewißheit ſey. Jch kann dir nichts verheelen,
Jch fuͤhle daß mich noch verſchiedne Zweiffel qvaͤlen,
Und wuͤnſcht’ ich inniglich,
Daß du, aus Mitleid, dich
So viel beliebteſt zu bemuͤhen,
Mich aus des Zweifels Meer noch einſt heraus zu ziehen,
Jn welchem ich noch treib’.
B. Jch ſtellte dir
Ja dazumahl verſchiedne Gruͤnde fuͤr,
Die
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