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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Neu-Jahrs Gedichte.
GOTTES Liebe, seiner Güte, seiner Gnaden
Wunder-Schein

Flößt sich ferner, nebst der Weisheit, der Vorher-Verse-
hung ein.

Jhm, dem allerhöchsten Gut, wallt im Göttlichen Gemühte
Eine seelige Geneigtheit, Gnad', Erbarmung, Huld und
Güte

Den Geschöpfen mitzutheilen, stets ihr Gutes zu vergrössern,
Und, nach seiner weisen Ordnung, ihren Zustand zu verbessern.
Gleichfals wirckt der GOttheit Allmacht, nebst der
Weisheit und der Liebe,

Jn der Providentz, vereint. Nimmt man diese nun zu-
sammen,

Und man leitet aus denselben Göttliche Vorsehung her;
Wird von solcher Providentz nicht allein ein richtiger,
Auch ein tröstlicher, Begriff, sonder allen Zweifel, stammen.
Wird ein sterblicher Monarch und ein irdischer Regent,
Welcher seiner Unterthanen Nutz und Bestes sucht und kennt,
Dem es an Gewalt nicht fehlet und der sie als Kinder liebt,
Selbige nicht glücklich machen? wird desselben Regiment
Nicht gedeylich für sie seyn? da nun GOtt, im höchsten Grad,
Alle die Vollkommenheiten Macht und Eigenschaften hat;
Können wir unmöglich anders von desselben Führung
schliessen,

Als; es werde nichts, als gutes aus derselben uns entspriessen.
Aber laßt uns diese Wahrheit deutlicher noch zu verstehn
Das, worüber die Versehung sich erstrecket, übersehn.
Erstlich kommen Dinge vor, welche gäntzlich sonder
Leben;

Deren sind nun zweyerley. Es ist eine Art, woran
Willkühr oder freyer Wille etwas ändern, etwas geben,
Etwas nehmen, mindern, mehren, bessern und verschlimmern
kann;
Oder
Neu-Jahrs Gedichte.
GOTTES Liebe, ſeiner Guͤte, ſeiner Gnaden
Wunder-Schein

Floͤßt ſich ferner, nebſt der Weisheit, der Vorher-Verſe-
hung ein.

Jhm, dem allerhoͤchſten Gut, wallt im Goͤttlichen Gemuͤhte
Eine ſeelige Geneigtheit, Gnad’, Erbarmung, Huld und
Guͤte

Den Geſchoͤpfen mitzutheilen, ſtets ihr Gutes zu vergroͤſſern,
Und, nach ſeiner weiſen Ordnung, ihren Zuſtand zu verbeſſern.
Gleichfals wirckt der GOttheit Allmacht, nebſt der
Weisheit und der Liebe,

Jn der Providentz, vereint. Nimmt man dieſe nun zu-
ſammen,

Und man leitet aus denſelben Goͤttliche Vorſehung her;
Wird von ſolcher Providentz nicht allein ein richtiger,
Auch ein troͤſtlicher, Begriff, ſonder allen Zweifel, ſtammen.
Wird ein ſterblicher Monarch und ein irdiſcher Regent,
Welcher ſeiner Unterthanen Nutz und Beſtes ſucht und kennt,
Dem es an Gewalt nicht fehlet und der ſie als Kinder liebt,
Selbige nicht gluͤcklich machen? wird deſſelben Regiment
Nicht gedeylich fuͤr ſie ſeyn? da nun GOtt, im hoͤchſten Grad,
Alle die Vollkommenheiten Macht und Eigenſchaften hat;
Koͤnnen wir unmoͤglich anders von deſſelben Fuͤhrung
ſchlieſſen,

Als; es werde nichts, als gutes aus derſelben uns entſprieſſen.
Aber laßt uns dieſe Wahrheit deutlicher noch zu verſtehn
Das, woruͤber die Verſehung ſich erſtrecket, uͤberſehn.
Erſtlich kommen Dinge vor, welche gaͤntzlich ſonder
Leben;

Deren ſind nun zweyerley. Es iſt eine Art, woran
Willkuͤhr oder freyer Wille etwas aͤndern, etwas geben,
Etwas nehmen, mindern, mehren, beſſern und verſchlimmern
kann;
Oder
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[408/0424] Neu-Jahrs Gedichte. GOTTES Liebe, ſeiner Guͤte, ſeiner Gnaden Wunder-Schein Floͤßt ſich ferner, nebſt der Weisheit, der Vorher-Verſe- hung ein. Jhm, dem allerhoͤchſten Gut, wallt im Goͤttlichen Gemuͤhte Eine ſeelige Geneigtheit, Gnad’, Erbarmung, Huld und Guͤte Den Geſchoͤpfen mitzutheilen, ſtets ihr Gutes zu vergroͤſſern, Und, nach ſeiner weiſen Ordnung, ihren Zuſtand zu verbeſſern. Gleichfals wirckt der GOttheit Allmacht, nebſt der Weisheit und der Liebe, Jn der Providentz, vereint. Nimmt man dieſe nun zu- ſammen, Und man leitet aus denſelben Goͤttliche Vorſehung her; Wird von ſolcher Providentz nicht allein ein richtiger, Auch ein troͤſtlicher, Begriff, ſonder allen Zweifel, ſtammen. Wird ein ſterblicher Monarch und ein irdiſcher Regent, Welcher ſeiner Unterthanen Nutz und Beſtes ſucht und kennt, Dem es an Gewalt nicht fehlet und der ſie als Kinder liebt, Selbige nicht gluͤcklich machen? wird deſſelben Regiment Nicht gedeylich fuͤr ſie ſeyn? da nun GOtt, im hoͤchſten Grad, Alle die Vollkommenheiten Macht und Eigenſchaften hat; Koͤnnen wir unmoͤglich anders von deſſelben Fuͤhrung ſchlieſſen, Als; es werde nichts, als gutes aus derſelben uns entſprieſſen. Aber laßt uns dieſe Wahrheit deutlicher noch zu verſtehn Das, woruͤber die Verſehung ſich erſtrecket, uͤberſehn. Erſtlich kommen Dinge vor, welche gaͤntzlich ſonder Leben; Deren ſind nun zweyerley. Es iſt eine Art, woran Willkuͤhr oder freyer Wille etwas aͤndern, etwas geben, Etwas nehmen, mindern, mehren, beſſern und verſchlimmern kann; Oder

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/424>, abgerufen am 22.11.2024.