Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.schnell-vergehender Wolcken. 9. Man thut dann wol, es umzukehren,Daß wir vom Duft uns lassen lehren, Daß wir so plötzlich nicht vergehn; Daß tausend Ding' auf dieser Erden, Wenn sie mit uns verglichen werden, So lange nicht, als wir, bestehn. 10. Ja wär uns Menschen auch ein LebenVon grössrer Daur, als Stein, gegeben; Wär es doch eine kurtze Zeit: Man würd' es nicht einst rechnen können Und wäre kaum ein Punct zu nennen; Verglich mans mit der Ewigkeit. 11. Noch mehr: verlischt die Lebens-Kertze,So traure darum nicht, mein Hertze, Daß sie nicht länger brennen kann. Wenn etwan Seel' und Leib sich trennen, Must du dieß kein Vergehen nennen; Die Aendrung geht den Leib nur an. 12. Der Schöpfer hat dein wahres WesenZu einer grössern Daur erlesen; Jndem er selber ewig ist. So thut man wol, wenn ihm zu Ehren, Man, unsrer Seelen Daur und Währen, Nach seiner ew'gen Liebe mißt. 13. Drum
ſchnell-vergehender Wolcken. 9. Man thut dann wol, es umzukehren,Daß wir vom Duft uns laſſen lehren, Daß wir ſo ploͤtzlich nicht vergehn; Daß tauſend Ding’ auf dieſer Erden, Wenn ſie mit uns verglichen werden, So lange nicht, als wir, beſtehn. 10. Ja waͤr uns Menſchen auch ein LebenVon groͤſſrer Daur, als Stein, gegeben; Waͤr es doch eine kurtze Zeit: Man wuͤrd’ es nicht einſt rechnen koͤnnen Und waͤre kaum ein Punct zu nennen; Verglich mans mit der Ewigkeit. 11. Noch mehr: verliſcht die Lebens-Kertze,So traure darum nicht, mein Hertze, Daß ſie nicht laͤnger brennen kann. Wenn etwan Seel’ und Leib ſich trennen, Muſt du dieß kein Vergehen nennen; Die Aendrung geht den Leib nur an. 12. Der Schoͤpfer hat dein wahres WeſenZu einer groͤſſern Daur erleſen; Jndem er ſelber ewig iſt. So thut man wol, wenn ihm zu Ehren, Man, unſrer Seelen Daur und Waͤhren, Nach ſeiner ew’gen Liebe mißt. 13. Drum
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ſchnell-vergehender Wolcken.
9.
Man thut dann wol, es umzukehren,
Daß wir vom Duft uns laſſen lehren,
Daß wir ſo ploͤtzlich nicht vergehn;
Daß tauſend Ding’ auf dieſer Erden,
Wenn ſie mit uns verglichen werden,
So lange nicht, als wir, beſtehn.
10.
Ja waͤr uns Menſchen auch ein Leben
Von groͤſſrer Daur, als Stein, gegeben;
Waͤr es doch eine kurtze Zeit:
Man wuͤrd’ es nicht einſt rechnen koͤnnen
Und waͤre kaum ein Punct zu nennen;
Verglich mans mit der Ewigkeit.
11.
Noch mehr: verliſcht die Lebens-Kertze,
So traure darum nicht, mein Hertze,
Daß ſie nicht laͤnger brennen kann.
Wenn etwan Seel’ und Leib ſich trennen,
Muſt du dieß kein Vergehen nennen;
Die Aendrung geht den Leib nur an.
12.
Der Schoͤpfer hat dein wahres Weſen
Zu einer groͤſſern Daur erleſen;
Jndem er ſelber ewig iſt.
So thut man wol, wenn ihm zu Ehren,
Man, unſrer Seelen Daur und Waͤhren,
Nach ſeiner ew’gen Liebe mißt.
13. Drum
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