Ach, mein Schöpfer, wie erquickend, Warm, und lieblich, ja entzückend Jst das Feur zur Winter-Zeit, Wenn es draussen friert und schneit, Und man seinen regen Schimmer, Sieht und fühlt im warmen Zimmer!
2.
Die von Frost erstarrten Sehnen Fangen an, sich aus zu dehnen, Und es fühlet unsre Brust Eine süsse Ruh und Lust, Die aus holder Wärm' entspringet, Auch den gantzen Leib durchdringet.
3.
Hat der Nord die Haut versehret; Wird ein Pflaster ihr gewehret, Durch des Feuers rege Glut, Die dem Cörper sanfte thut, Und, was durch den Frost gedrücket, Gleichsam streichelt und erquicket.
4.
Necht für unser gantzes Wesen Scheint der Glut Natur erlesen; Was die kalte Luft verletzt Wird durch laue Wärm' ersetzt; Pein und Schmertzen sind gelindert Und durchs Feuers Kraft vermindert.
5. Ja,
A a
Annehmlichkeiten des Feuers zur Win- ter-Zeit.
1.
Ach, mein Schoͤpfer, wie erquickend, Warm, und lieblich, ja entzuͤckend Jſt das Feur zur Winter-Zeit, Wenn es drauſſen friert und ſchneit, Und man ſeinen regen Schimmer, Sieht und fuͤhlt im warmen Zimmer!
2.
Die von Froſt erſtarrten Sehnen Fangen an, ſich aus zu dehnen, Und es fuͤhlet unſre Bruſt Eine ſuͤſſe Ruh und Luſt, Die aus holder Waͤrm’ entſpringet, Auch den gantzen Leib durchdringet.
3.
Hat der Nord die Haut verſehret; Wird ein Pflaſter ihr gewehret, Durch des Feuers rege Glut, Die dem Coͤrper ſanfte thut, Und, was durch den Froſt gedruͤcket, Gleichſam ſtreichelt und erquicket.
4.
Necht fuͤr unſer gantzes Weſen Scheint der Glut Natur erleſen; Was die kalte Luft verletzt Wird durch laue Waͤrm’ erſetzt; Pein und Schmertzen ſind gelindert Und durchs Feuers Kraft vermindert.
5. Ja,
A a
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Annehmlichkeiten des Feuers zur Win-
ter-Zeit.
1.
Ach, mein Schoͤpfer, wie erquickend,
Warm, und lieblich, ja entzuͤckend
Jſt das Feur zur Winter-Zeit,
Wenn es drauſſen friert und ſchneit,
Und man ſeinen regen Schimmer,
Sieht und fuͤhlt im warmen Zimmer!
2.
Die von Froſt erſtarrten Sehnen
Fangen an, ſich aus zu dehnen,
Und es fuͤhlet unſre Bruſt
Eine ſuͤſſe Ruh und Luſt,
Die aus holder Waͤrm’ entſpringet,
Auch den gantzen Leib durchdringet.
3.
Hat der Nord die Haut verſehret;
Wird ein Pflaſter ihr gewehret,
Durch des Feuers rege Glut,
Die dem Coͤrper ſanfte thut,
Und, was durch den Froſt gedruͤcket,
Gleichſam ſtreichelt und erquicket.
4.
Necht fuͤr unſer gantzes Weſen
Scheint der Glut Natur erleſen;
Was die kalte Luft verletzt
Wird durch laue Waͤrm’ erſetzt;
Pein und Schmertzen ſind gelindert
Und durchs Feuers Kraft vermindert.
5. Ja,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/385>, abgerufen am 16.02.2025.
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