Weil wir nun zu so hohem Grad nicht selber fähig sind zu steigen; So hat uns GOTT in seinen Wercken die schönste Leiter wollen zeigen, Wodurch wir uns auf Freuden-Stuffen nicht nur geschickt seynd zu erhöhn; Nein, immer mehr und mehr, ohn Ende, die Grösse seines Wesens, sehn, Jhn ehren und ihm dancken können. Was nun die Seele herrlichs heget, An Kräften, als die Lieb' und Ehrfurcht, wird dadurch mehr und mehr erreget Und wir, in frölicher Betrachtung stets neuer Wunder, angetrieben, Mit immer neuer Brunst und Andacht den Liebenswürdig- sten zu lieben, Und, weil er sonder End' und Gräntzen, in Ewigkeit nicht aufzuhören, (Jndem wir seiner Allmacht Grösse mit frölichem Erstau- nen ehren) Selbst unser seeliges Vergnügen in Ewigkeit noch zu ver- mehren, Zugleich auch das, worinn die Ehre am eigentlichsten recht besteht, Die Achtung, so die Seele fühlt, ob seines Wesens Herr- lichkeiten, Bey andern ebenfals zu äussern, und nach Vermögen aus- zubreiten.
Weg
Ungluͤckliche Verabſaͤumung unſerer Pflichten ꝛc.
Weil wir nun zu ſo hohem Grad nicht ſelber faͤhig ſind zu ſteigen; So hat uns GOTT in ſeinen Wercken die ſchoͤnſte Leiter wollen zeigen, Wodurch wir uns auf Freuden-Stuffen nicht nur geſchickt ſeynd zu erhoͤhn; Nein, immer mehr und mehr, ohn Ende, die Groͤſſe ſeines Weſens, ſehn, Jhn ehren und ihm dancken koͤnnen. Was nun die Seele herrlichs heget, An Kraͤften, als die Lieb’ und Ehrfurcht, wird dadurch mehr und mehr erreget Und wir, in froͤlicher Betrachtung ſtets neuer Wunder, angetrieben, Mit immer neuer Brunſt und Andacht den Liebenswuͤrdig- ſten zu lieben, Und, weil er ſonder End’ und Graͤntzen, in Ewigkeit nicht aufzuhoͤren, (Jndem wir ſeiner Allmacht Groͤſſe mit froͤlichem Erſtau- nen ehren) Selbſt unſer ſeeliges Vergnuͤgen in Ewigkeit noch zu ver- mehren, Zugleich auch das, worinn die Ehre am eigentlichſten recht beſteht, Die Achtung, ſo die Seele fuͤhlt, ob ſeines Weſens Herr- lichkeiten, Bey andern ebenfals zu aͤuſſern, und nach Vermoͤgen aus- zubreiten.
Weg
<TEI><text><body><divn="1"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0380"n="364"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Ungluͤckliche Verabſaͤumung unſerer Pflichten ꝛc.</hi></fw><lb/><lgn="17"><l>Weil wir nun zu ſo hohem Grad nicht ſelber faͤhig<lb/><hirendition="#et">ſind zu ſteigen;</hi></l><lb/><l>So hat uns GOTT in ſeinen Wercken die ſchoͤnſte Leiter<lb/><hirendition="#et">wollen zeigen,</hi></l><lb/><l>Wodurch wir uns auf Freuden-Stuffen nicht nur geſchickt<lb/><hirendition="#et">ſeynd zu erhoͤhn;</hi></l><lb/><l>Nein, immer mehr und mehr, ohn Ende, die Groͤſſe ſeines<lb/><hirendition="#et">Weſens, ſehn,</hi></l><lb/><l>Jhn ehren und ihm dancken koͤnnen. Was nun die Seele<lb/><hirendition="#et">herrlichs heget,</hi></l><lb/><l>An Kraͤften, als die Lieb’ und Ehrfurcht, wird dadurch<lb/><hirendition="#et">mehr und mehr erreget</hi></l><lb/><l>Und wir, in froͤlicher Betrachtung ſtets neuer Wunder,<lb/><hirendition="#et">angetrieben,</hi></l><lb/><l>Mit immer neuer Brunſt und Andacht den Liebenswuͤrdig-<lb/><hirendition="#et">ſten zu lieben,</hi></l><lb/><l>Und, weil er ſonder End’ und Graͤntzen, in Ewigkeit nicht<lb/><hirendition="#et">aufzuhoͤren,</hi><lb/>
(Jndem wir ſeiner Allmacht Groͤſſe mit froͤlichem Erſtau-<lb/><hirendition="#et">nen ehren)</hi></l><lb/><l>Selbſt unſer ſeeliges Vergnuͤgen in Ewigkeit noch zu ver-<lb/><hirendition="#et">mehren,</hi></l><lb/><l>Zugleich auch das, worinn die Ehre am eigentlichſten recht<lb/><hirendition="#et">beſteht,</hi></l><lb/><l>Die Achtung, ſo die Seele fuͤhlt, ob ſeines Weſens Herr-<lb/><hirendition="#et">lichkeiten,</hi></l><lb/><l>Bey andern ebenfals zu aͤuſſern, und nach Vermoͤgen aus-<lb/><hirendition="#et">zubreiten.</hi></l></lg></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Weg</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[364/0380]
Ungluͤckliche Verabſaͤumung unſerer Pflichten ꝛc.
Weil wir nun zu ſo hohem Grad nicht ſelber faͤhig
ſind zu ſteigen;
So hat uns GOTT in ſeinen Wercken die ſchoͤnſte Leiter
wollen zeigen,
Wodurch wir uns auf Freuden-Stuffen nicht nur geſchickt
ſeynd zu erhoͤhn;
Nein, immer mehr und mehr, ohn Ende, die Groͤſſe ſeines
Weſens, ſehn,
Jhn ehren und ihm dancken koͤnnen. Was nun die Seele
herrlichs heget,
An Kraͤften, als die Lieb’ und Ehrfurcht, wird dadurch
mehr und mehr erreget
Und wir, in froͤlicher Betrachtung ſtets neuer Wunder,
angetrieben,
Mit immer neuer Brunſt und Andacht den Liebenswuͤrdig-
ſten zu lieben,
Und, weil er ſonder End’ und Graͤntzen, in Ewigkeit nicht
aufzuhoͤren,
(Jndem wir ſeiner Allmacht Groͤſſe mit froͤlichem Erſtau-
nen ehren)
Selbſt unſer ſeeliges Vergnuͤgen in Ewigkeit noch zu ver-
mehren,
Zugleich auch das, worinn die Ehre am eigentlichſten recht
beſteht,
Die Achtung, ſo die Seele fuͤhlt, ob ſeines Weſens Herr-
lichkeiten,
Bey andern ebenfals zu aͤuſſern, und nach Vermoͤgen aus-
zubreiten.
Weg
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/380>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.