Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Das Sonnen-Reich. Ob nun etwan auch nicht glaublich, daß, da unsrer Sonnen Reich Jn den hohlen Himmels-Tieffen nicht an allen Orten gleich, Sondern, weil es keine GOttheit, ihr erwärmend helles Gläntzen Von der GOttheit eine Maaß' doch empfangen hab' und Gräntzen; Daß vielleicht den frommen Geistern zu dem Licht ein näh'- rer Stand, Bösen ein entferneter von der Sonnen Lebens-Licht Jn das Finsterniß hinaus (wie die Bibel selber spricht Wenn sie was von ihnen saget) sey zur Wohnung zuer- kannt, Wo vielleicht verschiedne Geister in beständgen Finsternissen Aller Lust und Lichts beraubt Kält' und Elend dulden müssen: Oder, ob ihr Aufenthalt so gestellt, daß durch das Drehen Unsrer Welt, sie von ihr nichts, als nur Nordens Frost und Stürme, Schlossen, Schnee, von Eis-Gebirgen unfruchtbare schroffe Thürme Voller Wiedrigkeit, von Grauen, Kält' und Gram durch- drungen, sehen? Da hingegen seel'ge Geister in beglücktern Himmels-Thei- len, Die der hellen Sonne näher, in beständ'ger Lust, verweilen, Wo sie, nebst unzehlich andern noch empfindlich-reinern Freuden, An der Erden-Pracht, die ihnen immer schöner scheint, sich weiden; Weil
Das Sonnen-Reich. Ob nun etwan auch nicht glaublich, daß, da unſrer Sonnen Reich Jn den hohlen Himmels-Tieffen nicht an allen Orten gleich, Sondern, weil es keine GOttheit, ihr erwaͤrmend helles Glaͤntzen Von der GOttheit eine Maaß’ doch empfangen hab’ und Graͤntzen; Daß vielleicht den frommen Geiſtern zu dem Licht ein naͤh’- rer Stand, Boͤſen ein entferneter von der Sonnen Lebens-Licht Jn das Finſterniß hinaus (wie die Bibel ſelber ſpricht Wenn ſie was von ihnen ſaget) ſey zur Wohnung zuer- kannt, Wo vielleicht verſchiedne Geiſter in beſtaͤndgen Finſterniſſen Aller Luſt und Lichts beraubt Kaͤlt’ und Elend dulden muͤſſen: Oder, ob ihr Aufenthalt ſo geſtellt, daß durch das Drehen Unſrer Welt, ſie von ihr nichts, als nur Nordens Froſt und Stuͤrme, Schloſſen, Schnee, von Eis-Gebirgen unfruchtbare ſchroffe Thuͤrme Voller Wiedrigkeit, von Grauen, Kaͤlt’ und Gram durch- drungen, ſehen? Da hingegen ſeel’ge Geiſter in begluͤcktern Himmels-Thei- len, Die der hellen Sonne naͤher, in beſtaͤnd’ger Luſt, verweilen, Wo ſie, nebſt unzehlich andern noch empfindlich-reinern Freuden, An der Erden-Pracht, die ihnen immer ſchoͤner ſcheint, ſich weiden; Weil
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Das Sonnen-Reich.
Ob nun etwan auch nicht glaublich, daß, da unſrer
Sonnen Reich
Jn den hohlen Himmels-Tieffen nicht an allen Orten gleich,
Sondern, weil es keine GOttheit, ihr erwaͤrmend helles
Glaͤntzen
Von der GOttheit eine Maaß’ doch empfangen hab’ und
Graͤntzen;
Daß vielleicht den frommen Geiſtern zu dem Licht ein naͤh’-
rer Stand,
Boͤſen ein entferneter von der Sonnen Lebens-Licht
Jn das Finſterniß hinaus (wie die Bibel ſelber ſpricht
Wenn ſie was von ihnen ſaget) ſey zur Wohnung zuer-
kannt,
Wo vielleicht verſchiedne Geiſter in beſtaͤndgen Finſterniſſen
Aller Luſt und Lichts beraubt Kaͤlt’ und Elend dulden
muͤſſen:
Oder, ob ihr Aufenthalt ſo geſtellt, daß durch das Drehen
Unſrer Welt, ſie von ihr nichts, als nur Nordens Froſt und
Stuͤrme,
Schloſſen, Schnee, von Eis-Gebirgen unfruchtbare
ſchroffe Thuͤrme
Voller Wiedrigkeit, von Grauen, Kaͤlt’ und Gram durch-
drungen, ſehen?
Da hingegen ſeel’ge Geiſter in begluͤcktern Himmels-Thei-
len,
Die der hellen Sonne naͤher, in beſtaͤnd’ger Luſt, verweilen,
Wo ſie, nebſt unzehlich andern noch empfindlich-reinern
Freuden,
An der Erden-Pracht, die ihnen immer ſchoͤner ſcheint, ſich
weiden;
Weil
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