Es ist nicht nur jedwede Stunde; Es ist ein jeder Augenblick, Ja jede flüchtige Secunde Von unsrer Lebens-Zeit ein Stück. Du lässest eine nach der andern Verfliegen, schwinden und vergehn, Die künst'ge zur vergangnen wandern, Ohn, was du guts hast, anzusehn; Wie lange denckst du dein Ergetzen Ob allem, was dir GOtt geschenckt, Und deinen Danck hinauszusetzen? Du lebst in Friede, bist geehret, Du bist gesund, du hast dein Brodt, Und was zur Nothdurft dir gehöret: Wilst du denn, biß an deinen Todt, Den, der dir alles gab, zu lieben, Jn deiner Lust ihn zu erhöhn, Biß (sag ich) an den Todt verschieben, Und daß nur er dirs gab, verstehn, Um dann den Rest von deinem Leben, Mit inniglicher Danckbarkeit, Den grossen Geber zu erheben? Jetzt thu es! jetzo ist es Zeit!
Es
Leichter GOttes-Dienſt.
Leichter GOttes-Dienſt.
Es iſt nicht nur jedwede Stunde; Es iſt ein jeder Augenblick, Ja jede fluͤchtige Secunde Von unſrer Lebens-Zeit ein Stuͤck. Du laͤſſeſt eine nach der andern Verfliegen, ſchwinden und vergehn, Die kuͤnſt’ge zur vergangnen wandern, Ohn, was du guts haſt, anzuſehn; Wie lange denckſt du dein Ergetzen Ob allem, was dir GOtt geſchenckt, Und deinen Danck hinauszuſetzen? Du lebſt in Friede, biſt geehret, Du biſt geſund, du haſt dein Brodt, Und was zur Nothdurft dir gehoͤret: Wilſt du denn, biß an deinen Todt, Den, der dir alles gab, zu lieben, Jn deiner Luſt ihn zu erhoͤhn, Biß (ſag ich) an den Todt verſchieben, Und daß nur er dirs gab, verſtehn, Um dann den Reſt von deinem Leben, Mit inniglicher Danckbarkeit, Den groſſen Geber zu erheben? Jetzt thu es! jetzo iſt es Zeit!
Es
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0356"n="340"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Leichter GOttes-Dienſt.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><head><hirendition="#b">Leichter GOttes-Dienſt.</hi></head><lb/><l><hirendition="#in">E</hi>s iſt nicht nur jedwede Stunde;</l><lb/><l>Es iſt ein jeder Augenblick,</l><lb/><l>Ja jede fluͤchtige Secunde</l><lb/><l>Von unſrer Lebens-Zeit ein Stuͤck.</l><lb/><l>Du laͤſſeſt eine nach der andern</l><lb/><l>Verfliegen, ſchwinden und vergehn,</l><lb/><l>Die kuͤnſt’ge zur vergangnen wandern,</l><lb/><l>Ohn, was du guts haſt, anzuſehn;</l><lb/><l>Wie lange denckſt du dein Ergetzen</l><lb/><l>Ob allem, was dir GOtt geſchenckt,</l><lb/><l>Und deinen Danck hinauszuſetzen?</l><lb/><l>Du lebſt in Friede, biſt geehret,</l><lb/><l>Du biſt geſund, du haſt dein Brodt,</l><lb/><l>Und was zur Nothdurft dir gehoͤret:</l><lb/><l>Wilſt du denn, biß an deinen Todt,</l><lb/><l>Den, der dir alles gab, zu lieben,</l><lb/><l>Jn deiner Luſt ihn zu erhoͤhn,</l><lb/><l>Biß (ſag ich) an den Todt verſchieben,</l><lb/><l>Und daß nur er dirs gab, verſtehn,</l><lb/><l>Um dann den Reſt von deinem Leben,</l><lb/><l>Mit inniglicher Danckbarkeit,</l><lb/><l>Den groſſen Geber zu erheben?</l><lb/><l>Jetzt thu es! jetzo iſt es Zeit!</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[340/0356]
Leichter GOttes-Dienſt.
Leichter GOttes-Dienſt.
Es iſt nicht nur jedwede Stunde;
Es iſt ein jeder Augenblick,
Ja jede fluͤchtige Secunde
Von unſrer Lebens-Zeit ein Stuͤck.
Du laͤſſeſt eine nach der andern
Verfliegen, ſchwinden und vergehn,
Die kuͤnſt’ge zur vergangnen wandern,
Ohn, was du guts haſt, anzuſehn;
Wie lange denckſt du dein Ergetzen
Ob allem, was dir GOtt geſchenckt,
Und deinen Danck hinauszuſetzen?
Du lebſt in Friede, biſt geehret,
Du biſt geſund, du haſt dein Brodt,
Und was zur Nothdurft dir gehoͤret:
Wilſt du denn, biß an deinen Todt,
Den, der dir alles gab, zu lieben,
Jn deiner Luſt ihn zu erhoͤhn,
Biß (ſag ich) an den Todt verſchieben,
Und daß nur er dirs gab, verſtehn,
Um dann den Reſt von deinem Leben,
Mit inniglicher Danckbarkeit,
Den groſſen Geber zu erheben?
Jetzt thu es! jetzo iſt es Zeit!
Es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/356>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.