Mehren sonder Zweifel ihr stets sich mehrendes Vergnügen Da sie selbige zumahl so bey Nacht, als Tage, sehn Und vermuthlich unsers Schöpfers Allmacht, Lieb' und Weisheit-Proben, Jm Erkennen, im Bewundern, inniglich vergnüget, lo- ben. Wenn wir nun zur Frühlings-Zeit in den Himmels-Strich gelangen, Welcher voll beglückter Geister, laßt uns doch auch ihnen zeigen, Daß des Schöpfers Wunder-Wercke, und der Creaturen Prangen Einen Eindruck in uns mache! laßt uns dem zum Ruhm nicht schweigen, Welcher solche Wunder thut! Sollte, wenn wir GOTT verehren, Jn der Lust ob seinen Wercken, es nicht ihre Freude meh- ren? Jhr Vergnügen noch vergrössern? sie noch mehr erfreun? Hingegen Sollte nicht bey allen Wundern unsre Unerkentlichkeit Und, für so viel schöne Gaben, unsre Blind- und Acht- losheit Sie betrüben? Und, da wir GOttes Ruhm dadurch ver- hindern, Nicht allein auch ihre Lust auf gewisse Weise mindern; Sondern sie, mit recht empfindlich, um so ungerecht Be- tragen, Wo nicht uns zu hassen zwingen, wenigstens uns zu bekla- gen?
Ob
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Das Sonnen-Reich.
Mehren ſonder Zweifel ihr ſtets ſich mehrendes Vergnuͤgen Da ſie ſelbige zumahl ſo bey Nacht, als Tage, ſehn Und vermuthlich unſers Schoͤpfers Allmacht, Lieb’ und Weisheit-Proben, Jm Erkennen, im Bewundern, inniglich vergnuͤget, lo- ben. Wenn wir nun zur Fruͤhlings-Zeit in den Himmels-Strich gelangen, Welcher voll begluͤckter Geiſter, laßt uns doch auch ihnen zeigen, Daß des Schoͤpfers Wunder-Wercke, und der Creaturen Prangen Einen Eindruck in uns mache! laßt uns dem zum Ruhm nicht ſchweigen, Welcher ſolche Wunder thut! Sollte, wenn wir GOTT verehren, Jn der Luſt ob ſeinen Wercken, es nicht ihre Freude meh- ren? Jhr Vergnuͤgen noch vergroͤſſern? ſie noch mehr erfreun? Hingegen Sollte nicht bey allen Wundern unſre Unerkentlichkeit Und, fuͤr ſo viel ſchoͤne Gaben, unſre Blind- und Acht- losheit Sie betruͤben? Und, da wir GOttes Ruhm dadurch ver- hindern, Nicht allein auch ihre Luſt auf gewiſſe Weiſe mindern; Sondern ſie, mit recht empfindlich, um ſo ungerecht Be- tragen, Wo nicht uns zu haſſen zwingen, wenigſtens uns zu bekla- gen?
Ob
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Das Sonnen-Reich.
Mehren ſonder Zweifel ihr ſtets ſich mehrendes Vergnuͤgen
Da ſie ſelbige zumahl ſo bey Nacht, als Tage, ſehn
Und vermuthlich unſers Schoͤpfers Allmacht, Lieb’ und
Weisheit-Proben,
Jm Erkennen, im Bewundern, inniglich vergnuͤget, lo-
ben.
Wenn wir nun zur Fruͤhlings-Zeit in den Himmels-Strich
gelangen,
Welcher voll begluͤckter Geiſter, laßt uns doch auch ihnen
zeigen,
Daß des Schoͤpfers Wunder-Wercke, und der Creaturen
Prangen
Einen Eindruck in uns mache! laßt uns dem zum Ruhm
nicht ſchweigen,
Welcher ſolche Wunder thut! Sollte, wenn wir GOTT
verehren,
Jn der Luſt ob ſeinen Wercken, es nicht ihre Freude meh-
ren?
Jhr Vergnuͤgen noch vergroͤſſern? ſie noch mehr erfreun?
Hingegen
Sollte nicht bey allen Wundern unſre Unerkentlichkeit
Und, fuͤr ſo viel ſchoͤne Gaben, unſre Blind- und Acht-
losheit
Sie betruͤben? Und, da wir GOttes Ruhm dadurch ver-
hindern,
Nicht allein auch ihre Luſt auf gewiſſe Weiſe mindern;
Sondern ſie, mit recht empfindlich, um ſo ungerecht Be-
tragen,
Wo nicht uns zu haſſen zwingen, wenigſtens uns zu bekla-
gen?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/35>, abgerufen am 17.07.2024.
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