Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Grosse Buchstaben.
Frage doch die Thiere nur, ob sie dich nicht lehren
werden,
Daß ein GOtt, ein Schöpfer sey? Oder rede mit der Erden,
Wenn sie gleich mit keinen Lippen und mit keiner Zunge
spricht;
Giebt sie dir von dieser Warheit dennoch deutlichen Bericht.
Das Geflügel in der Luft darfst du ebenfals nur fragen;
Selbst mit ihrem stummen Munde werden dir's die Fische
sagen;
Frage Blumen, Bäum' und Kräuter! Es erzehlen Thal
und Höhen
Von des grossen Schöpfers Liebe, Weisheit, Herrlichkeit
und Macht.
Deine Seele wird die Sprache (siehet sie nur mit Bedacht
Die geschaffnen Wunder an) durch dein Auge, bald verstehen.
Menschen Rede prüft das Ohr; diese Sprache kanst du
sehen,
Und durch dein Gesicht vernehmen und begreiffen. Schaue
dann
Jn des Welt-Buchs schönen Lettern unsers Schöpfers
Schriften an!


Othem-
Groſſe Buchſtaben.
Frage doch die Thiere nur, ob ſie dich nicht lehren
werden,
Daß ein GOtt, ein Schoͤpfer ſey? Oder rede mit der Erden,
Wenn ſie gleich mit keinen Lippen und mit keiner Zunge
ſpricht;
Giebt ſie dir von dieſer Warheit dennoch deutlichen Bericht.
Das Gefluͤgel in der Luft darfſt du ebenfals nur fragen;
Selbſt mit ihrem ſtummen Munde werden dir’s die Fiſche
ſagen;
Frage Blumen, Baͤum’ und Kraͤuter! Es erzehlen Thal
und Hoͤhen
Von des groſſen Schoͤpfers Liebe, Weisheit, Herrlichkeit
und Macht.
Deine Seele wird die Sprache (ſiehet ſie nur mit Bedacht
Die geſchaffnen Wunder an) durch dein Auge, bald verſtehen.
Menſchen Rede pruͤft das Ohr; dieſe Sprache kanſt du
ſehen,
Und durch dein Geſicht vernehmen und begreiffen. Schaue
dann
Jn des Welt-Buchs ſchoͤnen Lettern unſers Schoͤpfers
Schriften an!


Othem-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0338" n="322"/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Gro&#x017F;&#x017F;e Buch&#x017F;taben.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">F</hi>rage doch die Thiere nur, ob &#x017F;ie dich nicht lehren</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">werden,</hi> </l><lb/>
          <l>Daß ein GOtt, ein Scho&#x0364;pfer &#x017F;ey? Oder rede mit der Erden,</l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ie gleich mit keinen Lippen und mit keiner Zunge</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;pricht;</hi> </l><lb/>
          <l>Giebt &#x017F;ie dir von die&#x017F;er Warheit dennoch deutlichen Bericht.</l><lb/>
          <l>Das Geflu&#x0364;gel in der Luft darf&#x017F;t du ebenfals nur fragen;</l><lb/>
          <l>Selb&#x017F;t mit ihrem &#x017F;tummen Munde werden dir&#x2019;s die Fi&#x017F;che</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;agen;</hi> </l><lb/>
          <l>Frage Blumen, Ba&#x0364;um&#x2019; und Kra&#x0364;uter! Es erzehlen Thal</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">und Ho&#x0364;hen</hi> </l><lb/>
          <l>Von des gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pfers Liebe, Weisheit, Herrlichkeit</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">und Macht.</hi> </l><lb/>
          <l>Deine Seele wird die Sprache (&#x017F;iehet &#x017F;ie nur mit Bedacht</l><lb/>
          <l>Die ge&#x017F;chaffnen Wunder an) durch dein Auge, bald ver&#x017F;tehen.</l><lb/>
          <l>Men&#x017F;chen Rede pru&#x0364;ft das Ohr; die&#x017F;e Sprache kan&#x017F;t du</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ehen,</hi> </l><lb/>
          <l>Und durch dein Ge&#x017F;icht vernehmen und begreiffen. Schaue</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">dann</hi> </l><lb/>
          <l>Jn des Welt-Buchs &#x017F;cho&#x0364;nen Lettern un&#x017F;ers Scho&#x0364;pfers</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Schriften an!</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Othem-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0338] Groſſe Buchſtaben. Frage doch die Thiere nur, ob ſie dich nicht lehren werden, Daß ein GOtt, ein Schoͤpfer ſey? Oder rede mit der Erden, Wenn ſie gleich mit keinen Lippen und mit keiner Zunge ſpricht; Giebt ſie dir von dieſer Warheit dennoch deutlichen Bericht. Das Gefluͤgel in der Luft darfſt du ebenfals nur fragen; Selbſt mit ihrem ſtummen Munde werden dir’s die Fiſche ſagen; Frage Blumen, Baͤum’ und Kraͤuter! Es erzehlen Thal und Hoͤhen Von des groſſen Schoͤpfers Liebe, Weisheit, Herrlichkeit und Macht. Deine Seele wird die Sprache (ſiehet ſie nur mit Bedacht Die geſchaffnen Wunder an) durch dein Auge, bald verſtehen. Menſchen Rede pruͤft das Ohr; dieſe Sprache kanſt du ſehen, Und durch dein Geſicht vernehmen und begreiffen. Schaue dann Jn des Welt-Buchs ſchoͤnen Lettern unſers Schoͤpfers Schriften an! Othem-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/338
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/338>, abgerufen am 25.11.2024.