Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Ernstliche Betrachtung der Welt nothwendig. Kann es auch sonder Kunst geschehn, Wenn wir an schönen Schildereyen Uns mit Vernunft ergetzen und erfreuen, Und mit vergnügtem Geist die Kunst des Künftlers sehn? O nein, ein Kunst-Erfahrner weiß, Das blos durch einen langen Fleiß Man diese Wissenschaft erhält, Und sonder Mühe sie nicht findet; Wie daß man sich denn unterwindet, Sich selber so geschickt zu schätzen, An dem weit schöneren Gemählde dieser Welt Vernünftig, ohn Vernunft, sich zu ergetzen, Ja, ohn es einmahl anzusehn, Des grossen Meisters Geist doch sattsahm zu verstehn, Den er in seinem Wercke weiset; Ein Werck, das überall den grossen Meister preiset? Jst es nun eine Kunst, der GOttheit Werck zu fassen; Will man sich denn darin nicht unterrichten lassen? O ja! ich wolte gern, hör' ich verschiedne sagen, Mich an des Schöpfers Werck vergnügen, Und meine Lust zu seiner Ehre fügen; Allein wer lehrt es mich? hör' ich dieselben fragen; Die GOtts-Gelehrten legen sich, So wie ich schon seit langer Zeit bemercke, Allein auf GOttes Wort, nicht leicht auf GOttes Wercke. Nun
Ernſtliche Betrachtung der Welt nothwendig. Kann es auch ſonder Kunſt geſchehn, Wenn wir an ſchoͤnen Schildereyen Uns mit Vernunft ergetzen und erfreuen, Und mit vergnuͤgtem Geiſt die Kunſt des Kuͤnftlers ſehn? O nein, ein Kunſt-Erfahrner weiß, Das blos durch einen langen Fleiß Man dieſe Wiſſenſchaft erhaͤlt, Und ſonder Muͤhe ſie nicht findet; Wie daß man ſich denn unterwindet, Sich ſelber ſo geſchickt zu ſchaͤtzen, An dem weit ſchoͤneren Gemaͤhlde dieſer Welt Vernuͤnftig, ohn Vernunft, ſich zu ergetzen, Ja, ohn es einmahl anzuſehn, Des groſſen Meiſters Geiſt doch ſattſahm zu verſtehn, Den er in ſeinem Wercke weiſet; Ein Werck, das uͤberall den groſſen Meiſter preiſet? Jſt es nun eine Kunſt, der GOttheit Werck zu faſſen; Will man ſich denn darin nicht unterrichten laſſen? O ja! ich wolte gern, hoͤr’ ich verſchiedne ſagen, Mich an des Schoͤpfers Werck vergnuͤgen, Und meine Luſt zu ſeiner Ehre fuͤgen; Allein wer lehrt es mich? hoͤr’ ich dieſelben fragen; Die GOtts-Gelehrten legen ſich, So wie ich ſchon ſeit langer Zeit bemercke, Allein auf GOttes Wort, nicht leicht auf GOttes Wercke. Nun
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Ernſtliche Betrachtung der Welt
nothwendig.
Kann es auch ſonder Kunſt geſchehn,
Wenn wir an ſchoͤnen Schildereyen
Uns mit Vernunft ergetzen und erfreuen,
Und mit vergnuͤgtem Geiſt die Kunſt des Kuͤnftlers ſehn?
O nein, ein Kunſt-Erfahrner weiß,
Das blos durch einen langen Fleiß
Man dieſe Wiſſenſchaft erhaͤlt,
Und ſonder Muͤhe ſie nicht findet;
Wie daß man ſich denn unterwindet,
Sich ſelber ſo geſchickt zu ſchaͤtzen,
An dem weit ſchoͤneren Gemaͤhlde dieſer Welt
Vernuͤnftig, ohn Vernunft, ſich zu ergetzen,
Ja, ohn es einmahl anzuſehn,
Des groſſen Meiſters Geiſt doch ſattſahm zu verſtehn,
Den er in ſeinem Wercke weiſet;
Ein Werck, das uͤberall den groſſen Meiſter preiſet?
Jſt es nun eine Kunſt, der GOttheit Werck zu faſſen;
Will man ſich denn darin nicht unterrichten laſſen?
O ja! ich wolte gern, hoͤr’ ich verſchiedne ſagen,
Mich an des Schoͤpfers Werck vergnuͤgen,
Und meine Luſt zu ſeiner Ehre fuͤgen;
Allein wer lehrt es mich? hoͤr’ ich dieſelben fragen;
Die GOtts-Gelehrten legen ſich,
So wie ich ſchon ſeit langer Zeit bemercke,
Allein auf GOttes Wort, nicht leicht auf GOttes Wercke.
Nun
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