Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.(***) Blumen im Winter. Jst es möglich, schon anjetzt, in der härtften Winter-Zeit,Da die Fluht mit Eis beleget, Garten, Feld und Wald beschneit, Lieblich riechende Eyrenen, funckelnde Gentianellen, Crocos, Lilien-Convalljen, ja die schönste Pfirschen-Blüth, Tulpen, Hyaeinth, Terzetten, wie man hier bewundernd sieht, Zu erblicken, ja daß solches möglich, sich nur vorzustellen! Ach, mein GOtt, durch deine Güte, nehm' ich in derselben Pracht, Mit Vergnügen, deine Weisheit, deine Wunder, deine Macht, Die durch dich stets regen Kräfte der Natur auch jetzt in acht, Und, durch ihre holde Schönheit, auch im Frost recht angelacht, Fühl' ich, wie mein innerstes recht gelabet, recht erqvicket, Ja, durch ämsige Betrachtung ihres Schmucks, fast selbst geschmücket, Zu dir hingezogen wird. Diese Pracht, die sie erblickt, Wird ihr gleichsam zugeeignet, und, wie wir, noch einst so schön, Einer Schönen zarte Haut, bey ihr nahen Blumen, sehn; Stellt sich eine frohe Seele, wenn sie Blumen so besieht, Jn selbst blühenden Jdeen würcklich selbst verschönert mir, Bey der weissen Hyacinth und der rohten Pfirsich-Blüt', Röther noch an Lieb und Andacht, weisser noch an Un- schuld, für. Ernst-
(***) Blumen im Winter. Jſt es moͤglich, ſchon anjetzt, in der haͤrtften Winter-Zeit,Da die Fluht mit Eis beleget, Garten, Feld und Wald beſchneit, Lieblich riechende Eyrenen, funckelnde Gentianellen, Crocos, Lilien-Convalljen, ja die ſchoͤnſte Pfirſchen-Bluͤth, Tulpen, Hyaeinth, Terzetten, wie man hier bewundernd ſieht, Zu erblicken, ja daß ſolches moͤglich, ſich nur vorzuſtellen! Ach, mein GOtt, durch deine Guͤte, nehm’ ich in derſelben Pracht, Mit Vergnuͤgen, deine Weisheit, deine Wunder, deine Macht, Die durch dich ſtets regen Kraͤfte der Natur auch jetzt in acht, Und, durch ihre holde Schoͤnheit, auch im Froſt recht angelacht, Fuͤhl’ ich, wie mein innerſtes recht gelabet, recht erqvicket, Ja, durch aͤmſige Betrachtung ihres Schmucks, faſt ſelbſt geſchmuͤcket, Zu dir hingezogen wird. Dieſe Pracht, die ſie erblickt, Wird ihr gleichſam zugeeignet, und, wie wir, noch einſt ſo ſchoͤn, Einer Schoͤnen zarte Haut, bey ihr nahen Blumen, ſehn; Stellt ſich eine frohe Seele, wenn ſie Blumen ſo beſieht, Jn ſelbſt bluͤhenden Jdeen wuͤrcklich ſelbſt verſchoͤnert mir, Bey der weiſſen Hyacinth und der rohten Pfirſich-Bluͤt’, Roͤther noch an Lieb und Andacht, weiſſer noch an Un- ſchuld, fuͤr. Ernſt-
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Blumen im Winter.
Jſt es moͤglich, ſchon anjetzt, in der haͤrtften Winter-Zeit,
Da die Fluht mit Eis beleget, Garten, Feld und
Wald beſchneit,
Lieblich riechende Eyrenen, funckelnde Gentianellen,
Crocos, Lilien-Convalljen, ja die ſchoͤnſte Pfirſchen-Bluͤth,
Tulpen, Hyaeinth, Terzetten, wie man hier bewundernd
ſieht,
Zu erblicken, ja daß ſolches moͤglich, ſich nur vorzuſtellen!
Ach, mein GOtt, durch deine Guͤte, nehm’ ich in
derſelben Pracht,
Mit Vergnuͤgen, deine Weisheit, deine Wunder, deine
Macht,
Die durch dich ſtets regen Kraͤfte der Natur auch jetzt in
acht,
Und, durch ihre holde Schoͤnheit, auch im Froſt recht
angelacht,
Fuͤhl’ ich, wie mein innerſtes recht gelabet, recht erqvicket,
Ja, durch aͤmſige Betrachtung ihres Schmucks, faſt ſelbſt
geſchmuͤcket,
Zu dir hingezogen wird. Dieſe Pracht, die ſie erblickt,
Wird ihr gleichſam zugeeignet, und, wie wir, noch einſt
ſo ſchoͤn,
Einer Schoͤnen zarte Haut, bey ihr nahen Blumen, ſehn;
Stellt ſich eine frohe Seele, wenn ſie Blumen ſo beſieht,
Jn ſelbſt bluͤhenden Jdeen wuͤrcklich ſelbſt verſchoͤnert mir,
Bey der weiſſen Hyacinth und der rohten Pfirſich-Bluͤt’,
Roͤther noch an Lieb und Andacht, weiſſer noch an Un-
ſchuld, fuͤr.
Ernſt-
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