Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinnlicher GOttes-Dienst.
Wenn ich meines Geistes Kräfte
Auf der Creaturen Pracht,
Durch die Sinnen, gleichsam hefte,
Ehr' ich den, der sie gemacht;
Und es scheint, als wann die Ehre,
Die aus der Betrachtung qvillt,
Da sie mich mit Lust erfüllt,
Dir, o HERR! gefällig wäre.
Denn jemehr ich sie besehe,
Und in ihnen dich erhöhe,
Je empfindlicher verspühre
Und befind' ich, daß die Seele,
Jn der gantz durchdrungnen Brust,
Ein unsichtbar Etwas rühre;
Daß sie mit besondrer Lust
Süsser Liebe sich vermähle,
Die, von Andacht angeflammt,
Aus der Wercke Schönheit stammt.
Anmuth, die so ungemein,
Scheint ein Gnaden-Lohn zu seyn,
Den GOtt in sein Werck gesencket,
Und den, wenn man sein gedencket,
Und sich wol zu sehn bestrebet,
Man aus seiner Huld erhebet.
Jn den Creaturen steckt,
Wenn man sie, dem HErrn zum Preise,
Höret, riecht, sieht, fühlt und schmeckt,
Eine rechte Seelen-Speise.
Nichts
T
Sinnlicher GOttes-Dienſt.
Wenn ich meines Geiſtes Kraͤfte
Auf der Creaturen Pracht,
Durch die Sinnen, gleichſam hefte,
Ehr’ ich den, der ſie gemacht;
Und es ſcheint, als wann die Ehre,
Die aus der Betrachtung qvillt,
Da ſie mich mit Luſt erfuͤllt,
Dir, o HERR! gefaͤllig waͤre.
Denn jemehr ich ſie beſehe,
Und in ihnen dich erhoͤhe,
Je empfindlicher verſpuͤhre
Und befind’ ich, daß die Seele,
Jn der gantz durchdrungnen Bruſt,
Ein unſichtbar Etwas ruͤhre;
Daß ſie mit beſondrer Luſt
Suͤſſer Liebe ſich vermaͤhle,
Die, von Andacht angeflammt,
Aus der Wercke Schoͤnheit ſtammt.
Anmuth, die ſo ungemein,
Scheint ein Gnaden-Lohn zu ſeyn,
Den GOtt in ſein Werck geſencket,
Und den, wenn man ſein gedencket,
Und ſich wol zu ſehn beſtrebet,
Man aus ſeiner Huld erhebet.
Jn den Creaturen ſteckt,
Wenn man ſie, dem HErrn zum Preiſe,
Hoͤret, riecht, ſieht, fuͤhlt und ſchmeckt,
Eine rechte Seelen-Speiſe.
Nichts
T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0305" n="289"/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Sinnlicher GOttes-Dien&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>enn ich meines Gei&#x017F;tes Kra&#x0364;fte</l><lb/>
          <l>Auf der Creaturen Pracht,</l><lb/>
          <l>Durch die Sinnen, gleich&#x017F;am hefte,</l><lb/>
          <l>Ehr&#x2019; ich den, der &#x017F;ie gemacht;</l><lb/>
          <l>Und es &#x017F;cheint, als wann die Ehre,</l><lb/>
          <l>Die aus der Betrachtung qvillt,</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ie mich mit Lu&#x017F;t erfu&#x0364;llt,</l><lb/>
          <l>Dir, o HERR! gefa&#x0364;llig wa&#x0364;re.</l><lb/>
          <l>Denn jemehr ich &#x017F;ie be&#x017F;ehe,</l><lb/>
          <l>Und in ihnen dich erho&#x0364;he,</l><lb/>
          <l>Je empfindlicher ver&#x017F;pu&#x0364;hre</l><lb/>
          <l>Und befind&#x2019; ich, daß die Seele,</l><lb/>
          <l>Jn der gantz durchdrungnen Bru&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Ein <hi rendition="#fr">un&#x017F;ichtbar Etwas</hi> ru&#x0364;hre;</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie mit be&#x017F;ondrer Lu&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Liebe &#x017F;ich verma&#x0364;hle,</l><lb/>
          <l>Die, von Andacht angeflammt,</l><lb/>
          <l>Aus der Wercke Scho&#x0364;nheit &#x017F;tammt.</l><lb/>
          <l>Anmuth, die &#x017F;o ungemein,</l><lb/>
          <l>Scheint ein Gnaden-Lohn zu &#x017F;eyn,</l><lb/>
          <l>Den GOtt in &#x017F;ein Werck ge&#x017F;encket,</l><lb/>
          <l>Und den, wenn man &#x017F;ein gedencket,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ich wol zu &#x017F;ehn be&#x017F;trebet,</l><lb/>
          <l>Man aus &#x017F;einer Huld erhebet.</l><lb/>
          <l>Jn den Creaturen &#x017F;teckt,</l><lb/>
          <l>Wenn man &#x017F;ie, dem HErrn zum Prei&#x017F;e,</l><lb/>
          <l>Ho&#x0364;ret, riecht, &#x017F;ieht, fu&#x0364;hlt und &#x017F;chmeckt,</l><lb/>
          <l>Eine rechte Seelen-Spei&#x017F;e.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">T</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Nichts</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0305] Sinnlicher GOttes-Dienſt. Wenn ich meines Geiſtes Kraͤfte Auf der Creaturen Pracht, Durch die Sinnen, gleichſam hefte, Ehr’ ich den, der ſie gemacht; Und es ſcheint, als wann die Ehre, Die aus der Betrachtung qvillt, Da ſie mich mit Luſt erfuͤllt, Dir, o HERR! gefaͤllig waͤre. Denn jemehr ich ſie beſehe, Und in ihnen dich erhoͤhe, Je empfindlicher verſpuͤhre Und befind’ ich, daß die Seele, Jn der gantz durchdrungnen Bruſt, Ein unſichtbar Etwas ruͤhre; Daß ſie mit beſondrer Luſt Suͤſſer Liebe ſich vermaͤhle, Die, von Andacht angeflammt, Aus der Wercke Schoͤnheit ſtammt. Anmuth, die ſo ungemein, Scheint ein Gnaden-Lohn zu ſeyn, Den GOtt in ſein Werck geſencket, Und den, wenn man ſein gedencket, Und ſich wol zu ſehn beſtrebet, Man aus ſeiner Huld erhebet. Jn den Creaturen ſteckt, Wenn man ſie, dem HErrn zum Preiſe, Hoͤret, riecht, ſieht, fuͤhlt und ſchmeckt, Eine rechte Seelen-Speiſe. Nichts T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/305
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/305>, abgerufen am 22.11.2024.