Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Aufmunterung. Aufmunterung. Da GOtt in seiner CreaturSo wunderwürdig sich erwiesen; Ja da derselbe sich nicht nur Erwiesen; sich noch immer weis't: Wie daß man ihn, wenn man ihn nicht gepriesen, Auch noch in unsrer Lust nicht preis't! Jst sein Geschöpf, wie oder er, nicht wehrt, Daß man in ihnen ihn verehrt? Jst etwan, lieber Mensch, für deinen hohen Geist Das, was er schuf, zu niedrig zu geringe? Es scheint so gar der Schöpffer aller Dinge Nicht deiner Achtung wehrt zu seyn. Hiedurch nun raubst du dir nicht deine Lust allein, Die er mit seiner Ehr (o Liebe) hier verbindet; Du raubest ihm zugleich die Ehre welche man, Jn seinem Werck allein und seiner Führung findet, Und ohne sie nicht finden kann. Sprich selbst, wenns nicht die Menschen wollen, Was doch für Creaturen sollen, Aus einem GOtt ergebnen Triebe, Empfindlich und erkänntlich seyn, Für GOttes Weisheit, Macht und Liebe, Für seiner Gnaden Glantz und Schein? Worin ist doch der Unterscheid, Der zwischen uns und andern Thieren, Als blos hierin allein, zu spühren, Das wir des Gebers Herrlichkeit Und Macht und Lieb', in seinen Wercken, Geschickt und fähig zu bemercken? Was
Aufmunterung. Aufmunterung. Da GOtt in ſeiner CreaturSo wunderwuͤrdig ſich erwieſen; Ja da derſelbe ſich nicht nur Erwieſen; ſich noch immer weiſ’t: Wie daß man ihn, wenn man ihn nicht geprieſen, Auch noch in unſrer Luſt nicht preiſ’t! Jſt ſein Geſchoͤpf, wie oder er, nicht wehrt, Daß man in ihnen ihn verehrt? Jſt etwan, lieber Menſch, fuͤr deinen hohen Geiſt Das, was er ſchuf, zu niedrig zu geringe? Es ſcheint ſo gar der Schoͤpffer aller Dinge Nicht deiner Achtung wehrt zu ſeyn. Hiedurch nun raubſt du dir nicht deine Luſt allein, Die er mit ſeiner Ehr (o Liebe) hier verbindet; Du raubeſt ihm zugleich die Ehre welche man, Jn ſeinem Werck allein und ſeiner Fuͤhrung findet, Und ohne ſie nicht finden kann. Sprich ſelbſt, wenns nicht die Menſchen wollen, Was doch fuͤr Creaturen ſollen, Aus einem GOtt ergebnen Triebe, Empfindlich und erkaͤnntlich ſeyn, Fuͤr GOttes Weisheit, Macht und Liebe, Fuͤr ſeiner Gnaden Glantz und Schein? Worin iſt doch der Unterſcheid, Der zwiſchen uns und andern Thieren, Als blos hierin allein, zu ſpuͤhren, Das wir des Gebers Herrlichkeit Und Macht und Lieb’, in ſeinen Wercken, Geſchickt und faͤhig zu bemercken? Was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0237" n="221"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Aufmunterung.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Aufmunterung.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>a GOtt in ſeiner Creatur</l><lb/> <l>So wunderwuͤrdig ſich erwieſen;</l><lb/> <l>Ja da derſelbe ſich nicht nur</l><lb/> <l>Erwieſen; ſich noch immer weiſ’t:</l><lb/> <l>Wie daß man ihn, wenn man ihn nicht geprieſen,</l><lb/> <l>Auch noch in unſrer Luſt nicht preiſ’t!</l><lb/> <l>Jſt ſein Geſchoͤpf, wie oder er, nicht wehrt,</l><lb/> <l>Daß man in ihnen ihn verehrt?</l><lb/> <l>Jſt etwan, lieber Menſch, fuͤr deinen hohen Geiſt</l><lb/> <l>Das, was er ſchuf, zu niedrig zu geringe?</l><lb/> <l>Es ſcheint ſo gar der Schoͤpffer aller Dinge</l><lb/> <l>Nicht deiner Achtung wehrt zu ſeyn.</l><lb/> <l>Hiedurch nun raubſt du dir nicht deine Luſt allein,</l><lb/> <l>Die er mit ſeiner Ehr (o Liebe) hier verbindet;</l><lb/> <l>Du raubeſt ihm zugleich die Ehre welche man,</l><lb/> <l>Jn ſeinem Werck allein und ſeiner Fuͤhrung findet,</l><lb/> <l>Und ohne ſie nicht finden kann.</l><lb/> <l>Sprich ſelbſt, wenns nicht die Menſchen wollen,</l><lb/> <l>Was doch fuͤr Creaturen ſollen,</l><lb/> <l>Aus einem GOtt ergebnen Triebe,</l><lb/> <l>Empfindlich und erkaͤnntlich ſeyn,</l><lb/> <l>Fuͤr GOttes Weisheit, Macht und Liebe,</l><lb/> <l>Fuͤr ſeiner Gnaden Glantz und Schein?</l><lb/> <l>Worin iſt doch der Unterſcheid,</l><lb/> <l>Der zwiſchen uns und andern Thieren,</l><lb/> <l>Als blos hierin allein, zu ſpuͤhren,</l><lb/> <l>Das wir des Gebers Herrlichkeit</l><lb/> <l>Und Macht und Lieb’, in ſeinen Wercken,</l><lb/> <l>Geſchickt und faͤhig zu bemercken?</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [221/0237]
Aufmunterung.
Aufmunterung.
Da GOtt in ſeiner Creatur
So wunderwuͤrdig ſich erwieſen;
Ja da derſelbe ſich nicht nur
Erwieſen; ſich noch immer weiſ’t:
Wie daß man ihn, wenn man ihn nicht geprieſen,
Auch noch in unſrer Luſt nicht preiſ’t!
Jſt ſein Geſchoͤpf, wie oder er, nicht wehrt,
Daß man in ihnen ihn verehrt?
Jſt etwan, lieber Menſch, fuͤr deinen hohen Geiſt
Das, was er ſchuf, zu niedrig zu geringe?
Es ſcheint ſo gar der Schoͤpffer aller Dinge
Nicht deiner Achtung wehrt zu ſeyn.
Hiedurch nun raubſt du dir nicht deine Luſt allein,
Die er mit ſeiner Ehr (o Liebe) hier verbindet;
Du raubeſt ihm zugleich die Ehre welche man,
Jn ſeinem Werck allein und ſeiner Fuͤhrung findet,
Und ohne ſie nicht finden kann.
Sprich ſelbſt, wenns nicht die Menſchen wollen,
Was doch fuͤr Creaturen ſollen,
Aus einem GOtt ergebnen Triebe,
Empfindlich und erkaͤnntlich ſeyn,
Fuͤr GOttes Weisheit, Macht und Liebe,
Fuͤr ſeiner Gnaden Glantz und Schein?
Worin iſt doch der Unterſcheid,
Der zwiſchen uns und andern Thieren,
Als blos hierin allein, zu ſpuͤhren,
Das wir des Gebers Herrlichkeit
Und Macht und Lieb’, in ſeinen Wercken,
Geſchickt und faͤhig zu bemercken?
Was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |