So wird ins Luft-Raums tieffem Meer Ein unzuzehlend Sonnen-Heer, An meiner statt, von euch gefunden, Von welchen ihr, sollt' ich mit meinem Schein Bey euch stets gegenwärtig seyn, Und immer bey euch leuchten müssen, Nicht das Geringste würdet wissen. Hier schwindet meiner GOttheit Glantz, Bey Millionen Sonnen gantz. Die wahre GOttheit zeiget sich Jn dieser Schaar hingegen sichtbarlich. Jn keinen würdigern Jdeen, Kann euer Geist ein Bild der wahren GOttheit sehen, Als in dem ew'gen Geist, der eine solche Zahl, Die nicht zu zehlen ist, von Sonnen schaft, regieret Und noch ein grösser Heer von Welten um sie führet. So deucht mich daß, zu ihres Schöpfers Ehre, Jch, wenn sie untergeht, die Sonne reden höre. Ach, laßt uns ihre Red' uns ins Gedächtnis prägen, Und, wenn wir in der Nacht der Sterne Schaaren sehn, Den HErrn der Schaaren doch erhöhn, Und, wenn wir unsern Blick ins Himmels Tieffe sencken, Voll Ehrfurcht, Lust und Andacht dencken:
Es zeiget uns das Sonnen-Licht Den Schöpfer herrlich; doch noch nicht
So
Sonnen-Lehre.
So wird ins Luft-Raums tieffem Meer Ein unzuzehlend Sonnen-Heer, An meiner ſtatt, von euch gefunden, Von welchen ihr, ſollt’ ich mit meinem Schein Bey euch ſtets gegenwaͤrtig ſeyn, Und immer bey euch leuchten muͤſſen, Nicht das Geringſte wuͤrdet wiſſen. Hier ſchwindet meiner GOttheit Glantz, Bey Millionen Sonnen gantz. Die wahre GOttheit zeiget ſich Jn dieſer Schaar hingegen ſichtbarlich. Jn keinen wuͤrdigern Jdeen, Kann euer Geiſt ein Bild der wahren GOttheit ſehen, Als in dem ew’gen Geiſt, der eine ſolche Zahl, Die nicht zu zehlen iſt, von Sonnen ſchaft, regieret Und noch ein groͤſſer Heer von Welten um ſie fuͤhret. So deucht mich daß, zu ihres Schoͤpfers Ehre, Jch, wenn ſie untergeht, die Sonne reden hoͤre. Ach, laßt uns ihre Red’ uns ins Gedaͤchtnis praͤgen, Und, wenn wir in der Nacht der Sterne Schaaren ſehn, Den HErrn der Schaaren doch erhoͤhn, Und, wenn wir unſern Blick ins Himmels Tieffe ſencken, Voll Ehrfurcht, Luſt und Andacht dencken:
Es zeiget uns das Sonnen-Licht Den Schoͤpfer herrlich; doch noch nicht
So
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Sonnen-Lehre.
So wird ins Luft-Raums tieffem Meer
Ein unzuzehlend Sonnen-Heer,
An meiner ſtatt, von euch gefunden,
Von welchen ihr, ſollt’ ich mit meinem Schein
Bey euch ſtets gegenwaͤrtig ſeyn,
Und immer bey euch leuchten muͤſſen,
Nicht das Geringſte wuͤrdet wiſſen.
Hier ſchwindet meiner GOttheit Glantz,
Bey Millionen Sonnen gantz.
Die wahre GOttheit zeiget ſich
Jn dieſer Schaar hingegen ſichtbarlich.
Jn keinen wuͤrdigern Jdeen,
Kann euer Geiſt ein Bild der wahren GOttheit ſehen,
Als in dem ew’gen Geiſt, der eine ſolche Zahl,
Die nicht zu zehlen iſt, von Sonnen ſchaft, regieret
Und noch ein groͤſſer Heer von Welten um ſie fuͤhret.
So deucht mich daß, zu ihres Schoͤpfers Ehre,
Jch, wenn ſie untergeht, die Sonne reden hoͤre.
Ach, laßt uns ihre Red’ uns ins Gedaͤchtnis praͤgen,
Und, wenn wir in der Nacht der Sterne Schaaren ſehn,
Den HErrn der Schaaren doch erhoͤhn,
Und, wenn wir unſern Blick ins Himmels Tieffe ſencken,
Voll Ehrfurcht, Luſt und Andacht dencken:
Es zeiget uns das Sonnen-Licht
Den Schoͤpfer herrlich; doch noch nicht
So
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/157>, abgerufen am 16.02.2025.
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