Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Wasser-Rede.
Wasser-Rede.
Es war der Spring-Brunn abgeschlossen, daher auf
unbewegter Fluht

Ein grüner Wieder-Schein gar lieblich in einer duncklen
Klarheit ruht,

Der, da er der geschor'nen Hecken begrünte Schönheit se-
hen ließ

Uns ihre holde Pracht, verdoppelt, als wie in einem
Spiegel, wies.

Es fiel, bey der so schönen Bäume so deutlich vorgestelltem
Schein,

Der, sonder Farben, blos im Scheine von Farben sich
selbst mahlt, mir ein:
Arioso.
Die klare Fluth zeigt meinen Blicken,
Die sich an ihrer Zier erqvicken,
Des Schöpfers Himmels und der Erden
Kraft, Majestät und Allmacht an;
Als welcher ja so schnell, wie sie
Des Scheines flüchtige Copie
Entstehen läßt; das Urbild werden,
Und es aus Nichts, so schnell entstehen lassen
kann.
Jndem ich, mit dergleichen Dencken, bey diesem Wasser-
Spiegel stehe;

So drehet jemand ungefehr der Wasser-Röhre Schlüssel
auf:

Wodurch ich, durch des regen Strahls schnell über sich ge-
kehrten Lauf,

Die sanfte Still', in neuer Anmuth, schnell unterbrochen
hör' und sehe.
Wie
Waſſer-Rede.
Waſſer-Rede.
Es war der Spring-Brunn abgeſchloſſen, daher auf
unbewegter Fluht

Ein gruͤner Wieder-Schein gar lieblich in einer duncklen
Klarheit ruht,

Der, da er der geſchor’nen Hecken begruͤnte Schoͤnheit ſe-
hen ließ

Uns ihre holde Pracht, verdoppelt, als wie in einem
Spiegel, wies.

Es fiel, bey der ſo ſchoͤnen Baͤume ſo deutlich vorgeſtelltem
Schein,

Der, ſonder Farben, blos im Scheine von Farben ſich
ſelbſt mahlt, mir ein:
Arioſo.
Die klare Fluth zeigt meinen Blicken,
Die ſich an ihrer Zier erqvicken,
Des Schoͤpfers Himmels und der Erden
Kraft, Majeſtaͤt und Allmacht an;
Als welcher ja ſo ſchnell, wie ſie
Des Scheines fluͤchtige Copie
Entſtehen laͤßt; das Urbild werden,
Und es aus Nichts, ſo ſchnell entſtehen laſſen
kann.
Jndem ich, mit dergleichen Dencken, bey dieſem Waſſer-
Spiegel ſtehe;

So drehet jemand ungefehr der Waſſer-Roͤhre Schluͤſſel
auf:

Wodurch ich, durch des regen Strahls ſchnell uͤber ſich ge-
kehrten Lauf,

Die ſanfte Still’, in neuer Anmuth, ſchnell unterbrochen
hoͤr’ und ſehe.
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0140" n="124"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;&#x017F;er-Rede.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;&#x017F;er-Rede.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>s war der Spring-Brunn abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daher auf<lb/><hi rendition="#et">unbewegter Fluht</hi></l><lb/>
            <l>Ein gru&#x0364;ner Wieder-Schein gar lieblich in einer duncklen<lb/><hi rendition="#et">Klarheit ruht,</hi></l><lb/>
            <l>Der, da er der ge&#x017F;chor&#x2019;nen Hecken begru&#x0364;nte Scho&#x0364;nheit &#x017F;e-<lb/><hi rendition="#et">hen ließ</hi></l><lb/>
            <l>Uns ihre holde Pracht, verdoppelt, als wie in einem<lb/><hi rendition="#et">Spiegel, wies.</hi></l><lb/>
            <l>Es fiel, bey der &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nen Ba&#x0364;ume &#x017F;o deutlich vorge&#x017F;telltem<lb/><hi rendition="#et">Schein,</hi></l><lb/>
            <l>Der, &#x017F;onder Farben, blos im Scheine von Farben &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;elb&#x017F;t mahlt, mir ein:</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head> <hi rendition="#aq">Ario&#x017F;o.</hi> </head><lb/>
            <l>Die klare Fluth zeigt meinen Blicken,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich an ihrer Zier erqvicken,</l><lb/>
            <l>Des Scho&#x0364;pfers Himmels und der Erden</l><lb/>
            <l>Kraft, Maje&#x017F;ta&#x0364;t und Allmacht an;</l><lb/>
            <l>Als welcher ja &#x017F;o &#x017F;chnell, wie &#x017F;ie</l><lb/>
            <l>Des Scheines flu&#x0364;chtige Copie</l><lb/>
            <l>Ent&#x017F;tehen la&#x0364;ßt; das Urbild werden,</l><lb/>
            <l>Und es aus Nichts, &#x017F;o &#x017F;chnell ent&#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">kann.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Jndem ich, mit dergleichen Dencken, bey die&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/><hi rendition="#et">Spiegel &#x017F;tehe;</hi></l><lb/>
            <l>So drehet jemand ungefehr der Wa&#x017F;&#x017F;er-Ro&#x0364;hre Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el<lb/><hi rendition="#et">auf:</hi></l><lb/>
            <l>Wodurch ich, durch des regen Strahls &#x017F;chnell u&#x0364;ber &#x017F;ich ge-<lb/><hi rendition="#et">kehrten Lauf,</hi></l><lb/>
            <l>Die &#x017F;anfte Still&#x2019;, in neuer Anmuth, &#x017F;chnell unterbrochen<lb/><hi rendition="#et">ho&#x0364;r&#x2019; und &#x017F;ehe.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0140] Waſſer-Rede. Waſſer-Rede. Es war der Spring-Brunn abgeſchloſſen, daher auf unbewegter Fluht Ein gruͤner Wieder-Schein gar lieblich in einer duncklen Klarheit ruht, Der, da er der geſchor’nen Hecken begruͤnte Schoͤnheit ſe- hen ließ Uns ihre holde Pracht, verdoppelt, als wie in einem Spiegel, wies. Es fiel, bey der ſo ſchoͤnen Baͤume ſo deutlich vorgeſtelltem Schein, Der, ſonder Farben, blos im Scheine von Farben ſich ſelbſt mahlt, mir ein: Arioſo. Die klare Fluth zeigt meinen Blicken, Die ſich an ihrer Zier erqvicken, Des Schoͤpfers Himmels und der Erden Kraft, Majeſtaͤt und Allmacht an; Als welcher ja ſo ſchnell, wie ſie Des Scheines fluͤchtige Copie Entſtehen laͤßt; das Urbild werden, Und es aus Nichts, ſo ſchnell entſtehen laſſen kann. Jndem ich, mit dergleichen Dencken, bey dieſem Waſſer- Spiegel ſtehe; So drehet jemand ungefehr der Waſſer-Roͤhre Schluͤſſel auf: Wodurch ich, durch des regen Strahls ſchnell uͤber ſich ge- kehrten Lauf, Die ſanfte Still’, in neuer Anmuth, ſchnell unterbrochen hoͤr’ und ſehe. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/140
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/140>, abgerufen am 24.11.2024.