Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Betrachtung über die Schönheit der Blumen. Wir können uns zu GOtt durch nichts so sehr erheben, Als wenn, in seinem Werck, wir uns mit Lust bestreben, Auf seine Weisheit, Lieb' und seine Macht zu achten, Und in der Creatur, die blos dazu erlesen, Daß sie uns zeigen soll sein sonst verborgnes Wesen, Mit Ehrfurcht, Lieb' und Lust den Schöpfer zu betrachten. Mir fiel hierüber ein, was ich hievon geschrieben, Und welches mir noch im Gedächtniß blieben: Kann sie sich selbst so zierlich bilden? Kann sie der holden Blätter Pracht Aus eigner Macht Hier schön versilbern, da vergülden? Kann sie von ungefehr wie Demant und Carbunckeln Jn buntem Feuer glühn? so lieb-als herrlich funckeln? Jch sencke mich durch deine Wunder in dich, allmäch- tigs Wesen, ein, Und spür' in ihnen von der GOttheit den sicht- und un- sichtbaren Schein. Durch sie, als einen schönen Nebel, seh' ich das Licht der GOttheit brechen; Jch höre sie, in sanfter Sprache, von dessen Eigenschaften sprechen, Aus H 2
Betrachtung uͤber die Schoͤnheit der Blumen. Wir koͤnnen uns zu GOtt durch nichts ſo ſehr erheben, Als wenn, in ſeinem Werck, wir uns mit Luſt beſtreben, Auf ſeine Weisheit, Lieb’ und ſeine Macht zu achten, Und in der Creatur, die blos dazu erleſen, Daß ſie uns zeigen ſoll ſein ſonſt verborgnes Weſen, Mit Ehrfurcht, Lieb’ und Luſt den Schoͤpfer zu betrachten. Mir fiel hieruͤber ein, was ich hievon geſchrieben, Und welches mir noch im Gedaͤchtniß blieben: Kann ſie ſich ſelbſt ſo zierlich bilden? Kann ſie der holden Blaͤtter Pracht Aus eigner Macht Hier ſchoͤn verſilbern, da verguͤlden? Kann ſie von ungefehr wie Demant und Carbunckeln Jn buntem Feuer gluͤhn? ſo lieb-als herrlich funckeln? Jch ſencke mich durch deine Wunder in dich, allmaͤch- tigs Weſen, ein, Und ſpuͤr’ in ihnen von der GOttheit den ſicht- und un- ſichtbaren Schein. Durch ſie, als einen ſchoͤnen Nebel, ſeh’ ich das Licht der GOttheit brechen; Jch hoͤre ſie, in ſanfter Sprache, von deſſen Eigenſchaften ſprechen, Aus H 2
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Betrachtung uͤber die Schoͤnheit der Blumen.
Wir koͤnnen uns zu GOtt durch nichts ſo ſehr erheben,
Als wenn, in ſeinem Werck, wir uns mit Luſt beſtreben,
Auf ſeine Weisheit, Lieb’ und ſeine Macht zu achten,
Und in der Creatur, die blos dazu erleſen,
Daß ſie uns zeigen ſoll ſein ſonſt verborgnes Weſen,
Mit Ehrfurcht, Lieb’ und Luſt den Schoͤpfer zu betrachten.
Mir fiel hieruͤber ein, was ich hievon geſchrieben,
Und welches mir noch im Gedaͤchtniß blieben:
Kann ſie ſich ſelbſt ſo zierlich bilden?
Kann ſie der holden Blaͤtter Pracht
Aus eigner Macht
Hier ſchoͤn verſilbern, da verguͤlden?
Kann ſie von ungefehr wie Demant und Carbunckeln
Jn buntem Feuer gluͤhn? ſo lieb-als herrlich funckeln?
Jch ſencke mich durch deine Wunder in dich, allmaͤch-
tigs Weſen, ein,
Und ſpuͤr’ in ihnen von der GOttheit den ſicht- und un-
ſichtbaren Schein.
Durch ſie, als einen ſchoͤnen Nebel, ſeh’ ich das Licht der
GOttheit brechen;
Jch hoͤre ſie, in ſanfter Sprache, von deſſen Eigenſchaften
ſprechen,
Aus
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