Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Hirten-Gedicht. "Ach, liebster Vater, der du hier "Für uns so liebreich Sorge trägest, "Der du ins kleine Korn Vermehrungs-Kräfte legest, "Laß uns, bey so viel Gnad', absonderlich dafür "Dir unsrer Lippen Opfer bringen, "Und dir ohn Unterlaß ein frölich Danck-Lied singen! Es hatte Segenfeld vom Korn und dessen Wesen Die letzte Worte kaum gelesen, Als Hirtenau, dadurch gerührt, Ein inniglich Vergnügen spührt. Er lobete das Lied, bewunderte den Geist Des Fürsten, der also die Dichter singen heißt. Doch ward er gleichfals dem, dem ewig Danck gebühret, Absonderlich dadurch zu dancken angeführet, Und fielen ihm dazu die Worte wieder ein, Die einmahl zu dem Zweck von ihm gesungen seyn: Du ewiger Gnaden allmächtiger Wille, Unendlicher Ueberfluß ewiger Fülle! Quell, Licht und Leben der Natur, Wir singen mit entzücktem Muthe: Du krönst das Jahr mit deinem Gute, Vom Fett trieft deiner Füsse Spur, Du füllest die Felder Mit Weitzen und Klee, Du schmückest die Wälder, Du segnest die See. Es
Hirten-Gedicht. „Ach, liebſter Vater, der du hier „Fuͤr uns ſo liebreich Sorge traͤgeſt, „Der du ins kleine Korn Vermehrungs-Kraͤfte legeſt, „Laß uns, bey ſo viel Gnad’, abſonderlich dafuͤr „Dir unſrer Lippen Opfer bringen, „Und dir ohn Unterlaß ein froͤlich Danck-Lied ſingen! Es hatte Segenfeld vom Korn und deſſen Weſen Die letzte Worte kaum geleſen, Als Hirtenau, dadurch geruͤhrt, Ein inniglich Vergnuͤgen ſpuͤhrt. Er lobete das Lied, bewunderte den Geiſt Des Fuͤrſten, der alſo die Dichter ſingen heißt. Doch ward er gleichfals dem, dem ewig Danck gebuͤhret, Abſonderlich dadurch zu dancken angefuͤhret, Und fielen ihm dazu die Worte wieder ein, Die einmahl zu dem Zweck von ihm geſungen ſeyn: Du ewiger Gnaden allmaͤchtiger Wille, Unendlicher Ueberfluß ewiger Fuͤlle! Quell, Licht und Leben der Natur, Wir ſingen mit entzuͤcktem Muthe: Du kroͤnſt das Jahr mit deinem Gute, Vom Fett trieft deiner Fuͤſſe Spur, Du fuͤlleſt die Felder Mit Weitzen und Klee, Du ſchmuͤckeſt die Waͤlder, Du ſegneſt die See. Es
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Hirten-Gedicht.
„Ach, liebſter Vater, der du hier
„Fuͤr uns ſo liebreich Sorge traͤgeſt,
„Der du ins kleine Korn Vermehrungs-Kraͤfte legeſt,
„Laß uns, bey ſo viel Gnad’, abſonderlich dafuͤr
„Dir unſrer Lippen Opfer bringen,
„Und dir ohn Unterlaß ein froͤlich Danck-Lied ſingen!
Es hatte Segenfeld vom Korn und deſſen Weſen
Die letzte Worte kaum geleſen,
Als Hirtenau, dadurch geruͤhrt,
Ein inniglich Vergnuͤgen ſpuͤhrt.
Er lobete das Lied, bewunderte den Geiſt
Des Fuͤrſten, der alſo die Dichter ſingen heißt.
Doch ward er gleichfals dem, dem ewig Danck gebuͤhret,
Abſonderlich dadurch zu dancken angefuͤhret,
Und fielen ihm dazu die Worte wieder ein,
Die einmahl zu dem Zweck von ihm geſungen ſeyn:
Du ewiger Gnaden allmaͤchtiger Wille,
Unendlicher Ueberfluß ewiger Fuͤlle!
Quell, Licht und Leben der Natur,
Wir ſingen mit entzuͤcktem Muthe:
Du kroͤnſt das Jahr mit deinem Gute,
Vom Fett trieft deiner Fuͤſſe Spur,
Du fuͤlleſt die Felder
Mit Weitzen und Klee,
Du ſchmuͤckeſt die Waͤlder,
Du ſegneſt die See.
Es
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