Noch mehr: Mir fiel zugleich noch einer ins Gesicht, Und zwar der wahre Mond, der eben übers Haupt Der Bäume, die so dicht belaubt, Hervor trat, und am blauen Himmel stand.
Unglaublich ist, wie sehr mich dieser Anblick rührte; Und unbeschreiblich ist die Lust, Die ich darob in meiner Brust, Und meinem gantzen Wesen, spührte. Der reine Glantz so schöner Lichter drang, Bey der so süssen Abend-Stille, Und kühler Heiterkeit, mit einer rechten Fülle Von Anmuth, mir ins Hertz, daß ich, halb ausser mir, Ob aller Creaturen Zier, Dem Schöpfer dieß zu Ehren sang:
O GOTT! du grosser Wunder-GOTT, Unendlichs All! HERR Zebaoth! Regierer Himmels und der Erden! Wie kann doch Deine Lieb' und Macht Und Weisheit recht besungen werden! Jch bete zwar in Deiner Wercke Pracht, Voll heiliger Verwunderung, Dich an; Doch weil Dich keiner recht verehren, Dir dancken, noch Dir was vergelten kann, So wollest Du anietzt mein brünstig Wünschen hören:
Ach!
E 2
Mond-Schein.
Noch mehr: Mir fiel zugleich noch einer ins Geſicht, Und zwar der wahre Mond, der eben uͤbers Haupt Der Baͤume, die ſo dicht belaubt, Hervor trat, und am blauen Himmel ſtand.
Unglaublich iſt, wie ſehr mich dieſer Anblick ruͤhrte; Und unbeſchreiblich iſt die Luſt, Die ich darob in meiner Bruſt, Und meinem gantzen Weſen, ſpuͤhrte. Der reine Glantz ſo ſchoͤner Lichter drang, Bey der ſo ſuͤſſen Abend-Stille, Und kuͤhler Heiterkeit, mit einer rechten Fuͤlle Von Anmuth, mir ins Hertz, daß ich, halb auſſer mir, Ob aller Creaturen Zier, Dem Schoͤpfer dieß zu Ehren ſang:
O GOTT! du groſſer Wunder-GOTT, Unendlichs All! HERR Zebaoth! Regierer Himmels und der Erden! Wie kann doch Deine Lieb’ und Macht Und Weisheit recht beſungen werden! Jch bete zwar in Deiner Wercke Pracht, Voll heiliger Verwunderung, Dich an; Doch weil Dich keiner recht verehren, Dir dancken, noch Dir was vergelten kann, So wolleſt Du anietzt mein bruͤnſtig Wuͤnſchen hoͤren:
Ach!
E 2
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Mond-Schein.
Noch mehr: Mir fiel zugleich noch einer ins Geſicht,
Und zwar der wahre Mond, der eben uͤbers Haupt
Der Baͤume, die ſo dicht belaubt,
Hervor trat, und am blauen Himmel ſtand.
Unglaublich iſt, wie ſehr mich dieſer Anblick ruͤhrte;
Und unbeſchreiblich iſt die Luſt,
Die ich darob in meiner Bruſt,
Und meinem gantzen Weſen, ſpuͤhrte.
Der reine Glantz ſo ſchoͤner Lichter drang,
Bey der ſo ſuͤſſen Abend-Stille,
Und kuͤhler Heiterkeit, mit einer rechten Fuͤlle
Von Anmuth, mir ins Hertz, daß ich, halb auſſer mir,
Ob aller Creaturen Zier,
Dem Schoͤpfer dieß zu Ehren ſang:
O GOTT! du groſſer Wunder-GOTT,
Unendlichs All! HERR Zebaoth!
Regierer Himmels und der Erden!
Wie kann doch Deine Lieb’ und Macht
Und Weisheit recht beſungen werden!
Jch bete zwar in Deiner Wercke Pracht,
Voll heiliger Verwunderung, Dich an;
Doch weil Dich keiner recht verehren,
Dir dancken, noch Dir was vergelten kann,
So wolleſt Du anietzt mein bruͤnſtig Wuͤnſchen
hoͤren:
Ach!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/99>, abgerufen am 23.07.2024.
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