Ein durch die Creatur gerührtes Hertze mercken; Wann sie, bey unserer Betrachtung, sehn Ein sehnend Aug' und fröhliche Geberden, Und durch dieselbigen von der in unsrer Brust Gefühlten innern Lust Gerührt und überführet werden; So kann gewiß das helle schallen Der Lieder-reichen Nachtigallen Der Menschen Ohr so sehr nicht rühren, und gefallen, Als stille Seufzer, frohe Minen, Die ein betrachtetes Geschöpf Jn uns erreget, ihnen Vergnügen, Anmuth und Ergetzen Erregen muß, und sie noch mehr und mehr Zu ihres Schöpfers Preis und Ehr, Jn eine seelge Freude setzen.
Wer wollte denn nicht gern, Bey so viel selbst gefühlter Lust, So gar der Engel Lust, und aller Engel HErrn Lob, Ehr und Preis, zu mehren, zu erheben, Lobsingend sich beftreben? Wer wollte nicht, wie uns die Vögel hier auf Erden, So ihnen dazu gern ein klingend Werck-Zeug werden?
Die
Betrachtung der Voͤgel.
Ein durch die Creatur geruͤhrtes Hertze mercken; Wann ſie, bey unſerer Betrachtung, ſehn Ein ſehnend Aug’ und froͤhliche Geberden, Und durch dieſelbigen von der in unſrer Bruſt Gefuͤhlten innern Luſt Geruͤhrt und uͤberfuͤhret werden; So kann gewiß das helle ſchallen Der Lieder-reichen Nachtigallen Der Menſchen Ohr ſo ſehr nicht ruͤhren, und gefallen, Als ſtille Seufzer, frohe Minen, Die ein betrachtetes Geſchoͤpf Jn uns erreget, ihnen Vergnuͤgen, Anmuth und Ergetzen Erregen muß, und ſie noch mehr und mehr Zu ihres Schoͤpfers Preis und Ehr, Jn eine ſeelge Freude ſetzen.
Wer wollte denn nicht gern, Bey ſo viel ſelbſt gefuͤhlter Luſt, So gar der Engel Luſt, und aller Engel HErrn Lob, Ehr und Preis, zu mehren, zu erheben, Lobſingend ſich beftreben? Wer wollte nicht, wie uns die Voͤgel hier auf Erden, So ihnen dazu gern ein klingend Werck-Zeug werden?
Die
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Betrachtung der Voͤgel.
Ein durch die Creatur geruͤhrtes Hertze mercken;
Wann ſie, bey unſerer Betrachtung, ſehn
Ein ſehnend Aug’ und froͤhliche Geberden,
Und durch dieſelbigen von der in unſrer Bruſt
Gefuͤhlten innern Luſt
Geruͤhrt und uͤberfuͤhret werden;
So kann gewiß das helle ſchallen
Der Lieder-reichen Nachtigallen
Der Menſchen Ohr ſo ſehr nicht ruͤhren, und gefallen,
Als ſtille Seufzer, frohe Minen,
Die ein betrachtetes Geſchoͤpf
Jn uns erreget, ihnen
Vergnuͤgen, Anmuth und Ergetzen
Erregen muß, und ſie noch mehr und mehr
Zu ihres Schoͤpfers Preis und Ehr,
Jn eine ſeelge Freude ſetzen.
Wer wollte denn nicht gern,
Bey ſo viel ſelbſt gefuͤhlter Luſt,
So gar der Engel Luſt, und aller Engel HErrn
Lob, Ehr und Preis, zu mehren, zu erheben,
Lobſingend ſich beftreben?
Wer wollte nicht, wie uns die Voͤgel hier auf Erden,
So ihnen dazu gern ein klingend Werck-Zeug werden?
Die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/92>, abgerufen am 16.02.2025.
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