Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Bluhmen-Schrift. So scheint es, daß darin was sonderliches liege,Woran ich wenigstens mich recht vergnüge: Goldlacken hat ein G; Die Oster-Bluhm' ein O; die Tulipan ein T; Der letztern setz ich zwey: so ist der Nahm zu lesen Von dem allgegenwärtgen Wesen. Jonquillen, Sammet-Bluhm und Thlaspi zeigen Mir drauf das Wörtchen IST, gantz eigen. Wenn ich Gentianell zu einer Rose binde, Orangen-Blühte nebst Salbey, So deucht mich, daß ich voller Klarheit, Als eine unleugbare Wahrheit, Dieß: GOTT IST GROS, drin finde. Formirete man sich dergleichen Zeichen mir, Wie alle Lettern ja sonst nichts, als Zeichen, seyn; So würden wir vielleicht im Buche der Natur, Von dem allgegenwärtgen Wesen, Und Seiner Allmacht Licht und Schein, Gar bald viel Wunder lernen lesen. Sprichst du vielleicht: es braucht es dieses nicht: Es macht mir iedes Körnchen Sand Dieß: GOtt Jst Groß, weit kürtzer noch bekannt; So lob' ich deinen Unterricht, Und find' ich allerdings auch von der Gottheit, Spuhren Jn deinen Abbreviaturen. Danck-
Bluhmen-Schrift. So ſcheint es, daß darin was ſonderliches liege,Woran ich wenigſtens mich recht vergnuͤge: Goldlacken hat ein G; Die Oſter-Bluhm’ ein O; die Tulipan ein T; Der letztern ſetz ich zwey: ſo iſt der Nahm zu leſen Von dem allgegenwaͤrtgen Weſen. Jonquillen, Sammet-Bluhm und Thlaspi zeigen Mir drauf das Woͤrtchen IST, gantz eigen. Wenn ich Gentianell zu einer Roſe binde, Orangen-Bluͤhte nebſt Salbey, So deucht mich, daß ich voller Klarheit, Als eine unleugbare Wahrheit, Dieß: GOTT IST GROS, drin finde. Formirete man ſich dergleichen Zeichen mir, Wie alle Lettern ja ſonſt nichts, als Zeichen, ſeyn; So wuͤrden wir vielleicht im Buche der Natur, Von dem allgegenwaͤrtgen Weſen, Und Seiner Allmacht Licht und Schein, Gar bald viel Wunder lernen leſen. Sprichſt du vielleicht: es braucht es dieſes nicht: Es macht mir iedes Koͤrnchen Sand Dieß: GOtt Jſt Groß, weit kuͤrtzer noch bekannt; So lob’ ich deinen Unterricht, Und find’ ich allerdings auch von der Gottheit, Spuhren Jn deinen Abbreviaturen. Danck-
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Bluhmen-Schrift.
So ſcheint es, daß darin was ſonderliches liege,
Woran ich wenigſtens mich recht vergnuͤge:
Goldlacken hat ein G;
Die Oſter-Bluhm’ ein O; die Tulipan ein T;
Der letztern ſetz ich zwey: ſo iſt der Nahm zu leſen
Von dem allgegenwaͤrtgen Weſen.
Jonquillen, Sammet-Bluhm und Thlaspi zeigen
Mir drauf das Woͤrtchen IST, gantz eigen.
Wenn ich Gentianell zu einer Roſe binde,
Orangen-Bluͤhte nebſt Salbey,
So deucht mich, daß ich voller Klarheit,
Als eine unleugbare Wahrheit,
Dieß: GOTT IST GROS, drin finde.
Formirete man ſich dergleichen Zeichen mir,
Wie alle Lettern ja ſonſt nichts, als Zeichen, ſeyn;
So wuͤrden wir vielleicht im Buche der Natur,
Von dem allgegenwaͤrtgen Weſen,
Und Seiner Allmacht Licht und Schein,
Gar bald viel Wunder lernen leſen.
Sprichſt du vielleicht: es braucht es dieſes nicht:
Es macht mir iedes Koͤrnchen Sand
Dieß: GOtt Jſt Groß, weit kuͤrtzer noch bekannt;
So lob’ ich deinen Unterricht,
Und find’ ich allerdings auch von der Gottheit, Spuhren
Jn deinen Abbreviaturen.
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Zitationshilfe: | Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/77>, abgerufen am 23.07.2024. |