Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Fröhliche Betrachtung
Jn betrachteten Geschöpffen, Jhm zu Ehren, rückwerts
strahlet!
Welch ein reitzendes Gemählde! das, durch Weisheit und
durch Lust,
Auch so gar bey harten Waffen, sich, in Deiner Helden-Brust,
Aus der zärtlichsten Empfindung schönsten Farben, selber
mahlet!
Grosser Land-Graf, dessen Faust ein gefürchtet Schwerdt
zu führen,
Auch zugleich die süssen Saiten wunderbarlich süß zu rühren,
Gleich geschickt, gleich fertig ist! Dein Ruhm ist nicht zu
verschweigen,
Ja, so wenig, als die Wunder, welche Schwartzburgs Gün-
thers Geist,
Der längst gantz Europa füllet, aller Welt zum Wunder
weis't;
Deine weise Helden-Seele fängt jetzt an der Welt zu zeigen,
Daß nunmehr, o neues Wunder! GOtt, von Grossen die-
ser Erde,
Richt nur im Geschöpf' erkannt, ja so gar besungen werde:
Und zwar so, daß (Salomon, Job und David ausgenommen)
Keiner, er sey wer er sey, aus der Fürsten-Dichter-Orden
Und durchlauchtigen Poeten, seit die Welt erschaffen
worden,
Auf dem geistlichen Parnaß ie so hoch empor gekommen.
Welche Exempel wird die Welt, Herr, an Deinen Lie-
dern nehmen!
Welche Folge wird man nicht, durch dieß grosse Beyspiel
sehn!
Wird sich auch wol iemand künfftig (wie bishero wol ge-
schehn,
Auch wol unter Geistlichen) GOtt als Schöpffer zu erhöhn,
Und in Seinen Wundern Jhn zu verehren, ferner schämen?
Jch
Froͤhliche Betrachtung
Jn betrachteten Geſchoͤpffen, Jhm zu Ehren, ruͤckwerts
ſtrahlet!
Welch ein reitzendes Gemaͤhlde! das, durch Weisheit und
durch Luſt,
Auch ſo gar bey harten Waffen, ſich, in Deiner Helden-Bruſt,
Aus der zaͤrtlichſten Empfindung ſchoͤnſten Farben, ſelber
mahlet!
Groſſer Land-Graf, deſſen Fauſt ein gefuͤrchtet Schwerdt
zu fuͤhren,
Auch zugleich die ſuͤſſen Saiten wunderbarlich ſuͤß zu ruͤhren,
Gleich geſchickt, gleich fertig iſt! Dein Ruhm iſt nicht zu
verſchweigen,
Ja, ſo wenig, als die Wunder, welche Schwartzburgs Guͤn-
thers Geiſt,
Der laͤngſt gantz Europa fuͤllet, aller Welt zum Wunder
weiſ’t;
Deine weiſe Helden-Seele faͤngt jetzt an der Welt zu zeigen,
Daß nunmehr, o neues Wunder! GOtt, von Groſſen die-
ſer Erde,
Richt nur im Geſchoͤpf’ erkannt, ja ſo gar beſungen werde:
Und zwar ſo, daß (Salomon, Job und David ausgenommen)
Keiner, er ſey wer er ſey, aus der Fuͤrſten-Dichter-Orden
Und durchlauchtigen Poeten, ſeit die Welt erſchaffen
worden,
Auf dem geiſtlichen Parnaß ie ſo hoch empor gekommen.
Welche Exempel wird die Welt, Herr, an Deinen Lie-
dern nehmen!
Welche Folge wird man nicht, durch dieß groſſe Beyſpiel
ſehn!
Wird ſich auch wol iemand kuͤnfftig (wie bishero wol ge-
ſchehn,
Auch wol unter Geiſtlichen) GOtt als Schoͤpffer zu erhoͤhn,
Und in Seinen Wundern Jhn zu verehren, ferner ſchaͤmen?
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0056" n="24"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fro&#x0364;hliche Betrachtung</hi> </fw><lb/>
            <l>Jn betrachteten Ge&#x017F;cho&#x0364;pffen, Jhm zu Ehren, ru&#x0364;ckwerts</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;trahlet!</hi> </l><lb/>
            <l>Welch ein reitzendes Gema&#x0364;hlde! das, durch Weisheit und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">durch Lu&#x017F;t,</hi> </l><lb/>
            <l>Auch &#x017F;o gar bey harten Waffen, &#x017F;ich, in Deiner Helden-Bru&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Aus der za&#x0364;rtlich&#x017F;ten Empfindung &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Farben, &#x017F;elber</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">mahlet!</hi> </l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Gro&#x017F;&#x017F;er Land-Graf,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Fau&#x017F;t ein gefu&#x0364;rchtet Schwerdt</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">zu fu&#x0364;hren,</hi> </l><lb/>
            <l>Auch zugleich die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Saiten wunderbarlich &#x017F;u&#x0364;ß zu ru&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Gleich ge&#x017F;chickt, gleich fertig i&#x017F;t! Dein Ruhm i&#x017F;t nicht zu</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ver&#x017F;chweigen,</hi> </l><lb/>
            <l>Ja, &#x017F;o wenig, als die Wunder, welche Schwartzburgs <hi rendition="#fr">Gu&#x0364;n-</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">thers</hi> Gei&#x017F;t,</hi> </l><lb/>
            <l>Der la&#x0364;ng&#x017F;t gantz Europa fu&#x0364;llet, aller Welt zum Wunder</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wei&#x017F;&#x2019;t;</hi> </l><lb/>
            <l>Deine wei&#x017F;e Helden-Seele fa&#x0364;ngt jetzt an der Welt zu zeigen,</l><lb/>
            <l>Daß nunmehr, o neues Wunder! GOtt, von Gro&#x017F;&#x017F;en die-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;er Erde,</hi> </l><lb/>
            <l>Richt nur im Ge&#x017F;cho&#x0364;pf&#x2019; erkannt, ja &#x017F;o gar be&#x017F;ungen werde:</l><lb/>
            <l>Und zwar &#x017F;o, daß (Salomon, Job und David ausgenommen)</l><lb/>
            <l>Keiner, er &#x017F;ey wer er &#x017F;ey, aus der Fu&#x0364;r&#x017F;ten-Dichter-Orden</l><lb/>
            <l>Und durchlauchtigen Poeten, &#x017F;eit die Welt er&#x017F;chaffen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">worden,</hi> </l><lb/>
            <l>Auf dem gei&#x017F;tlichen Parnaß ie &#x017F;o hoch empor gekommen.</l><lb/>
            <l>Welche Exempel wird die Welt, Herr, an <hi rendition="#fr">Deinen</hi> Lie-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">dern nehmen!</hi> </l><lb/>
            <l>Welche Folge wird man nicht, durch dieß gro&#x017F;&#x017F;e Bey&#x017F;piel</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ehn!</hi> </l><lb/>
            <l>Wird &#x017F;ich auch wol iemand ku&#x0364;nfftig (wie bishero wol ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chehn,</hi> </l><lb/>
            <l>Auch wol unter Gei&#x017F;tlichen) GOtt als Scho&#x0364;pffer zu erho&#x0364;hn,</l><lb/>
            <l>Und in Seinen Wundern Jhn zu verehren, ferner &#x017F;cha&#x0364;men?</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0056] Froͤhliche Betrachtung Jn betrachteten Geſchoͤpffen, Jhm zu Ehren, ruͤckwerts ſtrahlet! Welch ein reitzendes Gemaͤhlde! das, durch Weisheit und durch Luſt, Auch ſo gar bey harten Waffen, ſich, in Deiner Helden-Bruſt, Aus der zaͤrtlichſten Empfindung ſchoͤnſten Farben, ſelber mahlet! Groſſer Land-Graf, deſſen Fauſt ein gefuͤrchtet Schwerdt zu fuͤhren, Auch zugleich die ſuͤſſen Saiten wunderbarlich ſuͤß zu ruͤhren, Gleich geſchickt, gleich fertig iſt! Dein Ruhm iſt nicht zu verſchweigen, Ja, ſo wenig, als die Wunder, welche Schwartzburgs Guͤn- thers Geiſt, Der laͤngſt gantz Europa fuͤllet, aller Welt zum Wunder weiſ’t; Deine weiſe Helden-Seele faͤngt jetzt an der Welt zu zeigen, Daß nunmehr, o neues Wunder! GOtt, von Groſſen die- ſer Erde, Richt nur im Geſchoͤpf’ erkannt, ja ſo gar beſungen werde: Und zwar ſo, daß (Salomon, Job und David ausgenommen) Keiner, er ſey wer er ſey, aus der Fuͤrſten-Dichter-Orden Und durchlauchtigen Poeten, ſeit die Welt erſchaffen worden, Auf dem geiſtlichen Parnaß ie ſo hoch empor gekommen. Welche Exempel wird die Welt, Herr, an Deinen Lie- dern nehmen! Welche Folge wird man nicht, durch dieß groſſe Beyſpiel ſehn! Wird ſich auch wol iemand kuͤnfftig (wie bishero wol ge- ſchehn, Auch wol unter Geiſtlichen) GOtt als Schoͤpffer zu erhoͤhn, Und in Seinen Wundern Jhn zu verehren, ferner ſchaͤmen? Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/56
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/56>, abgerufen am 23.11.2024.