Da ich nunmehr erwege, wie so lange Jch nun bereits von Dir so viele Gnad empfange, Und Du nunmehr, zu meinem Leben, Mir ein halb Seculum bereits gegeben.
Jch habe funfzig mahl die Bäum' im Frühling blühn, Und funfzig mahl die gelben Aehren mähn, Jch habe funfzig mahl die Blätter fallen sehn, Und funfzig mahl mit Schnee die Felder überziehn. Dafür nun müss' o grosser Schöpfer, Dir, Der Du des Lebens-Quell allein, So von den meinigen, als mir, Lob, Ehr und Preis gesungen seyn.
Hab' ewig Danck, daß Du, nebst meinem Leben, Und ungezehlter Gnad, auch die annoch gegeben, Daß ich weit mehr als funfzig mahl, O Schöpfer! Deiner Allmacht Strahl, Mit welchem Du die Welt geschmücket, Jn ihrem Wechsel angeblicket, Und Deine Weisheit, Lieb' und Macht Jn deiner Creaturen Pracht, Weil sie mir offt aus Hertz gedrungen, Bewundert, und mit Lust besungen.
Ach! gönne mir (wofern Du mir hienieden Den Wechsel der Natur noch mehr zu sehn beschieden) Daß ich von der so schönen Welt, Auf solche Weis', als Dirs gefällt, Ohn Unterlaß beständig sey gerühret! Auch daß, nebst mir, in ernster Lust, Auch andrer Menschen Aug und Brust
Von
Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.
Da ich nunmehr erwege, wie ſo lange Jch nun bereits von Dir ſo viele Gnad empfange, Und Du nunmehr, zu meinem Leben, Mir ein halb Seculum bereits gegeben.
Jch habe funfzig mahl die Baͤum’ im Fruͤhling bluͤhn, Und funfzig mahl die gelben Aehren maͤhn, Jch habe funfzig mahl die Blaͤtter fallen ſehn, Und funfzig mahl mit Schnee die Felder uͤberziehn. Dafuͤr nun muͤſſ’ o groſſer Schoͤpfer, Dir, Der Du des Lebens-Quell allein, So von den meinigen, als mir, Lob, Ehr und Preis geſungen ſeyn.
Hab’ ewig Danck, daß Du, nebſt meinem Leben, Und ungezehlter Gnad, auch die annoch gegeben, Daß ich weit mehr als funfzig mahl, O Schoͤpfer! Deiner Allmacht Strahl, Mit welchem Du die Welt geſchmuͤcket, Jn ihrem Wechſel angeblicket, Und Deine Weisheit, Lieb’ und Macht Jn deiner Creaturen Pracht, Weil ſie mir offt aus Hertz gedrungen, Bewundert, und mit Luſt beſungen.
Ach! goͤnne mir (wofern Du mir hienieden Den Wechſel der Natur noch mehr zu ſehn beſchieden) Daß ich von der ſo ſchoͤnen Welt, Auf ſolche Weiſ’, als Dirs gefaͤllt, Ohn Unterlaß beſtaͤndig ſey geruͤhret! Auch daß, nebſt mir, in ernſter Luſt, Auch andrer Menſchen Aug und Bruſt
Von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="48"><l><pbfacs="#f0550"n="518"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.</hi></fw></l><lb/><l>Da ich nunmehr erwege, wie ſo lange</l><lb/><l>Jch nun bereits von Dir ſo viele Gnad empfange,</l><lb/><l>Und Du nunmehr, zu meinem Leben,</l><lb/><l>Mir ein halb Seculum bereits gegeben.</l></lg><lb/><lgn="49"><l>Jch habe funfzig mahl die Baͤum’ im Fruͤhling bluͤhn,</l><lb/><l>Und funfzig mahl die gelben Aehren maͤhn,</l><lb/><l>Jch habe funfzig mahl die Blaͤtter fallen ſehn,</l><lb/><l>Und funfzig mahl mit Schnee die Felder uͤberziehn.</l><lb/><l>Dafuͤr nun muͤſſ’ o groſſer Schoͤpfer, Dir,</l><lb/><l>Der Du des Lebens-Quell allein,</l><lb/><l>So von den meinigen, als mir,</l><lb/><l>Lob, Ehr und Preis geſungen ſeyn.</l></lg><lb/><lgn="50"><l>Hab’ ewig Danck, daß Du, nebſt meinem Leben,</l><lb/><l>Und ungezehlter Gnad, auch die annoch gegeben,</l><lb/><l>Daß ich weit mehr als funfzig mahl,</l><lb/><l>O Schoͤpfer! Deiner Allmacht Strahl,</l><lb/><l>Mit welchem Du die Welt geſchmuͤcket,</l><lb/><l>Jn ihrem Wechſel angeblicket,</l><lb/><l>Und Deine Weisheit, Lieb’ und Macht</l><lb/><l>Jn deiner Creaturen Pracht,</l><lb/><l>Weil ſie mir offt aus Hertz gedrungen,</l><lb/><l>Bewundert, und mit Luſt beſungen.</l></lg><lb/><lgn="51"><l>Ach! goͤnne mir (wofern Du mir hienieden</l><lb/><l>Den Wechſel der Natur noch mehr zu ſehn beſchieden)</l><lb/><l>Daß ich von der ſo ſchoͤnen Welt,</l><lb/><l>Auf ſolche Weiſ’, als Dirs gefaͤllt,</l><lb/><l>Ohn Unterlaß beſtaͤndig ſey geruͤhret!</l><lb/><l>Auch daß, nebſt mir, in ernſter Luſt,</l><lb/><l>Auch andrer Menſchen Aug und Bruſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Von</fw><lb/></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[518/0550]
Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.
Da ich nunmehr erwege, wie ſo lange
Jch nun bereits von Dir ſo viele Gnad empfange,
Und Du nunmehr, zu meinem Leben,
Mir ein halb Seculum bereits gegeben.
Jch habe funfzig mahl die Baͤum’ im Fruͤhling bluͤhn,
Und funfzig mahl die gelben Aehren maͤhn,
Jch habe funfzig mahl die Blaͤtter fallen ſehn,
Und funfzig mahl mit Schnee die Felder uͤberziehn.
Dafuͤr nun muͤſſ’ o groſſer Schoͤpfer, Dir,
Der Du des Lebens-Quell allein,
So von den meinigen, als mir,
Lob, Ehr und Preis geſungen ſeyn.
Hab’ ewig Danck, daß Du, nebſt meinem Leben,
Und ungezehlter Gnad, auch die annoch gegeben,
Daß ich weit mehr als funfzig mahl,
O Schoͤpfer! Deiner Allmacht Strahl,
Mit welchem Du die Welt geſchmuͤcket,
Jn ihrem Wechſel angeblicket,
Und Deine Weisheit, Lieb’ und Macht
Jn deiner Creaturen Pracht,
Weil ſie mir offt aus Hertz gedrungen,
Bewundert, und mit Luſt beſungen.
Ach! goͤnne mir (wofern Du mir hienieden
Den Wechſel der Natur noch mehr zu ſehn beſchieden)
Daß ich von der ſo ſchoͤnen Welt,
Auf ſolche Weiſ’, als Dirs gefaͤllt,
Ohn Unterlaß beſtaͤndig ſey geruͤhret!
Auch daß, nebſt mir, in ernſter Luſt,
Auch andrer Menſchen Aug und Bruſt
Von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/550>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.