Die zwischen ihnen ist, ein wenig nach! da sie, Wie gar entsetzlich weit gleich ihre Wege, nie Einander hinderlich; Ja da sie unter sich und von einander gar, O Wunder! so entfernt, daß auch die Schatten nicht, Bey ihrem nimmer stillen rennen, Sie treffen noch erreichen können?
Betrachten wir zuerst nur bloß des Mondes Kreis, Der, wie man aus der Stern-Kunst weiß, Der allerkleineste von allen, die man kennet; So ist sein Durchschnitt doch vom monatlichen Gang Noch ungefehr Auf zwanzig tausend Meilen mehr, Als hundert tausend Meilen lang. Der Kreis, durch den, nebst ihm, die Erde jährlich rennet, Auf der wir Menschen wohnen, Jst drey und vierzig Millionen Allein in seinem Durchschnitt groß.
So schrecklich diese Gröss', ist iedennoch die Schooß Des allgemeinen Raums so wunderbar Und unbegreifflich weit- und grösser, daß es klar, Wie unsrer Welt, sie geh' auch, wo sie gehet, Kein Cörper ie im Wege stehet. Allein, Es wird auch dieser Kreis (wie groß er) wieder klein, Wenn wir auf jene Kreis' entfernter Jrr-Stern' achten, Jn welchen sie, ohn Aufschub, ohn verweilen, Sammt ihren vielen Monden, eilen, Und etwa vom Saturn des Lauffes Kreis betrachten;
So
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Die zwiſchen ihnen iſt, ein wenig nach! da ſie, Wie gar entſetzlich weit gleich ihre Wege, nie Einander hinderlich; Ja da ſie unter ſich und von einander gar, O Wunder! ſo entfernt, daß auch die Schatten nicht, Bey ihrem nimmer ſtillen rennen, Sie treffen noch erreichen koͤnnen?
Betrachten wir zuerſt nur bloß des Mondes Kreis, Der, wie man aus der Stern-Kunſt weiß, Der allerkleineſte von allen, die man kennet; So iſt ſein Durchſchnitt doch vom monatlichen Gang Noch ungefehr Auf zwanzig tauſend Meilen mehr, Als hundert tauſend Meilen lang. Der Kreis, durch den, nebſt ihm, die Erde jaͤhrlich rennet, Auf der wir Menſchen wohnen, Jſt drey und vierzig Millionen Allein in ſeinem Durchſchnitt groß.
So ſchrecklich dieſe Groͤſſ’, iſt iedennoch die Schooß Des allgemeinen Raums ſo wunderbar Und unbegreifflich weit- und groͤſſer, daß es klar, Wie unſrer Welt, ſie geh’ auch, wo ſie gehet, Kein Coͤrper ie im Wege ſtehet. Allein, Es wird auch dieſer Kreis (wie groß er) wieder klein, Wenn wir auf jene Kreiſ’ entfernter Jrr-Stern’ achten, Jn welchen ſie, ohn Aufſchub, ohn verweilen, Sammt ihren vielen Monden, eilen, Und etwa vom Saturn des Lauffes Kreis betrachten;
So
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Die zwiſchen ihnen iſt, ein wenig nach! da ſie,
Wie gar entſetzlich weit gleich ihre Wege, nie
Einander hinderlich;
Ja da ſie unter ſich und von einander gar,
O Wunder! ſo entfernt, daß auch die Schatten nicht,
Bey ihrem nimmer ſtillen rennen,
Sie treffen noch erreichen koͤnnen?
Betrachten wir zuerſt nur bloß des Mondes Kreis,
Der, wie man aus der Stern-Kunſt weiß,
Der allerkleineſte von allen, die man kennet;
So iſt ſein Durchſchnitt doch vom monatlichen Gang
Noch ungefehr
Auf zwanzig tauſend Meilen mehr,
Als hundert tauſend Meilen lang.
Der Kreis, durch den, nebſt ihm, die Erde jaͤhrlich rennet,
Auf der wir Menſchen wohnen,
Jſt drey und vierzig Millionen
Allein in ſeinem Durchſchnitt groß.
So ſchrecklich dieſe Groͤſſ’, iſt iedennoch die Schooß
Des allgemeinen Raums ſo wunderbar
Und unbegreifflich weit- und groͤſſer, daß es klar,
Wie unſrer Welt, ſie geh’ auch, wo ſie gehet,
Kein Coͤrper ie im Wege ſtehet.
Allein,
Es wird auch dieſer Kreis (wie groß er) wieder klein,
Wenn wir auf jene Kreiſ’ entfernter Jrr-Stern’ achten,
Jn welchen ſie, ohn Aufſchub, ohn verweilen,
Sammt ihren vielen Monden, eilen,
Und etwa vom Saturn des Lauffes Kreis betrachten;
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/499>, abgerufen am 23.07.2024.
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