Allein: So lang ich GOTT, mit Recht, die ewge Liebe nenne, Kann ich, und muß mit Recht von Seiner Güte dencken, Daß es Jhm anders nicht, als wol gefallen werde, Wenn Seine Wunder sich in unsre Seele sencken: Wenn unser Geist, durch der Geschöpfe Pracht, Am Himmel, und hier auf der Erden, Die Er, aus Lieb' allein, für uns gemacht, Und ihre Lieblichkeit, zu Seinem Ruhm, gerühret, Ein inniglich Vergnügen spühret.
Dieß fühl ich nun anietzt, o HErr, durch deine Gunst: Jch fühl in der darob erstaunten Seele, Wann ich dein Werck betracht, wann ich die Wunder zehle, Die nicht zu zehlen sind, ein' angenehme Brunst, Ein süsses Freuden-Feur, voll heisser Andacht-Triebe, Voll Ehrerbietigkeit, Erkenntlichkeit und Liebe, Und voll Begierde, Dir, o Schöpfer, zu gefallen, Jn meinem gantzen Wesen wallen.
Um nun von dieser Loh den Ausbruch euch zu zeigen, So will ich abermahl, zu Seiner Ehr, Jns unbegrentzt' und Boden-lose Meer Der vielen Creaturen steigen, Um aus der Meng', Gröss', und der Beschaffenheit Der Werck' uns immer mehr Begriff zu machen Von dessen Weißheit, Lieb, und Macht, Und Gröss', und Majestät, und Herrlichkeit, Der solcher Wercke Gröss' und Pracht Erschaffen, und aus nichts hervor gebracht.
Dieweil nun nichts so sehr, Von des Vollkommenen Vollkommenheit|,
Uns
Neu-Jahrs-Gedicht.
Allein: So lang ich GOTT, mit Recht, die ewge Liebe nenne, Kann ich, und muß mit Recht von Seiner Guͤte dencken, Daß es Jhm anders nicht, als wol gefallen werde, Wenn Seine Wunder ſich in unſre Seele ſencken: Wenn unſer Geiſt, durch der Geſchoͤpfe Pracht, Am Himmel, und hier auf der Erden, Die Er, aus Lieb’ allein, fuͤr uns gemacht, Und ihre Lieblichkeit, zu Seinem Ruhm, geruͤhret, Ein inniglich Vergnuͤgen ſpuͤhret.
Dieß fuͤhl ich nun anietzt, o HErr, durch deine Gunſt: Jch fuͤhl in der darob erſtaunten Seele, Wann ich dein Werck betracht, wann ich die Wunder zehle, Die nicht zu zehlen ſind, ein’ angenehme Brunſt, Ein ſuͤſſes Freuden-Feur, voll heiſſer Andacht-Triebe, Voll Ehrerbietigkeit, Erkenntlichkeit und Liebe, Und voll Begierde, Dir, o Schoͤpfer, zu gefallen, Jn meinem gantzen Weſen wallen.
Um nun von dieſer Loh den Ausbruch euch zu zeigen, So will ich abermahl, zu Seiner Ehr, Jns unbegrentzt’ und Boden-loſe Meer Der vielen Creaturen ſteigen, Um aus der Meng’, Groͤſſ’, und der Beſchaffenheit Der Werck’ uns immer mehr Begriff zu machen Von deſſen Weißheit, Lieb, und Macht, Und Groͤſſ’, und Majeſtaͤt, und Herrlichkeit, Der ſolcher Wercke Groͤſſ’ und Pracht Erſchaffen, und aus nichts hervor gebracht.
Dieweil nun nichts ſo ſehr, Von des Vollkommenen Vollkommenheit|,
Uns
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Allein:
So lang ich GOTT, mit Recht, die ewge Liebe nenne,
Kann ich, und muß mit Recht von Seiner Guͤte dencken,
Daß es Jhm anders nicht, als wol gefallen werde,
Wenn Seine Wunder ſich in unſre Seele ſencken:
Wenn unſer Geiſt, durch der Geſchoͤpfe Pracht,
Am Himmel, und hier auf der Erden,
Die Er, aus Lieb’ allein, fuͤr uns gemacht,
Und ihre Lieblichkeit, zu Seinem Ruhm, geruͤhret,
Ein inniglich Vergnuͤgen ſpuͤhret.
Dieß fuͤhl ich nun anietzt, o HErr, durch deine Gunſt:
Jch fuͤhl in der darob erſtaunten Seele,
Wann ich dein Werck betracht, wann ich die Wunder zehle,
Die nicht zu zehlen ſind, ein’ angenehme Brunſt,
Ein ſuͤſſes Freuden-Feur, voll heiſſer Andacht-Triebe,
Voll Ehrerbietigkeit, Erkenntlichkeit und Liebe,
Und voll Begierde, Dir, o Schoͤpfer, zu gefallen,
Jn meinem gantzen Weſen wallen.
Um nun von dieſer Loh den Ausbruch euch zu zeigen,
So will ich abermahl, zu Seiner Ehr,
Jns unbegrentzt’ und Boden-loſe Meer
Der vielen Creaturen ſteigen,
Um aus der Meng’, Groͤſſ’, und der Beſchaffenheit
Der Werck’ uns immer mehr Begriff zu machen
Von deſſen Weißheit, Lieb, und Macht,
Und Groͤſſ’, und Majeſtaͤt, und Herrlichkeit,
Der ſolcher Wercke Groͤſſ’ und Pracht
Erſchaffen, und aus nichts hervor gebracht.
Dieweil nun nichts ſo ſehr,
Von des Vollkommenen Vollkommenheit|,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/493>, abgerufen am 23.07.2024.
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